Wie
im Vorjahr machen sich Jan und ich erneut auf den Weg zu den Salzburger
Lauffestspielen. Nach unserem fast verpassten Start aufgrund mangelnder
Info vor 5 Wochen in Linz studiere ich diesmal aufmerksam die Ausschreibung
des Salzburg Marathon. Hätte ich das nicht gemacht, wären
wir wohl schon wieder vor Rätseln gestanden. Es gibt nämlich
einen komplett neuen Start- Ziel und Messebereich. Was nicht verändert
wurde ist die Streckenführung. Der Abholbereich der Startunterlagen
samt Messe, Pastaparty, Gepäckaufbewahrung und Startplatz für
alle Läufe wurde auf den Max-Reinhardt-Platz verlegt.
Alle Unterlagen empfangen wir in der dort ansässigen Universität
Salzburg mit beeindruckender Aussicht auf die Festung und das Festspielhaus.
Mit Blick auf die derzeitige Wetterlage keine schlechte Entscheidung,
da damals der komplette Messebereich in Zelten untergebracht war.
Was aber nicht der eigentliche Grund für die Verlegung war,
sondern vor allem Sicherheitsbedenken, da es kurz nach dem Start
bereits Engpässe durch die Altstadt gab. Der Start befindet
sich heuer am Ferdinand-Hanusch-Platz, von hier geht es fließend
ohne Ecken über auf den Rudolfskai, wo wir auf die bewährte
Streckenführung treffen werden.
Das Angebot der Messe ist, nennen wir es mal übersichtlich
und auch beim Abholen der Unterlagen gibt es keine Wartezeiten,
so haben wir das alles schnell erledigt. Jetzt haben wir aber nach
unserer Anreise Hunger und begeben uns einen Stock höher ans
Buffet um unsere Essensgutscheine einzulösen. Vom Vorjahr weiß
ich noch dass uns ein besonderes Schmankerl erwartet. Der Veranstalter
baut bereits seit längerer Zeit auf BIO-Produkte und nimmt
damit Österreichweit eine Vorreiterrolle ein. In diesem Jahr
geht man sogar noch einen Schritt weiter und hat sich als ersten
Event in Österreich biozertifizieren lassen.
Was bedeutet das für uns? Alle Teilnehmer/innen werden am Marathon-Wochenende
von der Startnummern-Abholung bis zum Zielschluss mit ausgesuchten
BIO-Produkten versorgt. Pastaparty wäre für das was uns
erwartet dann auch eine echte Untertreibung. Wir können unter
so leckeren Gerichten wählen wie: Hechtfilet (Wildfang aus
dem Waginger See) in Limettensoße mit Kartoffelgratin, Putengeschnetzeltes
mit Curryreis und Gemüsestrudel mit Frühlingskräutersalat.
Natürlich gibt’s für Traditionalisten auch die obligatorischen
Nudeln mit Tomaten-Basilikumsoße. Und alles gratis gegen unseren
Bon. Wer dazu noch Getränke, Nachspeise, Kaffee oder Kuchen
will muss halt noch ein paar Euros springen lassen, aber alles ist
verfügbar und keiner muss hungrig wieder abziehen.
Gut gestärkt machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch
die Salzburger Altstadt. Dicke Wolken hängen am Himmel, aber
immerhin kommt bis auf ein paar Tröpfchen kaum etwas herunter,
wir wären bei den ungemütlichen Vorhersagen durchaus zufrieden
wenn es wenigstens so für morgen bliebe. Die sonst üblichen
Touristenhorden scheinen aber etwas anders zu denken, es ist nämlich
erfreulicherweise für uns sehr ruhig in den Gassen. Die einzigen
die das weniger stört sind scheinbar Japaner und Chinesen,
die sind immer noch in deutlicher Anzahl präsent, sie haben
natürlich auch eine längere Anreise und können nicht
kurzfristig verschieben. Für die Stadt ist der Tourismus ein
bedeutender Wirtschaftsfaktor. Mit über 2 Millionen Nächtigungen
und rund 5,5 Millionen Tagesgästen liegt sie nach Wien unter
Österreichs Städten an zweiter Stelle, obwohl nur viertgrößte
Stadt des Landes mit 150.000 Einwohnern.
