Mit
Magic und Jan liege ich im dampfenden Thermalwasser im Freibecken
des Johannesbades. Die Wiese ist noch schneebedeckt und leicht schneit
es ...grad schee is. Das Quecksilber für die Außentemperatur
zeigt -1 und unsere Wassertemperatur +35° Grad an. Unentwegt
blubbert das 56° C heiße Thermalwasser aus einer Tiefe
von 1000 Metern nach oben und sorgt so für die Erwärmung
unseres Badewassers und auch für unsere gute Laune.
Ein wissenschaftliches Gutachten attestiert der Therme besondere
Heilkraft. Der hohe Gehalt an Schwefel-, Natrium, Calcium und noch
einiges mehr macht das Baden im Füssinger Heilwasser zu einer
hervorragenden Therapie für eine Vielzahl von Erkrankungen.
So hoffe ich natürlich auch, dass das eine oder andere Zipperlein
mir morgen beim Lauf meine Ruhe lässt.
Vor einem Rennen soll man aber mit so einem Bad Vorsicht walten
lassen, wollte uns ein Bekannter vorhin einreden. Das schwefelhaltige
Wasser macht langsam, darum erspart er sich heute den Besuch. Nun
möchten Magic und ich genau das Gegenteil behaupten, nicht
wissenschaftlich belegt, sondern aus eigener Erfahrung. In vergangenen
Jahren hatten wir immer super Beine und Magic hält hier sogar
seine persönliche Bestzeit ...und wir lassen uns den Genuss
nie entgehen. Morgen will er sie wieder verbessern, da muss er ein
Stück unter DREI Stunden laufen. Natürliches Doping, darum
sind wir auch hier.
Im Rottaler BäderDREIeck gelegen zählt Bad Füssing
zu Europas Übernachtungs-stärkstem Heilbad, an die DREI
Millionen Übernachtungen werden hier jährlich gezählt.
Die Zahl der Gäste liegt bei rund 250.000 und ist damit viermal
stärker als in anderen deutschen Mineral- und Moorheilbädern.
Laut einer Statistik liegt Bad Füssing in der deutschen Tourismus-Hitparade
bei den Übernachtungen auf dem fünften Platz, übertroffen
nur von Berlin, München, Hamburg und Frankfurt. Laut einer
Studie ist es Deutschlands bekanntester Kurort, verfügt über
15.000 Gästebetten und die mit 12.000 Quadratmetern größte
Thermenlandschaft Europas.
Nach dem Wellness-Vergnügen geht’s für uns ab ins
Marktrestaurant des Johannesbades zur Nudel-Party. Wir können
wählen aus zwei Nudelsorten und DREI Soßen, zusätzlich
gibt es Salat und ein Freigetränk nach Wahl, das kann auch
ein Erdinger sein. Und das Beste an dem Ganzen ist, alles ist gratis,
weil im Starterpaket inbegriffen. Das ist aber noch lang nicht alles.
Für morgen haben wir einen weiteren Badegutschein plus einen
für einen Begleiter erhalten, also insgesamt DREI und natürlich
gibt es dann auch eine Massage. Und nicht zu vergessen die wunderschöne
Glasmedaille für die Finisher. Gerade mal 27 Euro sind dafür
zu berappen – jetzt stört eigentlich nur noch der Marathon.
Wo genau liegt denn jetzt Bad Füssing? Da wo sich Fuchs und
Hase gute Nacht sagen. Im südöstlichsten Zipfel von Bayern,
im DREIländereck Tschechien – Österreich –
Deutschland. Genauer noch, am Rande des Bayerischen Waldes in Niederbayern.
Wenn jetzt jemand denkt, dieses Gebiet ist bestimmt verkehrsmäßig
schwer zu erreichen, der irrt gewaltig, die A3 (DREI) führt
fast bis an die Haustür. Von der DREI-Flüsse-Stadt Passau
sind es noch gut 30 km, nur die letzten 15 Kilometer müssen
noch auf der Landstraße zurückgelegt werden.
Für den der hier das Wochenende verbringt und nicht nur Laufen
und Baden im Sinne hat wie wir, würde sich ein Ausflug in die
ehemalige Fürstbischöfliche Residenzstadt Passau hervorragend
anbieten. Wegen ihrer außergewöhnlichen Lage am Zusammenfluss
von Donau, Inn und Ilz und ihres herrlichen, italienisch-barocken
Stadtbildes trägt sie den Beinamen "Venedig an der Donau".
