18.02.2021 Wildauer Valentinstagmarathon
Autor: Andreas Greppmeir
 
 
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In diesen Zeiten heißt es kreativ bleiben. Nicht nur was die Planung und Ausschreibung eigener Marathons angeht, muss man sich etwas einfallen lassen. Was tun, wenn man die erforderlichen drei Teilnehmer für einen zählbaren Marathon nicht zusammenbekommt? Im Internet nach Alternativen suchen und hoffen, dass es in der Nähe etwas gibt. Das klappt aber nicht immer. Aber wenn Robert den Wildauer Valentinstagmarathon ausschreibt, dann tun sich für mich Möglichkeiten auf.

Wildau liegt rund dreißig Kilometer südöstlich von Berlin, womit ich mir über eine Teilnahme eigentlich gar keine Gedanken machen müsste. Aber wozu hat man Beziehungen, wenn man sie nicht nutzt? Robert freut sich über meine Anfrage. Ich freue mich über seine Antwort. Kurze Zeit später stehe ich auf der Starterliste bei „raceresult“, die selbstgebastelte Medaille macht sich in einem Umschlag auf den Weg nach Mering. Ich nehme virtuell am Wildauer Valentinstagmarathon teil.

Der Valentinstag, dem ich in nahezu fünfundzwanzig Ehejahren keinerlei Aufmerksamkeit zukommen ließ, findet für alle, die genauso unwissend sind wie ich, jährlich am 14. Februar statt. Ich hätte gedacht er ist immer an einem Sonntag, das ist heuer aber tatsächlich nur Zufall. Der Valentinstag war ursprünglich der Gedenktag für den Bischof Valentin von Terni. Um diesen Heiligen ranken sich viele Legenden. Zum Beispiel soll er Soldaten verheiratet haben, obwohl dies verboten war. Eine andere Geschichte besagt, er habe Verliebten Blumen aus seinem Garten geschenkt. Die Tradition, an diesem Tag die romantische Liebe zu feiern, entwickelte sich im 14. Jahrhundert. In Deutschland wurde der Valentinstag erst nach dem 2. Weltkrieg populär.

Der Valentinstag steht an und ich nehme ihn wohl das erste Mal bewusst wahr. Draußen hat es erfrischende -10°C, das heißt ich ziehe heute noch eine Lage mehr an. Handschuhe, Wechselklamotten, eine Thermoskanne mit Tee und meine Herz-Medaille für das Finish wandern in einen Korb und werden schon mal im Auto verstaut. Noch bevor ich die Scheiben freikratze, will ich verbotenerweise den Motor warmlaufen lassen, um das lästige Gekratze etwas zu beschleunigen. Doch es tut sich nix. Die Batterie hat sich wohl verabschiedet. Also kratze ich die Scheiben von Silkes Auto frei und fahr halt etwas beengter nach Kissing.

Aber vorher muss ich natürlich noch zum Bäcker und meine obligatorischen zwei Brezen holen. Aber wenn‘s läuft, dann läuft‘s. Brezen sind gerade aus. Die frischen dauern noch eine viertel Stunde. Ein paar Minuten später verstaue ich zwei Vollkornstangen in Silkes Kofferraum. Jetzt kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen und so parke ich wenig später an der Paartalhalle in Kissing ein. Dort werde ich starten und nach etwas über 42 Kilometer auch ins Ziel kommen. Zu lange will ich mich hier nicht aufhalten. Es ist lausig kalt und ich ziehe mich noch fertig an. Von den zwei Paar Handschuhen entscheide ich mich erst mal für die wärmeren. Wechseln kann ich später ja immer noch. Aber Murphys Law (alles was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen) schlug ein weiteres Mal zu. Passender Weise hatte ich zwei linke Handschuhe erwischt und somit waren die warmen Handschuhe gleich mal raus.