Ganz Salzburg stirbt an Malaria hieß letztes Jahr eine Kampagne
in der Stadt, genau diese Anzahl an Menschen starb in der Region
Ostafrika 2008 an den Folgen von Malaria. Was hat das jetzt mit
dem Marathon zu tun, werden sich viele fragen? Partner des Salzburg
Marathon ist die AMREF – „African Medical and Research
Foundation inc. Flying Doctors Service". Die Organisation der
fliegenden Ärzte verfolgt das Ziel, in Ostafrika einen flächendeckenden
Basisgesundheitsdienst mit einheimischen Fachkräften zu ermöglichen.
Jeder Teilnehmer am Salzburg AMREF Marathon unterstützt mit
seinem Start die Hilfsorganisation, im letzten Jahr wurden so 21.500
Euro übergeben und heuer werden es 16.000. Wir laufen hier
also auch alle für einen guten Zweck.
Untergebracht sind wir in einem der offiziellen Veranstalter-Hotels,
dem Renaissance Salzburg Hotel Congress Center. Es befindet sich
unweit zahlreicher Sehenswürdigkeiten in idealer Lage und der
Fußweg bis zum Marathonstart beträgt ungefähr 20
Minuten. Da es aber auch nahe des Hauptbahnhofes liegt, gibt‘s
für Gehfaule auch eine bequeme Busverbindung. Für dieses
Wochenende gibt es im 4-Sterne Hotel ein spezielles Marathon-Angebot
mit Late Check Out zu besonders günstigen Preisen.
Bei Ankunft herrscht vor den Eingängen und Veranstaltungsräumen
mächtig Betrieb. Wie im Vorjahr, als wir unbeabsichtigt Zeugen
bei den Red Bull Paper Wings World Finals, dem Weltfinale im Papierfliegerwerfen
wurden (siehe Bericht 2009), platzen wir schon wieder in eine Sportveranstaltung.
Salzburg scheint für außergewöhnliche Sportarten
ein gutes Pflaster zu sein. Hier ist am Wochenende Dart angesagt.
Wir lassen aber die Wurfpfeil-Artisten links liegen und machen uns
lieber einen gemütlichen und entspannten Abend mit Schwimmbad
und Sauna im hoteleigenen Wellnessbereich. Und anschließend
genießen wir mit einer Flasche Roten das… na klar, DFB
Pokal-Finale mit den „Roten“, unseren Bayern. Nach dem
Abend kann ja für morgen nix mehr schief gehen. Sorry liebe
Bremen-Fans, aber „mia san mia“.
Der Blick am morgen aus dem Fenster verkündet uns dann aber
doch Unheilvolles, es hat sich vollkommen zu gezogen und es regnet
…und zwar durchgehend. Startzeit ist 9 Uhr, daher begeben
wir uns bereits um 6.30 Uhr zum Frühstück. Leider kann
ich das überaus üppige Angebot nicht so genießen,
da mir vor einem Marathonstart immer der gewisse Appetit fehlt.
Aber Jan der kann richtig reinhauen und das macht er auch.
Und dann sehe ich am Buffet so einen kleinen dicklichen Kerl stehen.
Ich kenne ihn ...vom Fernsehen? Dann fällt es mir ein, es ist
„The Power“. Jeder der schon mal auf Eurosport Dart
angesehen hat, wird ihn auch kennen. Er ist ein wahrer Teufel mit
den kleinen Pfeilen. Er hat die meisten TV 9-Dart Finishes geworfen,
das ist die maximalste Lösung die man erzielen kann um ein
Spiel zu gewinnen und dabei noch im Fernsehen zu sehen war. Wenn
er dabei ist, steht der Sieger meistens schon fest. Seit 1990 hat
er 15 Weltmeisterschaften gewonnen. Phil Taylor heißt er,
ist aus England und gilt als bester Dart-Spieler aller Zeiten. Sein
Frühstück nimmt er gleich am Nebenplatz ein.