Im imposanten St. Stefans-Dom, im Zentrum der herrlichen Altstadt,
kann man die größte Dom-Orgel der Welt besichtigen! Weitere
typisch bayerische Ausflugsziele im Bereich Bayerischer Wald –
wer könnte uns Bayern das verdenken, unser Image muss schließlich
gepflegt werden – wären noch u.a. das Schnupftabakmuseum
und diverse Schnapsmuseen.
Würde ich jetzt geographisch noch etwas weiter ausschweifen
und jemand die Anreise über A8/München und A92 empfehlen,
wie in unserem Fall, könnte dieser sogar noch die – nicht
nur von uns Sportlern geliebte – Privatbrauerei Erdinger Weißbräu
besichtigen. Mit einem jährlichen Ausstoß von ungefähr
1,5 Mio. hl ist sie die größte Weißbierbrauerei
der Welt. Im Besucherzentrum kann man alles zum Thema Werdegang
des Weißbieres, vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt erfahren.
Ja, ja... „des Erdinger Weißbier, des is hoid a Pracht
hollara-di-riad-dei, des schmeckt uns beim Tag und bei der Nacht
...und am allerbesten alkoholfrei nach dem Zieleinlauf, gibt’s
natürlich auch morgen.
Womit ich beim Thermenmarathon angekommen bin, zum DRITTEN Mal bin
ich hier. Angebotene Strecken sind Marathon, Halbmarathon und ein
Zehner ...alles DREIfach, die Zahl verfolgt mich an diesem Wochenende.
Margot hatte vor ein paar Tagen noch den Absagevirus, aber Silvia
hat sie überredet nicht auf Otto zu hören. Margot hat
Silvia beim Lionslauf kennengelernt. Über unsere Website ist
auf uns aufmerksam geworden, genau wie Greppi. Er ist heute auch
am Start. Schon 2008 hat er mir mal eine Mail geschrieben und wir
haben uns getroffen und seitdem immer wieder mal. Mittlerweile startet
er auch bevorzugt an TT-Terminen.
Schnee und Eis wurden größtenteils von den Straßen
entfernt, dennoch kann es vereinzelt zu Gefahrenstellen kommen,
warnt uns der Sprecher im Start- und Ziel vor. Ganz andere Probleme
hat da Joe, der Abend im Erlebnis Park Haslinger Hof zeigt bei ihm
noch Nachwirkungen, jammert er mir vor. Beim letzten Mal war es
die Nacht in der Jugendherberge und zuvor der Abend im… Er
pflegt sein Image wie wir Bayern. Ja ich glaube, einen wie ihn würden
wir hier auch aufnehmen. Um Punkt 10 Uhr fällt der Startschuss
für den Marathon/HM.
Über den Füssinger Ortsteil Safferstetten gelangen wir
nach fast 5 Kilometer zum Schnittpunkt des Kurses, der die Form
einer Acht aufweist. Am Golfplatz biegen wir rechts ab Richtung
Kirchham, kurz vorher an der 5 km-Marke wird uns mündlich die
aktuelle Bruttozeit mitgeteilt. Warmen Tee gibt’s in der Ortschaft
an der ersten Verpflegungsstelle. Hier treffe ich auf den frischgebackenen
"Marathon-Hero" Dietmar Mücke. Im Outfit des berühmten
Kobolds Pumuckl und barfuß laufend, kennt ihn fast jeder.
Heute ist er aber als Mozart unterwegs …mit Schuhen.
Die Organisatoren haben wirklich super Arbeit geleistet. Unsere
Laufstrecke über die verträumten Landstraßen der
Pockinger Heide ist wirklich in hervorragendem Zustand, nur ganz
wenige Schneereste bedecken noch die Fahrbahn. Das sah am Vorabend
noch ganz anders aus. Dazu sind die Temperaturen leicht im Plus-Bereich,
da gibt’s heute wenig zu meckern. In Hart nach 10,5 km ist
wieder ein Versorgungspunkt aufgebaut. Ich probier’s mal mit
Anton’s Masche: „Gibt’s a Weissbier?“ „Wir
ham koans do, aber wennsd wieda vorbei kommst, bsorgn ma oans“.
Verspricht mir der Mann am Ausschank, dazu notiert er sich noch
meine Startnummer. Ich verspreche ihm, dass ich wieder komme.
Eine Besonderheit von Hart ist der Gnadenhof für Bären.
Genau wie viele der Spezies „athleta marathonis“ halten
auch viele Tiere gerade Winterruhe, die mehrere Monate dauern kann.
