02.01.2021 Rob Deafrunner 100
Autor: Andreas Greppmeir
 
 
ber21

Rob Deafrunner 100
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Wenn man, so wie ich, regelmäßig an Marathons im In- und Ausland teilnimmt, dann wird man zwangsläufig irgendwann auf Robert Boyde-Wolke aufmerksam. Ich sage nur: Nadelstreifenanzug, Zylinder, weiße Handschuhe. Na klingelt‘s? Genau, besser kennt man ihn wohl unter seinem „Künstlernamen“ Rob Deafrunner. Hört sich auch viel cooler an als die deutsche Übersetzung Robert Taubläufer.

Das Wort Taub deutet schon darauf hin, dass Robert taub ist, dennoch ist er ein sehr kommunikativer Lauffreund. Wir haben uns beim ein oder anderen Marathon schon gesehen, doch nie die Gelegenheit gehabt, uns tatsächlich zu unterhalten. Auf facebook sind wir aber schon längere Zeit befreundet und haben uns immer wieder mal im Chat-Bereich ausgetauscht. Irgendwann las ich dann auch mal die Ausschreibung zum Robert‘s Marathon anlässlich seines 100. Marathons. Da Robert jedoch in der Nähe von Berlin lebt, war mir die Anreise einfach zu weit. Da man nicht unbedingt einen Marathon laufen musste, waren die siebzig Startplätze dennoch schnell vergeben.

Ende Dezember tauchte der „Rob Deafrunner 100“ dann wieder im Internet auf. Natürlich konnte Roberts Jubiläumslauf nicht, wie von ihm erträumt, stattfinden und er schrieb ihn kurzerhand als virtuellen Lauf aus. Obwohl die Startplätze ja eigentlich vergeben waren, fragte ich bei Robert nach und ein paar Tage später kam die erfreuliche Nachricht, dass ich dank einer Absage einen Startplatz ergattern konnte. Letztendlich ließ Robert sogar noch Nachmelder zu, da zu viele Anfragen bei ihm eingingen. Das Anmelden übernahm Robert für mich und eine geringe Gebühr zur Abdeckung seiner Unkosten überwies ich ihm noch am selben Tag. So konnte ich schon zwei Tage später eine aufwendig gestaltete Startnummer und Urkunde im Briefkasten vorfinden. Doch das wahre Schmuckstück im Umschlag war die Medaille. Sie zeigt Robert in seinem typischen Laufoutfit, sowie den Schriftzug Rob Deafrunner 100. Ein wirklich tolles Stück.

Jetzt galt es für mich eigentlich nur noch, eine geeignete Marathonstrecke zu finden und diese natürlich auch zu laufen. Meine Gedanken sprangen hin und her. Einmal Kaltenberg hin und zurück? Mehrere Runden auf einer bekannten Strecke vor der Haustüre? Oder zwei Halbmarathonrunden? Irgendwie kam ich nicht weiter. Als ich am Tag vor dem Marathon ins Bett ging wusste ich immerhin schon in welche Richtung ich loslaufen würde. Beim Rest war ich entspannt. Der Weg würde sich ergeben. Warum nicht einfach mal ohne Plan einen Marathon laufen.

So stand ich also am nächsten Morgen, so gegen halb Zehn vor meiner Haustüre und musste nur noch auf meine Laufuhr warten. Als diese Kontakt zum Satelliten hatte, trabte ich gemütlich los. Ich lief zum nördlichen Ortsrand von Mering und freute mich schon auf die kurze Trailstrecke, die vom Spielplatz im Unterfeld in Richtung Kissing führt. Leider war der Boden hartgefroren, so dass ich etwas Vorsicht walten lassen musste. Apropos hartgefroren. Im Gegensatz zu letzter Woche, war es heute um gut drei Grad wärmer, aber irgendwie nasskalt und die Sonne würde sich heute sicherlich auch nicht zeigen. Da hieß es sich erst einmal warmzulaufen. Kurz vor Kissing, bog ich unterhalb der Burgstall-Kapelle in Richtung Ottmaring ab und nahm die ein oder Abzweigung mit. Damit kamen nicht nur Kilometer, sondern meist auch zusätzliche Höhenmeter auf die Uhr.