Gestern dachte ich es handelt sich nur um ein Wald-und Wiesenturnier,
da habe ich mich aber wohl gründlich getäuscht. Hier werden
zwei Turniere der PDPA Players Championships ausgetragen mit je
32.000 Englischen Pfund Preisgeld und einem Großteil der Weltelite
am Start. So lange er futtert habe ich Zeit meine Kamera vom Zimmer
zu holen, denn ich brauche natürlich ein Beweisfoto. Nach dem
Frühstück steht er mir dann auch gerne zum Fototermin
und einem Smalltalk bereit. „Müsst ihr auch zur Burg
und auf die „Hills“ rauflaufen fragt er?“ Wäre
eigentlich eine gute Idee, finde ich.
Schlösser wie auf einer Perlenkette aufgezogen
Neuen Teilnehmerrekord mit 4.719 gemeldeten Läufer/innen aus
45 Nationen kann uns der Veranstalter vermelden. Ca. 600 davon haben
für den Marathon gemeldet. Des Weiteren gibt es heute noch
Staffel-, Halb- und Viertelmarathon und einen Genusslauf über
5 km. Für die Kids gab es gestern schon den Junior-Marathon
über 1.8 km …aber es regnet noch immer. Gestartet wird
trotzdem und auch pünktlich. Alles funktioniert wunderbar,
das Feld setzt sich in Bewegung, ohne Ecken und Kanten erreichen
wir den Rudolfskai am Ufer der Salzach und laufen erstmal in südlicher
Richtung. Gut gefüllt sind trotz des Sauwetters die Zuschauerreihen
entlang der Strecke auf dem ersten Streckenabschnitt.
Bereits nach zwei Kilometern haben wir den Stadtrand erreicht und
werden in die Hellbrunner Allee geleitet. Hier heißt es Augen
auf, in zweierlei Richtungen. Einmal auf den Boden, denn wer sich
auf dem Naturweg nicht gleich nasse Füße holen will,
sollte da gut aufpassen um nicht in einer „Batschlach“
zu versinken. Zum anderen aber werden uns auf den nächsten
Kilometern auf dem Paradeweg bis zum Lustschloss Hellbrunn wie auf
einer Perlenkette aufgezogen, Prachtgebäude des Salzburger
Hochadels geboten. Los geht’s rechts mit dem ehemaligen Schloss
Lasserhof, einem herrschaftlichen Anwesen das der heutige Eigentümer,
eine Trachtenfirma Gwandhaus nennt und ihm zum Repräsentieren
und Feiern dient.
Kurz darauf folgt links Schloss Frohnburg. Es beherbergt heute das
Studentenheim der Universität Mozarteum sowie einen Konzertsaal.
Schloss Emsburg kommt als nächstes. 1618 erbaut und ein paar
Jahre später zum Adelssitz erhoben. Ist aber nicht zu besichtigen,
man kann nur daran vorbeilaufen, so wie wir das tun.
Den Höhepunkt und Abschluss auf dieser Schlössermeile
bildet für uns nach 5 km ein architektonisches Juwel der Extraklasse,
das bis heute zu den prächtigsten Renaissance-Bauten nördlich
der Alpen zählt: das Lustschloss Hellbrunn mit seinem weitläufigen
Park und seinen weltweit einzigartigen Wasserspielen. Auf einem
roten Teppich, der extra für uns ausgerollt wurde dürfen
wir es durchlaufen. Wasser war von Anfang an bestimmendes Gestaltungselement
des Schlosses. Auch heute kann man noch in nahezu unveränderter
Form das erleben, was die Erzbischöfe einst so erfreute: geheimnisvolle,
mystische Grotten, wasserbetriebene Figurenspiele und tückische
Spritzbrunnen an allen Ecken und Enden des Schlosses.