Während dieser Zeit bleibt ihre Körpertemperatur weitgehend
konstant, die Herztätigkeit und Atemfrequenz wird aber deutlich
gesenkt. Ein raffiniertes Recycling-System sorgt dafür, dass
der Bär nicht fressen muss und kaum an Muskelmasse verliert.
Nach der Winterruhe sind sie sofort wieder voll einsatzbereit, während
der Mensch nach solch einer Ruhephase kaum mehr aufstehen und gehen
kann. Für uns Laufenden sind sie so natürlich kein Vorbild
aber vielleicht für die Daheimgebliebenen?
Anderthalb Kilometer schnurstracks geradeaus führt die Landstraße
direkt auf die Wallfahrtskirche St. Leonhard in Aigen am Inn zu.
Die erste Erwähnung der Gemeinde fand auf einer Urkunde von
Kaiser Heinrich II. aus dem Jahre 1010 statt. Sie bildet den Anlass,
heuer „1000 Jahre Aigen“ zu feiern. Die Leonhardiwallfahrt
von Aigen ist die älteste in Bayern, Berichten nach geht die
Wallfahrt auf eine vom Inn angeschwemmte hölzerne Leonhardifigur
zurück.
Ich lass es heute etwas ruhiger angehen und lege den Rest meiner
ersten Runde mit meinen DREI Mädels Margot, Karin und Silvia
vom Team TOMJ zurück. Die nächsten Ortschaften sind Irching
und Holzhäuser, da gibt’s auch wieder Stärkung und
was zu Trinken. Alle V-Stellen sind reichhaltig ausgestattet und
bieten warmen Tee, Iso, Wasser, Früchte und Energieriegel.
Nach Egglfing gilt es bei km 19 die einzigen Höhenmeter auf
dem sonst fast topfebenen Kurs zu überwinden. Es sind aber
höchstens DREI oder vier, wir müssen nämlich durch
eine Unterführung um die Bundesstraße zu unterqueren.
Just in dem Moment kommt zum ersten Mal am heutigen Tag die Sonne
durch. Während die Mädels ins Halbmarathonziel laufen,
darf ich bei wunderbaren äußeren Bedingungen noch eine
zweite Runde drehen, sogar der berüchtigte Füssinger Wind
ist heute nur ein laues Lüftchen.
Fast DREIhundert Marathonis haben heute mit mir das gleiche im Sinn.
Dennoch ist es auf der Strecke relativ einsam geworden. Wie auf
einer Perlenkette aufgezogen, kann ich viele der Gleichgesinnten
außerhalb von Füssing weit vor mir ausmachen. Jeder einzelne
mit einem Abstand von ca. 100 – 200 Metern zum anderen. Bei
km 25 wird uns wieder die Zeit angesagt, diesmal sogar mit der Platzierung.
Kurz vor Hart kommt Joe vor mir ins Blickfeld. Ich muss eine Schippe
drauflegen, um mit ihm gemeinsam am V-Stand in Hart einzutreffen.
Dort wartet nämlich mein bestelltes Bier und natürlich
hat er nichts dagegen, dass ich es mit ihm teile. Viel war’s
nicht für zwei, aber was zählt ist der gute Wille.
Halleluja, durchfährt es mich kurz vor dem Ziel, das Füssinger
Thermalwasser hat Wunder gewirkt. Ohne meine üblichen Beschwerden
komme ich heute glücklich ins Ziel, wo mir die schöne
Glasmedaille überreicht wird. Dann geht’s zum Erdinger-Stand
ins Verpflegungszelt, die Kurzläufer haben sich schon verzogen,
so gibt’s hier wie schon auf der zweiten Runde kein Gedränge
mehr. Eine tolle Zeit ist Magic gelaufen. Bruttozeit 3:03:03 (!!!)
und damit DRITTER Platz in der Alterklasse, passt optimal zu meinem
Bericht.
Frisch massiert liege ich wieder im Wasser des Freibeckens, statt
Auslaufen steht hier Ausschwimmen auf dem Plan. Wirklich einzigartig,
wie schnell die verspannten Muskeln wieder auflockern. Kurz darauf
schwimmt auch Joe ein, zum DRITTEN Mal laufen wir uns heute über
den Weg. Mit seinem fast komplett blau getapten Fuß und Unterschenkel
hätte er auch im Movie Avatar mitwirken können.
Auch wenn es für mich nächstes Jahr das 4. Mal ist, ich
komme wieder.
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