Wer rastet, der rostet. Diese Aussage trifft nicht nur auf uns Läufer zu, sondern auch auf die Veranstalter. Viele Veranstalter klagen über schwindende Teilnehmerzahlen bei den Marathons, da sind neue Ideen gefragt, um die Läufer bei der Stange zu halten. Axel Reusch, Ausrichter der inzwischen 12. Auflage des Allgäu Panorama Marathons ist da ein leuchtendes Bespiel, denn der APM, wie er kurz genannt wird, bietet viel mehr, als nur einen tollen Marathon mit anspruchsvollen 1.425 Höhenmetern durch die schöne Allgäuer Landschaft.
Schon am Samstag wird ein 5-Kilometerlauf angeboten und dazu gibt es auch den schon obligatorischen Kids-Run. Am Sonntagmorgen um 6.00 Uhr werden die Ultras auf eine 69 Kilometer lange Reise, gespickt mit nicht weniger als 3.272 Höhenmetern. Eine wahre Herausforderung, deren Bewältigung mit dem schon legendären „Steinmännle“ belohnt wird. Zwei Stunden später startet dann der Namensgeber, der Allgäu Panorama Marathon. Diesmal tummeln sich unter den Teilnehmern aber noch 192 Läufer, die an der Premiere des Hörnerlaufs teilnehmen wollen. Das Teilnehmerlimit wurde erreicht und gibt Axel und seiner neuen Idee recht. Ich werde heute, da ich selbst etwas angeschlagen bin, den Hörnerlauf unter die Füße nehmen und auf den APM verzichten.
Axel war etwas in Sorge, dass der Hörnerlauf, der über gut 18 Kilometer und 1111 Höhenmeter geht, zu rückgängigen Meldezahlen beim Halbmarathon führen könnte. Die Sorge war unbegründet und so konnte der Halbmarathon, der nahezu eben ist und nur eine nennenswerte Steigung aufweist, mit der gewohnten Teilnehmerzahl um 09.15 Uhr gestartet werden. Es ist also für jeden etwas dabei, beim Allgäu Panorama Marathon. Natürlich lockt auch die Aufnahme in den vor ein paar Jahren ins Leben gerufenen Allgäu Legend Club Wiederholungstäter nach Sonthofen. Zehn Teilnahmen an der Veranstaltung, unabhängig von der Strecke, sind notwendig um eine feste Startnummer für die kommenden Austragungen zu erhalten. Bei mir ist es in diesem Jahr die neunte Teilnahme, womit ich mir natürlich auch für das nächste Jahr einen Startplatz sichern werde.
Ich mache mich am Sonntagmorgen gemeinsam mit meinen beiden Lauffreunden Charly und Jan auf den Weg nach Sonthofen. Wir sind alle drei für den Marathon gemeldet, wobei ich schon im Vorfeld Sorgen hatte, heute den Marathon bewältigen zu können. Immer wieder wurde ich in den vergangenen Tagen durch Krämpfe in den Waden oder Fußsohlen aus dem Schlaf gerissen, was wohl der enormen Hitze der vergangenen Wochen und dem damit verbundenen Mineralienverlust geschuldet war. Dennoch wollte ich auf einen Start nicht verzichten und einfach mal schauen, wie es läuft. Die Option mit dem Hörnerlauf hatte ich im Hinterkopf, da Axel versprochen hatte, dass jeder Marathoni, der in Grasgehren aussteigen muss, auch eine entsprechende Hörnerlauf-Medaille bekommen würde. Dass es am Ende doch so kam, gibt mir nun die Möglichkeit über die Premiere des Hörnerlaufs zu berichten.
Wir trafen jedenfalls pünktlich in Sonthofen ein und fuhren erst einmal zum Allgäu Outlet, wo wir unsere Startnummern abholen konnten. Auch hier kann ich die Organisation schon mal lobend hervorheben. Nicht nur, dass die Abholung der Startunterlagen innerhalb weniger Minuten erledigt war, auch die Nachmeldung von Jan war innerhalb kürzester Zeit möglich. Überreicht bekamen wir zudem neben der jeweiligen Startnummer, noch einen tollen neuen Rucksack, eine Bauchtasche und Laufsocken, alles mit dem APM-Logo versehen. In einer Hochglanzbroschüre, die ebenfalls Bestandteil des Startpakets ist, findet man alle wichtigen Informationen für das Wochenende in Sonthofen.