Egal. Immerhin findet meine Laufuhr einen Satelliten und mein iPod funktioniert. Es kann also losgehen. Meine Runde führt übrigens von der Paartalhalle Richtung Mergenthau. Dort rechts weg und dann Richtung Ottmaring. Nach einer Runde über die beiden Paarstege geht‘s zurück nach Kissing. Das sind dann etwas über acht Kilometer, womit ich mit fünf Runden ganz gut hinkommen dürfte. Die erste Runde gehört dem Warmlaufen, was heute natürlich etwas länger dauert als sonst. Es ist herrlich. Ich bin völlig alleine. Der Himmel ist strahlend blau. Die Landschaft ist traumhaft verschneit und die Runde gut zu laufen.

Nach nicht ganz einer Stunde bin ich zurück am Auto und es gibt erst Mal einen Becher Tee, der erfreulich heiß ist. Irgendwie hätte es mich heute auch nicht gewundert, wenn er gefroren wäre. Das Vollkornstangerl schmeckt gut und ist sogar ein bisserl salzig. Die zweite Runde soll meine Fotorunde werden und ich mache ein paar schöne Landschaftsaufnahmen. Ein paar Hundebesitzer und Jogger wagen sich nun auch vor die Haustüre und ich bin nicht mehr ganz so einsam unterwegs. Es läuft gut und die zweite Runde kann ich auch ganz entspannt beenden. Es gibt nochmal einen Becher Tee (der immer noch heiß ist) und ein paar Bissen von der Vollkornstange. Dann es geht in die dritte Runde. Sobald ich diese beendet habe, ist auch schon mehr als die Hälfte geschafft. Das ist äußerst motivierend. Weniger motivierend finde ich gerade die stattliche Anzahl an Spaziergängern, Walkern und sonstigen Frischluftsüchtigen. Lediglich über eine Gestalt, die mir im Wald unterhalb vom Gut entgegenkommt, kann ich mich freuen. Schon von weitem erkenne ich Bernie, der mich ab nun unterstützen will. Bernie läuft mit mir zum Auto zurück, wo ich mich wieder verpflegen kann.

Bernie schlägt vor, dass wir eine erweiterte Runde laufen, damit es für mich nicht zu eintönig wird. Eigentlich hätte ich mit meinen zwei weiteren Runden kein Problem, aber es sind mir einfach zu viele Menschen unterwegs und so nehme ich seinen Vorschlag gerne an. Wir vergrößern die Runde etwas und tatsächlich ist es ruhiger. Auf dem Rückweg merke ich, dass die Beine nun doch etwas schwer werden und ich Bernie nicht mehr ganz so locker folgen kann. Aber als wir zurück an der Paartalhalle sind, habe ich rund 36 Kilometer auf der Uhr. Ich gönne mir jetzt eine etwas längere Pause und schicke Bernie mit bestem Dank für die Begleitung nach Hause. Ab jetzt werde ich für ihn wohl zu langsam sein. Ich entscheide mich für eine kleine Runde über Mergenthau zum Kreisel an der B2 und zurück, damit komme ich auch ziemlich gut an die Marathondistanz heran. Es ist nur noch eine kleine Schleife über die Gemeinde notwendig und der Valentinstagmarathon ist geschafft. Obwohl es inzwischen zwar relativ milde 0° Grad hat, wird mir doch ziemlich schnell kalt und freue mich auf eine warme Badewanne.

Auf dem Heimweg leuchtet im Auto natürlich noch ein Symbol auf, das mir zu verstehen gibt, dass die Kennzeichenbeleuchtung defekt ist. Das war auf dem Hinweg noch nicht der Fall. Murphy schläft also noch nicht ganz. Auf eine anspruchsvolle Lektüre in der Badewanne will ich heute verzichten, ich bin zu müde. Ich ziehe deshalb den 4. Band der neuaufgelegten Werner-Comics aus dem Regal, der passender Weise den Titel „Werner: Eiskalt!“ trägt und lasse den Tag ausklingen. Weder Valentin noch Murphy können mir heute noch was. Ich bin zufrieden. Mein Dank gilt Robert, der flexibel genug war, um mir eine Teilnahme am Wildauer Valentinstagmarathon zu ermöglichen. Dass ich vielleicht mal wieder auf seine Ausschreibungen zurückgreife, habe ich ihm schon angedroht.

 
   
   
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