Aber umsonst ist das natürlich nicht und Zeit dazu haben wir
auch nicht, trotzdem bekommen wir die Wasserspiele heute geboten.
Aber leider nicht aus verborgenen oder ungeahnten Verstecken spritzenden
Springbrunnen, sondern ganz banal und schnurstracks von oben aus
den tief hängenden Wolken. Vielleicht ist das ja der berühmte
Salzburger Schnürlregen. Aber ganz so schlimm, wie sich das
jetzt anhört ist es nicht. Eigentlich ist es nur ein schon
seit Stunden unaufhörliches dahintröpfeln, vielleicht
etwas mehr. Aber richtig durchnässt bis auf die Haut wird keiner,
auch meine Füße sind noch vollkommen trocken. Warum hier
heute nicht nur einer, sondern sehr viele mit luftundurchlässigen
Plastikfolien die komplette Strecke absolvieren, erschließt
sich mir nicht.
Nach dem Schlossdurchlauf ist die erste Getränkestation aufgebaut,
dazu bekommen wir Unterhaltung von der urigen Pongauer Sonntagsmusi.
Ab hier haben wir wieder festen Boden unter den Füßen
und dürfen auf Teer weiterlaufen. Jetzt kann ich den Kopf auch
wieder mal beruhigt nach oben nehmen, um die weitere Umgebung zu
begutachten. Mein Blick fällt auf den Untersberg, oder das
wenige was ich von ihm heute zu sehen bekomme. Ein Blick für
mich in die Heimat, die zwei Drittel hinterhalb gehören nämlich
zu Bayern. Nach einer Wetterbesserung sieht es aber leider nicht
aus.
Zwei Kilometer durchqueren wir den Eichetwald, an einer scharfen
Rechtskurve biegen wir ein auf die Berchtesgadener Straße
die uns zurück in das Stadtgebiet führt. An der Spitzkehre
hat sich eine richtige Fangemeinde versammelt und feuert uns begeistert
an. Fast genau bei km 10 erreichen wir das Ortsschild von Salzburg
mit wunderbarer Aussicht auf die Festung Hohensalzburg. Stolz und
majestätisch liegt sie hoch vor uns, in ihrer über 900-jährigen
Geschichte ist es keinem ihrer Belagerer je gelungen, sie einzunehmen
– und versucht haben das einige.
1525 waren Aufständische Bauern nahe daran, den dort festsitzenden
Erzbischof samt Gefolge auszuhungern. Tatsächlich wurden die
Vorräte auf der Festung langsam knapp. Nur ein einziger Stier
war übrig geblieben. In dieser Situation kam den Belagerten
die rettende Idee: Jeden Tag bemalte man den letzten Stier in einer
anderen Farbe und führte ihn demonstrativ rund um die Festung.
So wollte man den Bauern enorme Verpflegungsreserven vortäuschen.
Der Trick gelang tatsächlich und entmutigt beendeten die Bauern
ihre scheinbar hoffungslose Belagerung.
Der Ausflug ins Grüne ist hier für das Erste auch beendet
und war genau 8 km lang. Kurz danach kommt auch die erste Wechselstation
für die Staffeln und die zweite Wasserstelle. Das erste Viertel
ist geschafft. Direkt im Anschluss werden wir in einer Schleife
um den Leopoldskroner Weiher geführt und schon steht die nächste
Schlossbesichtigung an. Den schönsten Blick auf das Rokoko-Juwel
Schloss Leopoldskron bekommt man erst am Ende der kompletten Seeumrundung
geboten. Viele Besitzer hat es schon gehabt, der Berühmteste
war König Ludwig I. von Bayern, der hier 1853 die Verlobungsfeier
von Sissi mit Kaiser Franz Josef von Österreich feierte.
