19.06.2021 Allgäu Panorama [Privat] Marathon – Second Trail
Autor: Bernie Manhard
 
 
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Es ist wieder mal wie immer beim APM, im Tal lähmende Hitze und von Ozon geschwängerte Luft. Mein Schädel pocht, mir schwirrt nach absolvierten 36 km die Liedzeile vom 74-er KISS-Song im Kopf umher:

„Hot, hot, hotter than hell
Burn you like the midday sun“


Ja klar, ich weiß schon, beim Lied handelt es sich um eine heiße Braut, aber der Text passt gerade ausgezeichnet, um mein Befinden auszudrücken. Seit einigen Kilometern sind meine Trinkvorräte aufgebracht, Kehle und Zunge furztrocken. Selber schuld, ich hab verpasst in Obermaiselstein für Nachschub zu sorgen und hier an der Weiler Ach und bis zur Iller gibt es keine Möglichkeit mehr nachzutanken. Zwei Kilometer schleppe ich mich bis zur Iller und nütze dort die erste Einstiegsmöglichkeit, um mich in die kühlen Fluten zu stürzen und mich so vor Überhitzung zu bewahren.

Unter ganz anderen Vorzeichen stand die Erstauflage des von Greppi initiierten Allgäu Panorama (Privat) Marathons im Oktober. Von Fönlage in den Schneesturm war damals das Gebot der Stunde. Nur drei von 15 Startern erreichten überhaupt das Ziel am Wonnemar, woraufhin wir beschlossen einen „Second Trial“ zu veranstalten und somit jedem Aussteiger einen zweiten Versuch zu gewähren. Greppi will unbedingt die restlichen 12 Medaillen unter die Leute bringen.

Verletzungen und wer weiß noch was, verhindern aber ein komplettes Starterfeld, so laden wir noch zusätzlich einige unserer Mitstreiter der letzten Wochen ein. Nachdem sich kurzfristig nochmal zwei Teilnehmer wegen Blessuren abmelden, sind wir nur mit 8 Personen am Start, wovon Carsten auch nur einen Trainingslauf über eine kürzere Distanz machen will.

Christoph weist mich im Vorfeld darauf hin, dass am Abend Deutschland gegen Portugal bei der EURO spielt, so legen wir den Start auf 9.00 Uhr fest. Im Nachhinein erweist sich das als Glücksfall, einer der heißesten Tage des bisherigen Jahres ist angesagt, wie immer eigentlich beim originalen APM, wo solche Temperaturen gang und gäbe sind. Axel Reusch, Veranstalter des APM und Spender der Originalmedaillen wollte uns eigentlich das Startkommando erteilen. Wir sind aber um zwei Minuten zu spät, er etwas früher dran, so ist er der Meinung, wir sind schon unterwegs. Greppi übernimmt den Start und los geht’s.

An der Iller entlang geht es zum Sonthofener See, wo sich auch bereits die ersten Sonnenanbeter und Badegäste eingefunden haben. Nach 3 km geht es an der Oberzollbrücke über den Eschersbach und die Einlaufphase ist beendet, jetzt geht’s auffi. Die jüngere Fraktion mit Dieter, Christoph und Carsten ist hier für uns längst nicht mehr in Sichtweite. An der Bergstation des Ofterschwanger Weltcup-Express-Bahn auf 1300 Meter Höhe haben wir knapp 8 km hinter uns. Die digitale Anzeigentafel vermeldet bereits 25,4 Grad.

Der Stuimändle Weg führt uns um das Ofterschwanger Horn. Saftige grüne Wiesen prägen hier das typische Allgäuer Landschaftsbild, für die zahlreichen Rindviecher lebt es sich hier bestimmt wie „Gott in Frankreich“. Für ein Gruppenbild mit Kühen, die sich hier auch ganz ungeniert auf den Wanderwegen rumtreiben, bietet sich eine günstige Gelegenheit. Unterhalb Sigiswanger und Rangiswanger Horn führt unser Weg auf den Weiherkopf, mit 1665 m der höchste Punkt unseres Kurses.

