Die Kuhsee-Marathon-Challenge – kurz: KMC – geht in die achte Runde. Was damals mit einer kleinen Gruppe begann, ist heute schon ein richtiges Event. Dieter Schaab übernahm in den letzten Jahren die Organisation. Heute ist das für ihn allein nicht mehr möglich. Dieter bekommt von Yvonne Kaleja und Frank Roland tatkräftig Unterstützung. Das ist auch dringend notwendig, denn die fünfzig Startplätze sind schnell vergeben. Wer mit der Anmeldung zu spät dran ist, schaut mit dem Ofenrohr ins Gebirge.
Offizieller Start ist um neun Uhr am Sonntagmorgen. Für Frühaufsteher ist es auch möglich schon um acht Uhr loszulaufen. Da ich lieber bis acht Uhr im Bett liege, entscheide ich mich für den Start um neun Uhr. Ein Pflichttermin für alle ist jedoch das Gruppenfoto kurz vor dem eigentlichen Start. Ich bin etwas zu früh am Kuhsee und ich freue mich die ganzen Laufnarrischen mal wieder zu treffen. Dieter erklärt mir, dass ich noch schnell die erste Runde laufen kann. Es sind noch zwanzig Minuten Zeit. Meine Laufuhr ziert sich etwas. Sie will einfach den Satelliten nicht finden. Wir haben strahlend blauen Himmel, daher sollte es doch eigentlich kein Problem sein. Schließlich wird der Balken doch grün und ich kann noch eine Runde hinter mich bringen, auch ohne groß hetzen zu müssen.
Bernie und Charly sind schon unterwegs und haben bereits drei Runden hinter sich, also zwei Runden Vorsprung. Um kurz vor neun Uhr steht die ganze Meute am Start, damit das Gruppenfoto erledigt werden kann. Wer auf dem Foto nicht drauf ist, der war auch nicht am Start. So ist zumindest Dieters Aussage. Ein kleines Problem tut sich auf. Irgendwer muss das Foto auch machen. Bernie und ich stehen schon gewohnheitsmäßig mit den Kameras parat und wir bringen das riesige Starterfeld kaum auf ein Bild. Schließlich ist es doch geschafft und Dieter will noch ein paar Worte an uns richten. Zunächst gibt es erst mal ein kleines Präsent für Frank, denn er hat ausgerechnet heute Geburtstag.
Danach werden noch kurz die Regeln erklärt. Die erste Runde ist zwingend im Uhrzeigersinn zu laufen. Danach kann beliebig die Richtung geändert werden. Am Ende zeigt Dieter noch die neueste Medaille. Er hat sich beim Design schon immer viel Mühe gegeben und es waren schon tolle Dinger dabei. Diese kenne ich allerdings nur von den Fotos, da ich bei meinen ersten beiden Teilnahmen nicht finishen konnte. Dieter ist sichtlich stolz auf das neue Teil und hält es uns zur Motivation schon mal vor die Nase. Egal ob ich heute laufen oder gehen oder sogar kriechen werde. Aufgeben ist heute nicht drin. Ich will sie haben und so steht es auch auf der wirklich beeindruckenden Medaille. Dieter preist sie als die schönste Medaille der Welt an und ich habe kaum Zweifel an seiner Aussage. Sorry Bernie, auch Du hast immer wieder schöne Medaillen gefertigt und ich will jetzt auch keine Reihenfolge aufstellen. Aber in die Top 10 schafft ihr es beide.
Mit einer großen Kuhglocke (mit was auch sonst?) läutet Dieter den Start ein. Es ist ein beeindruckendes Feld, das sich in Bewegung setzt und ich habe von hinten den perfekten Überblick. 18 Runden um den Kuhsee liegen nun vor mir, besser gesagt 17, denn eine habe ich schon hinter mir. Da Durchlaufen für mich noch immer nicht möglich ist, versuche ich es mit der Zwei-Eins-Taktik. Zwei Runden laufen und eine gehen. Die zweite Runde teile ich mir mit Bernie, der schon auf der vierten ist. Wir können mal wieder etwas ratschen. Ich denke, ich kann es mir sparen, die Strecke zu beschreiben. Das haben Bernie und ich im Rahmen der Lech-Marathons schon öfters gemacht. Die Runden zwei und drei verlaufen unspektakulär.