Ich lief auf dem Radweg weiter nach Ried und anschließend zum ersten Mal bis raus nach Baindlkirch. Ich überlegte noch kurz bis Egenhofen weiterzulaufen, drehte jedoch dann Richtung Tegernbach ab. Weitere zwei Kilometer führten mich von Tegernbach nach Mittelstetten. Hier kann man leider nur auf der Straße laufen was ich immer mit größter Vorsicht mache. Die Strecke ist kurvenreich und verführt nicht selten Biker oder Möchtegern-Hamiltons zum Rasen. Heute läuft‘s sich aber entspannt, es ist kaum Verkehr und die zwei oder drei Autos denen ich begegne, verhalten sich mir gegenüber vorbildlich. Ich merke nun auch schön langsam aber sicher, dass mir etwas kalt wird. Meine Klamotten sind klamm, also heißt es stets in Bewegung zu bleiben. In Mittelstetten biege ich Richtung Oberdorf ab. Der kleine Ortsteil von Mittelstetten ist gleich durchquert und nach ein paar Metern finde ich mich im östlichen Hartwald wieder. Über ein paar Hügel geht‘s durch den Wald weiter nach Hochdorf. Bei den Anstiegen im Wald muss ich ziemlich konzentriert laufen, um nicht auf der Nase zu landen. Die Wege sind teilweise eisglatt.

Nach Oberdorf geht‘s weiter in Richtung Steinach, wieder auf welligem Terrain, aber dafür auf Teer. Meine nächste Station soll nun Hofhegnenberg werden. Das Schloss Hofhegnenberg ist schon von Weitem zu sehen. Ich stelle nun fest, dass ich schon gut 23 Kilometer auf der Uhr habe, die im Gegensatz zu den beiden letzten Läufen wieder zuverlässig arbeitet. Dazu passt auch das leichte Hungergefühl und ich überlege trotz der lausigen Temperaturen einen kurzen Stopp einzulegen.

Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich bei der Sportanlage Hofhegnenberg eine windstille Ecke finden könnte und ich werde nicht enttäuscht. Der Treppenaufgang zur Haustüre ist verglast und absolut windstill. Sogar einen Fußabstreifer gibt es. Der macht das Sitzen etwas verträglicher. Gerade als ich es mir bequem gemacht habe und das erste Mal in meine Breze beiße, geht hinter mir die Haustüre auf. Damit hätte ich jetzt so gar nicht gerechnet und schrecke kurz hoch. Doch ist meine Sorge, vertrieben zu werden, mehr als unbegründet. Franz, mein langjähriger Postbote, der seit Kurzem im Ruhestand ist, wollte im Sportheim nur mal nach dem Rechten sehen und hat rein gar nichts gegen meinen Aufenthalt hier. Zufälle gibt‘s. Ich wusste nicht mal, dass er in Hofhegnenberg wohnt.

Frisch gestärkt laufe ich ein paar Minuten später weiter nach Steindorf und von dort aus über einen Feldweg in Richtung Merching. Über die Lechstaustufe soll es nun wieder in Richtung Heimat gehen und ich kontrolliere immer wieder mal die Kilometer. Eine Extraschleife mit Trail-Einlagen um den Schwanensee bringen noch ein paar Extrameter. Es könnte knapp werden mit dem Marathon und trotz ein paar Schleifen durch Mering muss ich, als ich meiner Haustüre ziemlich nahe komme, feststellen, dass noch gut anderthalb Kilometer fehlen. Mir ist inzwischen ziemlich kalt und ich sehne das Ende des Laufs herbei. Da muss ich jetzt meinen inneren Schweinehund schier prügeln und eine weitere Schleife durch Mering bringt mich letztendlich doch auf die Marathondistanz. Die Runde war heute ziemlich kurzweilig für mich, auch wenn es am Ende – wie meistens – etwas zäh wurde.

Jedenfalls gehört die „Rob Deafrunner 100“-Medaille nun ganz offiziell zu meiner Finisher-Medaillen-Sammlung und sie ist mit Sicherheit ein ganz besonderes Stück. An dieser Stelle möchte ich Robert natürlich nochmals zu seinem 100sten Marathon gratulieren. Wie ich gesehen habe, hat die Aufnahme in den „100 Marathon Club Deutschland“ geklappt und Robert konnte seinen Pokal für das Jubiläum aus den Händen einer wahren Marathon-Legende entgegennehmen. Die fast 80-jährige Sigrid Eichner ist bereits weit über 2.000 Marathons gelaufen und immer noch aktiv. Nur noch eines zum Abschluss lieber Robert: Mit seinem 100sten Marathon darf man schon ein bisschen angeben … hab ich ja auch gemacht!

 
   
   
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