Am Gipelkreuz legen wir eine kleine Pause ein, dort kommen wir mit einem aus der Gegenrichtung kommenden Ulmer Sportskamerad ins Gespräch. Als er das MARATHON4YOU-Shirt von Greppi wahrnimmt, erzählt er uns, dass er regelmäßig die M4Y-Berichte von Bernie Manhard, Andreas Greppmeir und Andreas Bettingen liest. Bis dato weiß er aber noch nicht, dass wir jetzt tatsächlich vor ihm sitzen. Echt witzig. Wir haben leider keine Autogrammkarten dabei.

Ähnlich steil wie rauf auf den Gipfel geht es auch wieder runter. Der Sommerweg führt uns gemäßigt über das Berghaus Schwaben erneut auf über 1600 m zu einem Sattel mit Übergang nach Grasgehren. Trotz der relativ geringen Höhe hat man hier eine schöne Aussicht auf das Illertal und die Berge rund um Balderschwang und Grasgehren.

Allzu zackig sind wir heute nicht unterwegs, wir werden aber auch nicht von einem Besenläufer verfolgt und haben es somit auch nicht eilig. Nach gut 3:30 Std. erreichen wir den Biergarten der Grasgehrenhütte am Riedbergpass, wo wir erst einmal eine Pause einlegen. Die Gurgel muss benetzt und der Getränkevorrat nachgefüllt werden. Den Cut-Off des APM hätten wir mit der Zeit aber verpasst. Den Großteil der knapp 1400 Höhenmeter haben wir hier bereits hinter uns. Im Oktober war spätestens hier Feierabend für mich und die meisten anderen, zurück ging es mit dem Taxi. Heute schaut‘s super aus, der Himmel ist fast wolkenlos und nach Gewitter sieht es auch nicht aus. A bisserl warm isses halt.

Es ist wirklich schön im Biergarten mit einigen Bikern, aber leider müssen wir unseren Besuch kurzhalten. Abwärts führt uns ein Abschnitt oberhalb des Riedbergpasses entlang. Nach dessen Überquerung verschwinden wir aber wieder in den Almen und erreichen erstmal unsere Halbzeitmarke. Da mir jetzt keiner mehr folgen will, muss ich wohl alleine weiter. Das Fussballspiel ist kein Grund Gas zu geben, aber abwärts will ich einfach durchlaufen, bald ist keiner mehr hinter mir zu sehen. Durch das Lochbachtal führt eine schmale Teerstraße über 5 km stetig bergab. Nach genau 30 km ist der Downhill beendet.

Da ich nicht zum ersten Mal den Kurs absolviere, weiß ich natürlich, dass noch ein kleinerer Aufstieg vor Obermaiselstein folgt. Insgesamt sind es nur etwa 150 hm, aber die haben es wegen ihrer Steilheit, bis zu 35 %, vor allem aber wegen der Hitze nochmal in sich. Zudem ist der Track hier etwas irreführend, wir müssten über einen Stacheldraht in eine Kuhweide ein- und aufsteigen. Nach 500 Meter an einer Aussichtsbank mit wunderbarem Überblick passt’s dann wieder.

Am Ortseingang von Obermeiselstein lockt mich nochmal ein Biergarten, aber irgendwie zieht es mich so ganz alleine nicht hinein und ich lasse ihn links liegen …was sich dann aber noch gewaltig rächt. Der Abschnitt an der Ache entlang wird zäh, ich vernichte die Reste meiner warmen Wasservorräte, bin aber trotzdem wenig später vollkommen ausgetrocknet. Hot, hot, hotter than hell.

Das kühle Bad in der Iller bringt mich wieder etwas auf den Damm. Gerade als ich wieder hochsteige vom Ufer, kommen auch Judith und Andreas nach. Gemeinsam geht’s weiter. Ich kann jetzt aber doch wieder etwas besser laufen und mich wieder von den beiden absetzen. Einen Kilometer vor dem Ziel, als das Wonnemar bereits in Sicht ist, packe ich mein GPS ein, der Rest sollte ohne machbar sein. Denkste, ausgerechnet etwa 300 Meter vor dem Wonnemar, laufe ich unbewusst links am Sportplatz vorbei. Als ich meinem Fauxpas bemerke, habe ich auch keine Lust mehr umzukehren. Am Kreisverkehr an der Iller stoppe ich meine Zeit, mit genügend Strecke auf der Uhr.

Der zweite Versuch ist gelungen, wahrscheinlich weil es wettermäßig wie immer beim APM wahr: Hotter than hell.

 
   
 
Bernie
Greppi
7:50:32
9:38:40
 
 
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