Am Ende der Runde stehen zwei Tische mit flüssiger und fester Verpflegung, die größtenteils von den Läufern selbst mitgebracht wurden und untereinander selbstverständlich auch geteilt wird. Nun darf ich eine Runde gehen. Es ist auch noch ruhig am Kuhsee. Hier und da wird ein Hund Gassi geführt oder auch Kinder. Diese werden jedoch überwiegend nicht geführt, sondern können sich an den Spielplätzen austoben. Die Sonne gibt sich Mühe, die Luft etwas zu erwärmen. Die Mühe ist leider vergebens und es bleibt bei geschätzten zwei bis drei Grad. Aber es ist trocken und windstill, so ist es doch angenehm zu laufen.
Die nächsten zwei Laufrunden stehen an. Schön langsam, aber sicher kristallisieren sich auch die schnelleren Läufer heraus. Es wird gegrüßt, gelächelt oder es gibt einfach mal einen Daumen hoch. Der ein oder andere hat schon die Richtung gewechselt und es wuselt jetzt ordentlich rund um den Kuhsee. So mancher Spaziergänger schaut sich auch mal verwirrt um. So viele Läufer am frühen Sonntagmorgen gibt es am Kuhsee nicht jeden Tag. Auch diese zwei Runden laufen ordentlich, trotzdem freue ich mich, dass ich wieder eine gehen darf. Bernie weist mich noch auf die zahlreichen Bänke rund um den See hin. Noch will ich ans Banking nicht denken und zumindest bis zum Halbmarathon vernünftig laufen. Apropos Halbmarathon. Nicht nur einmal nehme ich meine Finger zu Hilfe, um nachzurechnen in welcher Runde ich eigentlich bin.
Irgendwann habe ich neun Finger ausgestreckt und ich gönne mir nicht nur eine etwas längere Pause, sondern auch einen Richtungswechsel. Ich bilde mir ein, dass das eine neue Motivation gibt. Die Hälfte ist geschafft und man läuft nun praktisch schon wieder zurück. Manchmal will der Kopf halt einfach ein bisschen betrogen werden. Das funktioniert anfangs ganz gut, doch dann muss ich meine Taktik nochmal überdenken. Eine Runde laufen und eine Runde gehen, ist für mich keine Option, weshalb ich mich für bestimmte Etappen entscheide. Zum Beispiel laufe ich vom Start zum Hochablass. Danach erlaube ich mir wieder ein paar Meter zu gehen. Irgendwann kommt dann doch noch das Banking hinzu, aber wie schon in der Vergangenheit immer nur dreißig Sekunden. Die Sonne hat sich inzwischen auch verabschiedet und es beginnt leicht zu nieseln. Das stört mich gerade nicht und dass meine Wechselklamotten, die am Ziel auf mich warten nass und klamm werden auch nicht. Aber ehrlich gesagt nur, weil ich nicht dran denke.
Mit schweren Beinen komme ich mal wieder am Start-/Zielbereich vorbei und ich habe noch zwei Runden vor mir. Dieter verspricht mir, die letzte Runde mit mir zu laufen. Ich rate ihm jedoch, lediglich bis zum Hochablass mitzulaufen. Danach wird er sich vermutlich langweilen. Das Vorhaben klappt jedoch nicht ganz, denn es gibt tatsächlich noch einen Läufer hinter mir. Dieter wechselt noch ein paar Worte mit ihm und ich entwische unbemerkt. Zwei Bänke, einige Lauf- und Gehschritte später ist es dann geschafft. Ich bin im Ziel. Dieter und seine Eltern sind noch da und ich bekomme von Dieters Papa noch einen heißen Tee. Grüner Tee ist wahrlich nicht mein Favorit, aber etwas Warmes tut jetzt einfach gut.
Am Ende bekomme ich von Dieter sogar noch die schwere und zugleich weltschönste Medaille umgehängt. Eigentlich bekommen nur die Auswärtigen ihre Medaille nach dem Zieleinlauf überreicht. Dazu zähle ich nicht und müsste mich bis zum Silvesterlauf in Gersthofen gedulden. Unbewusst habe ich diese Regelung aber umgangen, da ich für den Silvesterlauf noch nicht gemeldet bin. Da hat Dieter seine Hausaufgaben wohl tatsächlich gemacht und die Starterliste schon vorab durchforstet. Jedenfalls habe ich meine Medaille und kann mich erschöpft, aber zufrieden auf den Weg nach Hause machen. Endlich 18! Zuvor waren es immer nur sechs oder sieben Runden, aber diesmal habe ich es geschafft. Danke an Yvonne, Frank und nicht zuletzt an Dieter. Und wer auch immer von Euch für das Design der Urkunde verantwortlich ist, mein Respekt ist sicher. Die steht der Medaille in nichts nach und ist ebenfalls richtig „kuhl“. |