Wir verstauen erst mal alles im Auto und fahren weiter zum Erlebnisbad Wonnemar, wo wir später auch noch freien Eintritt haben. Dort stellen wir unser Auto ab, da wir so nach dem Zieleinlauf nicht mehr allzu weit zu gehen haben. Nach einem kurzen Fußmarsch sind wir zurück am Outlet und gönnen uns im Café gegenüber noch einen Kaffee. Draußen ist es angenehm frisch und ich hoffe, dass die Temperaturen an diesem Tag nicht zu weit nach oben gehen, denn das bekommt mir gar nicht. Aber als wir wieder vor die Türe treten, wärmt die Sonne schon angenehm und ich befürchte, dass der APM seinem Ruf wieder gerecht wird. Axel bestellt immer Kaiserwetter und er bekommt es auch. Verbunden sind damit leider auch immer Temperaturen um die 30 Grad oder gar darüber.
Im Startbereich kann ich hier und da noch vereinzelt ein paar Lauffreunde begrüßen. Die meisten meiner Bekannten sind heute jedoch auf dem langen Kanten unterwegs. Pünktlich um 8.00 Uhr geht es dann los und wir werden auf die Strecke gelassen. Die ersten drei Kilometer dienen jetzt erst einmal dem Warmlaufen, denn es geht eben dahin und raus aus Sonthofen. Zeit für mich in meinen Körper bzw. meine Beine zu hören. Doch es läuft gut. Die linke Wade ist vom Krampf am Vortag noch leicht verhärtet, aber ich bin zuversichtlich, dass sich das wegläuft. Ich laufe ein relativ entspanntes Tempo und wundere mich, dass nicht viel mehr Hörnerlauf-Teilnehmer an mir vorbeiziehen. Sie sind gut an ihren hellblauen Startnummern zu erkennen. Wir Marathonis tragen rote.
Mir kommt mein Tempo allerdings richtig vor und ich laufe einfach so weiter. Irgendwie keimt in mir die Hoffnung auf, dass es heute doch etwas werden könnte. Nach einem kurzen Anstieg erreichten wir nach 3,4 Kilometern auch schon Hüttenberg und damit die erste Verpflegungsstation. Ich spüle einen Becher Iso hinunter und freue mich schon auf den langen Anstieg, der nun vor uns liegt. Er ist wirklich herrlich. Man hat nicht nur immer wieder einen tollen Blick auf Sonthofen, der mit den ansteigenden Höhenmetern immer schöner wird, auch der Blick zurück auf die nachfolgenden Läufer ist herrlich. Wie an einer Perlenschnur gezogen, winden sie sich den Berg hoch. Ich genieße diesen Anblick Jahr für Jahr wieder.
Noch gut vier Kilometer sind es bis hoch zur Weltcup-Hütte Ofterschwang und es geht bis dahin tatsächlich nur bergan. Ich komme gut voran und marschiere sogar an Jan vorbei, gut ich weiß seine Stärken liegen im Bergablaufen. Er wird schon wiederkommen. Ich merke, dass mir der Schweiß von der Stirn tropft, es ist schon jetzt gut warm und es wird heute wieder heiß werden. Klar, sonst wäre es ja kein richtiger APM. Wir verlassen kurz die Teerstraße und ich bin froh, dass mir der Wald nun Schatten spendet. Über eine wurzelige Strecke geht es wieder steil nach oben, bevor wir über eine Wiese wieder auf einem Teerstück ankommen. Bei Kilometer 7,8 haben wir Ofterschwang erreicht und greife mir wieder einen Becher Iso. Bananen und Melonen werden ebenfalls gereicht. Hier gilt es auch vorzusorgen, denn für die nächsten sieben Kilometer gibt es keine weitere Verpflegung mehr und sieben Kilometer können sich in den Bergen schon mal ziehen.
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