Doch wir hatten den Plan nicht mit den Veranstaltern gemacht. Der Marathon geht ja, wie im vergangenen Jahr neu eingeführt, über zwei unterschiedliche Runden, die für uns Marathonis jeweils zweimal zu durchlaufen sind. Dieses Jahr wurden die Runden getauscht. Erst ging es auf die 11-Kilometer-Runde und danach auf die 10-Kilometer-Runde. Das hieß, wir bogen im Kreisverkehr nicht links, sondern gleich rechts ab. Naja, hätte ich mal die Ausschreibung genauer gelesen. Silke stand also mal völlig verkehrt und musste eiligst zur ersten Abzweigung des Kreisverkehrs zurücklaufen, wobei bis dahin die Spitze natürlich schon durch war. Nun stand sie aber leider auf der verkehrten Seite und ich musste mich von der rechten auf die linke Straßenseite durchkämpfen, um wieder an meine Kamera zu kommen.
Nun versuchte ich erst mal mein Tempo zu finden. Ich hatte mir für diesen Tag eine Zielzeit von 4:30 Stunden vorgenommen, nicht schneller und auch nicht langsamer. Und Gehpausen wollte ich möglichst auch vermeiden. Ich brauchte etwa drei Kilometer bis ich mich einsortiert hatte, musste ich mich doch ständig bremsen. Die mit uns gestarteten Halbmarathonis waren ja deutlich in der Überzahl und zogen einen schon mit. Schnell erkannte ich nun auch den Vorteil, dass wir die längere Runde zuerst laufen sollten. Die lange Brücke nach Bad Füssing und den anschließend ellenlangen Radweg entlang der Staatsstraße hatte ich schon mal zu Anfang hinter mir gelassen und mir wurde klar, dass ich diesen doch etwas eintönigen Abschnitt nicht mehr bei 36 Kilometern laufen werde, sondern schon zehn Kilometer früher. Während des Laufens auf der ersten Runde traf ich immer wieder bekannte Gesichter und so war diese auch schnell vorbei. Charly war natürlich gleich entschwunden, wollte er ja unter vier Stunden bleiben. Bernie bekam ich noch hier und da zu Gesicht. Er wollte verhalten laufen und auch so in meinem Bereich ins Ziel kommen.
Nachdem die ersten elf Kilometer hinter uns lagen, überquerten wir erneut Start und Ziel und begaben uns auf die kurze Runde von zehn Kilometern. Dieser Abschnitt ist jedem bekannt, der in den letzten Jahren in Bad Füssing gelaufen ist. Er ist größtenteils mit der ursprünglichen Strecke identisch, als es noch zwei Runden zu laufen galt. Es ist auch der schönere Teil der Strecke, da wir immer wieder durch kleine Ortschaften und schöne Waldgebiete kommen. Auch ein älterer Herr mit Stoppuhr steht am Streckenrand und gibt unbeirrbar die Zwischenzeiten durch. Ihn kenne ich schon von meiner ersten Teilnahme hier und er erinnert mich an vergangene Zeiten, als ich noch als Jugendlicher in der Leichtathletik aktiv war. Damals war das üblich, da Uhren mit GPS, Zwischenzeiten und was weiß ich noch für allen Schnickschnack, einfach noch nicht erfunden waren. Wie immer bedanke mich ordentlich bei ihm, und als ich die Kamera zücke, um ihn endlich mal im Bild fest zu halten, freut er sich sichtlich über die Anerkennung.
Und so kommen wir auch bald zum Startbereich zurück, um die zweite Runde zu beenden. Ach ja, war ich im vergangenen Jahr aufgrund der neuen Streckenführung noch teilweise desorientiert, da es auch eine Laufkreuzung im Ort Bad Füssing gab, konnte ich dieses Jahr dies nachvollziehen und fand darin auch die vermutlich Ursache, warum die beiden Runden getauscht wurden. Vermutlich wurde der Kreuzungsbereich somit entzerrt, da ja immerhin ein Kilometer mehr zu laufen war. Egal, die zweite Runde war gleich vorbei und ich näherte mich der Start- und Ziellinie. Artur Schmidt erkannte mich natürlich an meine Jubiläums-Shirt von marathon4you.de und pries mich groß als den „unverwüstlichen Andreas Greppmeir“ an und die Zuschauer applaudierten. Ganz ehrlich? Obwohl mir bewusst war, dass er meinen Namen nur von der Starterliste ablas und er am Tag zuvor ja schon angekündigt hatte, dass er alle marathon4you.de-Läufer lobend erwähnen wird, hatte ich Gänsehaut. Von einer Legende so euphorisch begrüßt zu werden, war schon etwas Besonderes und ihm war sicherlich auch nicht bewusst, dass ich ja noch ein Anfänger in dieser Truppe bin.
Vor lauter Freude versäumte ich auch gleich mal die Verpflegungsstation nach Start und Ziel, was bei den kühlen Temperaturen ja – Gott sein Dank – kein größeres Problem darstellte. Jetzt ging es wieder am besagten Kreisverkehr nach rechts ab in Richtung 11-Kilometer-Runde. Kurz nach der Brücke schloss ich auf Birgt Fender und Daniel Steiner aus der Schweiz auf und Birgit, übergab die Begleitung von Daniel an mich. Sie ließ sich zurückfallen und so lief ich die nächsten 16 Kilometer mit Daniel, was äußerst kurzweilig war. Er erzählte mir viel vom Leben in der Schweiz und wir unterhielten uns auch eine ganze Zeitlang über Autos, womit die Zeit und vor allem auch die Kilometer einfach so verflogen. Bei Km 36 musste ich mich allerdings von ihm verabschieden. Mein Reizmagen meldete sich zu Wort und ich wollte mich einfach nicht übergeben, wie das ja schon etliche Male in den vergangenen Marathons der Fall war. So ging ich nun ganz bewusst rund 300 Meter, achtete auf meine Atmung und stieß ein paarmal kräftig auf, um überschüssige Luft im Bauchraum loszuwerden. Danach ging`s mir auch gleich wieder gut. Daniel war mir zwar enteilt, blieb aber immer in Sichtweite. Auf den letzten beiden Kilometern konnte ich sogar noch ordentlich zulegen, aber die 4:30 Stunden packte ich nun doch nicht mehr. Mit einer Minute Verspätung kam ich im Ziel an und war rundum zufrieden.
Nachdem ich meine Medaille in Empfang genommen hatte und mich mit Pflaumensaft-Schorle gestärkt hatte, melde sich auch mein Magen nicht mehr und ich freute mich umso mehr. Im Thermen-Restaurant fand ich auch gleich Silke und erklärte ihr, dass alles gut gelaufen sei. Danach gönnte ich mir mit Bernie, der ein paar Minuten vor mit ins Ziel gekommen war, ein ausgiebiges Thermenbad, bevor wir nach Hause fuhren. Charly konnte auch deutlich unter vier Stunden bleiben und war leider schon weg, so dass wir uns erst später per E-Mail austauschen konnten. Alles in allem war es ein gelungenes Wochenende mit einem guten Einstand ins neue Marathonjahr.
Bernie war auch total zufrieden, vor allem hatte er keine Schmerzen mehr, die ihn ja in den letzten Monaten oft am Laufen hinderten. Auch Michael hatte den Halbmarathon gut überstanden und war vor allem auf Sohnemann Paul stolz, der auf der 10-Kilometer-Strecke erstmals die Bestzeit von Papa knacken konnte. |