Die nächsten Kilometer schlängeln sich unspektakulär
durch die Salzburger Vororte.18 km haben wir hinter uns, als wir
wieder in Altstadtnähe sind, rein dürfen wir aber noch
nicht, wir werden in einem Bogen daran vorbei geleitet. Über
die Lehener Brücke überqueren wir auf der zur Hälfte
vom Autoverkehr abgesperrten Fahrbahn die Salzach. Nicht nur hier,
sondern fast im gesamten Stadtbereich teilen wir uns die Straßen
mit den Autofahrern, alles perfekt organisiert durch Helfer und
der hiesigen Gendarmarie.
Nach fast 20 km erreiche ich Schloss Mirabell, schon beim Zulauf
sticht mir auf der voran liegenden Parkanlage ein wunderschöner
exotischer Trompetenbaum mit kreisförmig gewachsenen Ästen
ins Auge. Den Blick in den weltberühmten Mirabell-Garten im
Innenhof können wir ganz kurz, ein Stück weiter durch
ein schmiedeeisernes Tor erhaschen und ich würde zu gerne einen
Abstecher hinein machen. Aber den Ausflug habe ich bereits am Vortag
unternommen, daher weiß ich welche Blütenpracht hinter
den Mauern der barocken Gartenanlage mit seinen wunderschönen
Brunnen und Statuen verborgen ist. Hier wäre doch vielleicht
eine Streckenoptimierung möglich, daher mein Vorschlag an den
Marathonveranstalter: könnte man nicht die Streckenführung
durch diese traumhafte Anlage legen? Die Japaner und Chinesen werden
uns schon Platz machen.
Das ließe sich doch bestimmt lösen. Das Läuferfeld
ist zu diesem Zeitpunkt schon so entzerrt, das wäre bestimmt
problemlos machbar. Vielleicht sogar auf einem roten Teppich wie
in Hellbrunn. Aber vielleicht würden wir da ja den Herrn Bürgermeister
stören, der hat nämlich verständlicherweise seine
Amtsräume im Schloss untergebracht. Vater Leopold Mozart und
seine Kinder Wolfgang und Nannerl haben im Schloss auch schon musiziert.
Kurz danach am Makartplatz passieren wir dann mit etwas Abstand
deren früheres Wohnhaus.
Kurz durchlaufen wir noch enge Altstadtgassen und nach überqueren
der Staatsbrücke passieren wir wieder den Startplatz. Unsere
Runde ist deshalb aber noch nicht komplett, ein Stückerl ist
es noch bis zum Zieleinlauf in der Hofstallgasse. Klaus hat mir
schon vorher den Vorschlag gemacht, wenn du es nicht packst dann
lauf halt nur eine Runde, aber wo samma denn, natürlich mach
ich auch die zweite Runde. Direkt nach den Pferdefresken an der
Pferdeschwemme geht’s für mich rechts ab und weiter.
Mutterseelen allein – so kommt’s mir zumindest vor –
bin ich jetzt auf der Strecke. Vor und hinter mir ist auf dem Altstadtabschnitt
kein Mitstreiter zu erblicken. Vor dem berühmten Café
Tomaselli ist die sonst prall gefüllte „Kuchenterrasse“
fast vollkommen verwaist, nur ein paar wenige Unentwegte gönnen
sich ein leckeres Stück. Ganz wenig Touristen bevölkern
den Stadtkern, ja ich seh’ nicht mal eine Gruppe Japaner.
Gleich nach dem Kaffeehaus kommt rechts der riesige Residenzplatz.
Im letzten Jahr war hier Start und Ziel und alles überfüllt.
Jetzt ist wirklich gerade keine Menschenseele auf dem prunkvollen
Vorplatz zwischen Dom und den fürsterzbischöflichen Residenzen
im Herzen der Altstadt zu sehen.
Aber dafür habe ich freien Blick auf den schönsten Brunnen
der Stadt Salzburg, dem frisch renovierten Residenzbrunnen. Im Vorjahr
war er noch verhüllt unter einem Würfel, der mit einer
bunten Bilder-Folie bedruckt war und ist uns gar nicht aufgefallen.
