Ganz im Zeichen des 100. Marathon/Ultra von Dieter Schaab steht heuer die 6. Austragung der Kuhsee Marathon Challenge, kurz KMC genannt. Der Run, um Augsburgs beliebten Badesee wird von ihm seit 2018 jährlich organisiert. Um „seinen 100sten“ auch bei „seiner Veranstaltung“ zu laufen, hat er sogar eine mehrwöchige Marathonpause in Kauf genommen.
Seit 2021 lässt sich Dieter ein Motto einfallen, das dann auf edlen Glasmedaillen präsentiert wird und die er selber dann in Handarbeit an seinem Laser produziert. „Niemand hat die Absicht 18 Runden zu laufen“, war das Motto 2021. Wir natürlich schon, denn genau so viele sind nötig, um bei einer Rundenlänge von knapp 2,4 km auf die erforderliche Marathondistanz zu gelangen, Genau sind es dann etwa 43,2 km. Der eine Kilometer mehr als die Marathondistanz, muss aber sein, sonst zählt der Lauf nach dem Reglement nicht als Finish.
Für heuer lautet das Motto: „Ob 18, 42 oder 100 – es ist nur eine Zahl im Kopf“, stammt von KMC-Miterfinder Dennis. Gerne dürfen es beim KMC auch weniger Runden sein, jeder ist willkommen und kann probieren die 18 Runden zu meistern. So viele wie noch nie, haben sich am Startplatz neben Pier 3, dem hintersten Kiosk am See eingefunden. Unter den fast 40 Startern befindet sich mit Michael Turzynski sogar einer der Mitgründer des 100 MC Deutschland, der heute seinen 945. Marathon/Ultra absolvieren wird. Udo Pitsch, die No. 1 im Augsburger Raum geht in seine 362. Langstrecke. Bei mir steht der 174., bei Charly der 125. an. Ebenfalls am Start ist Viktor Reger aus Oberbernbach, der sich zum Ziel gesetzt hat, heuer täglich 50 Kilometer zu laufen und es damit auf 18.250 km bringen will, was ihm einen Eintrag im Guinness Buch der Rekorde einbringen würde.
Frank hat zwei Tische organisiert, auf einem können private Getränke postiert werden, auf dem anderen kann sich jeder bedienen und da gibt es u.a. Glühwein, warmen Tee, dazu viele Leckereien, wie selbstgebackene Plätzchen, Kuchen, Lebkuchen und Rumkugeln. Nach einem Fototermin mit der gesamten Gruppe geht es mit einer kleinen Verspätung, kurz nach 9 Uhr los. Bei der Startzeit gibt es auch Ausnahmen, die muss nicht zwingend eingehalten werden. Christoph ist heute der erste und schon seit 5 Uhr unterwegs. Ein paar stoßen erst später dazu. Per GPX-Track ist die Kontrolle der absolvierten Strecke heutzutage kein Problem mehr.
Mit einer großen Kuhglocke wird der Start eingeläutet. Nach einer Streckenbesichtigung am Vortag, weiß ich bereits was auf uns zukommt. Nämlich eine ruppige Piste mit teilweise noch arg vereisten Abschnitten. Deshalb habe ich mich vorerst einmal für meine Icebugs mit Spikes entschieden. Wechselschuhe liegen im Auto, falls es noch besser wird. Im Laufe des Tages wird es vielleicht noch etwas abtauen, bei etwa 5 – 7 Grad plus.
Wir starten im Uhrzeigersinn Richtung Süden, von wo uns gleich ein unangenehmer kalter und böiger Wind entgegenbläst. Dafür hat es hier, auf der südöstlichen Seite des Sees kaum mehr Eisplatten. Was sich aber schnell nach Umrundung der Südspitze ändert. Grundsätzlich erlaubt ist laut Dieter auch, die Runden entgegengesetzt zu laufen, wovon im Verlauf des Rennens heute noch diverse Gebrauch machen.
Ein paar Sonnenstrahlen bescheren uns am Südende einen wunderschönen Überblick über den gesamten See, der ursprünglich nur eine größere Pfütze mit Altwasser des Lechs war. Sein Name geht zurück auf die Kühe, die vom nahen Schwabhof und anderen Landwirten, vor über 100 Jahren hier zur Tränke geführt wurden.
Nach dem letzten großen Hochwasser im August 1970, bei dem der Lech in Hochzoll für Zerstörung sorgte, beschloss der Stadtrat, auf der Ost- und Westseite des Lechs einen Hochwasserschutzdamm zu errichten. Der Kuhsee in seiner heutigen Form entstand durch die Kiesgewinnung aus dem Altwasserarm des südöstlich am Hochablass aufgestauten Lechs. Das künstliche Seebecken ist rund 17 Hektar groß und einen und bis fünf Meter tief.
Windstill präsentiert sich der ufernahe Weg an der Westseite, dafür gibt es hier aber noch viel Eis und Schnee. Auch einige Fischer haben sich eingefunden, sie dürfen hier ihre Ruten ungehindert auswerfen. Fischereirechtlich und juristisch gesehen ist der Kuhsee, bei welchem es sich immer noch um ein Altwasser handelt, ein Nebenarm des Lechs und somit kein See. Dieser Umstand ergab sich aus dem jahrhundertealten Recht der Augsburger Stadtfischer, welches verbrieft, dass ihnen alles gehört was der Lech gibt und nimmt. |