06.03.2021 Marathon im Perlacher Forst
Autor: Andreas Greppmeir
 
 
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Andreas Bettingen bietet auf seiner Webseite „isarmarathon.de“ gut alle zwei Wochen einen Marathon an. Stets den aktuellen Bedingungen angepasst, versteht sich. Ich greife gerne auf das Angebot zurück, denn je nach Austragungsort habe ich die Anfahrt in maximal einer Stunde erledigt. Diesmal findet der 2. Marathon im Perlacher Forst statt. Die Erstausgabe habe ich leider verpasst und will meine Sammlung um einen weiteren Isarmarathon erweitern. Bernie ist kurzfristig auch dabei, aber nicht so kurzfristig, als hätte er nicht noch die Zeit gefunden, ein paar Medaillen zu basteln. Der Apfelbaum im heimischen Garten wurde zugeschnitten und in einem Ast erkannte Bernie vier Medaillen, die er nur noch herausschneiden musste.

Am Samstagvormittag mache ich mich gemeinsam mit Bernie auf den Weg nach München. Gemeinsam heißt natürlich hintereinander, jeder in seinem eigenen Auto, um nichts zu riskieren. Unser Ziel ist der rund 13,5 Quadratkilometer große Perlacher Forst im Südosten Münchens. Wir treffen uns mit Andreas am Ortsrand von Perlach, noch ein gutes Stück außerhalb des Waldes und warten dort noch auf unseren vierten Teilnehmer Hugh.

Bernie und ich kennen ihn noch nicht und freuen uns auf ein „neues“ Gesicht. Hugh ist 69 Jahre alt und erlitt mit 19 Jahren eine Stressfraktur des linken Oberschenkels. Damals wurde einiges versucht und mehrfach operiert. Alles half nichts und das linke Bein war anschließend dreieinhalb Zentimeter kürzer als das rechte. Hugh konnte sich nur noch mit einer Krücke (links) und einem Gehstock (rechts) sportlich fortbewegen. Doch das hielt ihn nicht davon ab, sportliche Höchstleistungen zu absolvieren. 1986 stellte er als einbeiniger Radfahrer den Weltrekord auf der Transamerika-Strecke auf. Er legte die 4.778 Kilometer von New York nach Los Angeles in weniger als 14 Tagen zurück. Erst 2008 begann er mit dem Laufen. 2014 lief er beim München Marathon seine persönliche Bestzeit von unglaublichen 3:21 Stunden.

Heute läuft Hugh mit uns zusammen und das nicht ohne Grund. Der 50. Geburtstag seiner (mittlerweile dritten) Hüfte muss gefeiert werden. Man nennt es auch britischen Humor, der dem meinem schon ganz nahe kommt. Begonnen hat alles mit dem 10. Jubiläumstag. 10 Meilen Laufen - 10 Meilen Fahrradfahren - 10 Bier und das in 10 Stunden. Alle zehn Jahre wurde das Programm entsprechend angepasst. Doch Hugh gibt zu, dass er es mit seinen 69 Lenzen nicht mehr ganz packt. 50 Meilen Laufen und 50 Meilen Fahrradfahren in 50 Stunden sind kein Problem, aber bei den 50 Bierchen streicht er doch lieber die Null hinten weg.

Die Strecke heute ist leicht erklärt. Wir starten in der Nähe des Perlacher Bahnhofs an der Unterhachinger Straße und laufen dann beinahe schnurgerade durch den Perlacher Forst bis ins zehn Kilometer entfernte Deisenhofen. Dort wenden wir an einen Kreisverkehr und laufen auf demselben Weg zurück zu unseren Autos, die als große Verpflegungsstelle dienen. Da eine Runde 21 Kilometer lang ist, laufen wir sie zweimal und fertig ist der Perlacher Forstmarathon. Viel gibt es eigentlich nicht zu erzählen. Das Wetter meint es gut mit uns. Ein strahlend blauer Himmel und Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt sind zumindest für mich ideal. Nach einem gemeinsamen Erinnerungsfoto geht es los.

Wir traben erst mal durch ein wenig spektakuläres Wohnviertel und tauchen schon bald in den Perlacher Forst ein. Die Straßen durch den Forst sind durchgehend geteert, aber das mach uns heute nichts aus. Ich bewundere anfangs noch Hugh‘s Laufstil, der ganz entspannt mit uns mitläuft. Doch schon bald ist es für mich das normalste der Welt, dass ein 69-jähriger auf Krücken neben mir her einen Marathon läuft. Die Gespräche mit Hugh sind unterhaltsam und so kommen wir gut vorwärts. In Deisenhofen angekommen, merkt man wo das Geld zu Hause ist. Das Wohnviertel, durch das wir nun laufen und auch die, in den Einfahrten geparkten Fahrzeuge weisen deutlich darauf hin, dass wir uns nicht im Armenviertel befinden. Bald ist aber der Kreisverkehr umrundet und es geht zurück zum Ausgangspunkt.

Die erste Runde verläuft äußerst entspannt und problemlos. Eigentlich haben wir alle vor, auf der zweiten Runde ein paar Klamotten abzulegen, aber es wird nicht spürbar wärmer, so dass selbst die Handschuhe an bleiben. Bernie nutzt die kurze Pause, um sich umzuziehen. Wir stärken uns alle mit heißem Tee, einem Bierchen, Brezen, Süßem oder wonach einem begehrt. Man merkt bei einem Blick in die Kofferräume schon, dass wir nicht unseren ersten Marathon als Selbstversorger laufen.

Schließlich machen wir uns auf in die finale und letzte Runde. Im Forst ist es nach wie vor gut zu laufen, auch wenn die Spaziergänger und Fahrradfahrer nun merklich an Anzahl zunehmen. Die Straßen sind breit genug. Die zweite Runde verläuft beinahe genauso problemlos wie die erste, nur am Ende werden die Gehpausen vielleicht doch etwas länger. Bernie und Hugh entscheiden sich die letzten fünf Kilometer durchzulaufen und ziehen Andreas und mir deutlich davon. Ein Seniorenduell an der Spitze, da sind Andreas und ich noch nicht reif genug. Wir bringen die Sache entspannt zu Ende und werden von Hugh und Bernie im Ziel erwartet. Hugh hat das Duell, auch wenn es nie wirklich ernst war, für sich entschieden. Anschließend gibt es an den Autos noch eine Stärkung für die Heimfahrt. Hugh freut sich schon auf den Schweinbraten, mit dem seine Frau anlässlich des 50. Geburtstags seiner Hüfte, zu Hause auf ihn wartet und der vermutlich mit fünf Bierchen hinunter geschwappt werden wird.

Auch wenn ich mich auf den Tag freue, wann endlich wieder Marathons ohne Einschränkungen möglich sind, so sind die Isarmarthons eine schöne Sache. Auch die Lechmarathons werden in diesem Jahr wieder gelaufen, so dass uns mit Sicherheit nicht langweilig wird.

   
   
 
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