Jan und ich waren gestern total verwundert, wo der denn jetzt herkommt.
Insgesamt 8 Monate dauerten die Renovierungsarbeiten, heute erstrahlt
der aus Kalkstein gehauene monumentale Barockbrunnen wieder im frischen
Glanz wie neu …und keiner will ihn sehen …nur weil es
ein bisschen regnet.
Auf der weit zu überblickenden Hellbrunner Allee kann ich aber
dann doch in größeren Abständen einige Marathonis
auf der Strecke vor mir ausmachen. Fotografiert habe ich alles,
jetzt kann ich mich dem Laufen widmen. Bis ins Ziel lasse ich mich
heute nicht mehr überholen, höchstens von ein paar Staffelläufern.
Normalerweise bin ich kein Freund von Musik im Ohr während
eines Rennens, aber jetzt im Regen, in der „Loneliness of
the Long Distance Runner“ würde ich mir doch wünschen
meinen iPod angeklemmt zu haben.
Der rote Teppich in Schloss Hellbrunn ist vollgesogen von Wasser,
es quietscht wie wenn ich mit Gummistiefel unterwegs wäre.
Dann schlägt die Uhr 12, ich bin jetzt drei Stunden unterwegs
und Petrus ist wohl auch in Mittag gegangen und hat tatsächlich
vorher den Wasserhahn zugedreht. Bis ins Ziel bleibt es dann auch
trocken. Obwohl wir Marathonis teilweise in weiten Abständen
unterwegs sind, können wir ungehindert durch das Stadtgebiet
laufen, alle Ordner und Polizisten sind lobenswerterweise auch auf
unserer zweiten Runde noch im vollen Einsatz, das habe ich auch
schon anders erlebt.
Wie unterschiedlich Temperatur-Empfindungen sein können, kann
man an unserem Karpatenwolf Jan sehen, während die einen eingemümmelt
mit Plastikplanen bis ins Ziel gegen das frieren kämpfen, läuft
er richtig heiß. 5 Kilometer vor dem Ziel entledigt er sich
seiner Jacke, darunter trägt er nur das dünne Singlet.
Da das aber von seinen wundgescheuerten Brustwarzen vollkommen blutig
ist, zieht er es gleich mit aus. Mit blutgeträngten Shirt möchte
er sich nicht dem Publikum präsentieren, darum läuft er
bis ins Ziel „oben ohne“. Für die Fotoreporter
war er damit ein gefundenes Fressen, auf mehreren Bildern hab ich
ihn im Web gefunden.
In Ziel erwartet mich bereits Jan und schwärmt mir gleich vom
leckeren Kuchen vor, von dem er schon mehrere Stücke verdrückt
hat und der im Verpflegungsbereich auf mich wartet. Aber zuerst
benötige ich noch ein Bierchen nach dem vielen Wasser. Aber
wo ist jetzt der vielgepriesene Kuchen, von dem vor kurzen noch
angeblich mehrere Bleche rumstanden? Man hat ihn mir buchstäblich
vor der Nase weggefuttert, aber „mein Freund“ Jan hat
ja wenigstens ein Foto davon gemacht. Ich habe jetzt und Jan immer
noch Hunger. Da gibt es doch noch das wunderbare BIO-Buffet in der
Aula der Uni und da gehen wir hin. Heute müssen wir zwar löhnen,
aber es schmeckt deswegen trotzdem wieder vorzüglich.
Im Hotel zurück treffen wir vor dem Fahrstuhl zufällig
wieder Phil “The Power“ Taylor. Wie lief’s? Gestern
Zweiter, aber heute Sieger. Mein Good Luck vom Morgen hat geholfen.
Der Salzburg Marathon ist hervorragend organisiert und bietet wirklich
außergewöhnlich viel für‘s Auge, auch wenn
es wettermäßig heuer nur suboptimal war und alles etwas
darunter litt. Wir hatten am Wochenende trotzdem viel Spaß
und ich kann Jedem nur empfehlen, hier mal vorbei zuschauen.
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