Bei irgendeinem der Marathons im vergangenen hielt ich einen Hochglanz-Flyer in den Händen, den ich mir zu Hause an die Pinnwand neben meinem Schreibtisch hängte, obwohl er eigentlich nicht viel aussagte. Ende April 2015 soll in Herrenberg (kurz hinter halb von Stuttgart, wie Google mir erklärte) ein neues Event stattfinden, das sich Schönbuch Trophy nennt. Dass es am Samstag wohl Mountainbike-Rennen gibt und am Sonntag diverse Trail-Events mit unterschiedlichen Streckenlängen, mehr ging daraus eigentlich nicht hervor. Doch irgendwie sprach mich die Aufmachung des Flyers tatsächlich an: Glänzend schwarz hing er an meiner Pinnwand und über dem hellgrün gehaltenen Schriftzug „Schönbuch Trophy“ prangte ein ebenfalls in hellgrün gehaltener Hirsch. Laufen und Mountainbiken im Wald des Jahres 2014 wurde einem versprochen.
Ich kenne zwar den Vogel des Jahres 2014 (den Grünspecht) und das Insekt des Jahres 2014 (die Goldschildfliege), auch dass es einen Baum des Jahres gibt ist mir bekannt (den kenne ich aber nicht), aber das es einen Wald des Jahres gibt, war mir neu. Da ich grundsätzlich mal neugierig bin, habe ich recherchiert. Und tatsächlich, der Schönbuch wurde zum Waldgebiet des Jahres 2014 gewählt. Mehr als 7.000 Menschen nahmen an der Abstimmung des Bundes Deutscher Forstleute teil. Glückwunsch hierzu und somit entschloss ich mich auch direkt diesen Lauf in Angriff zu nehmen, obwohl die Informationen bis zum Schluss wirklich spärlich waren. Ich war neugierig auf den Wald des Jahres!
Bernie war natürlich auch relativ schnell mit dabei, auch Charly und Janosch zogen schließlich nach, so dass wir am frühen Sonntagmorgen zu viert auf dem Weg nach Herrenberg waren. Die Stadt liegt im Landkreis Böblingen und ist seit 1974 eine Große Kreisstadt. Die Anfahrt verlief problemlos und auch die Ausschilderung innerhalb von Herrenberg war perfekt, so dass wir rund zwei Stunden vor dem Start auf dem Parkplatz vor der Stadthalle einparken konnten. Bernie, Charly und Janosch mussten nachmelden, ich war bereits gemeldet, doch dank perfekter Organisation und noch geringem Andrang waren die drei beinahe so schnell abgefertigt wie ich.
Zurück am Auto machten wir uns startklar und begaben uns dann zum nahegelegenen Marktplatz, wo in rund anderthalb Stunden der Start erfolgen sollte. Sowohl der T12, als auch der T42, der auch als 2-er-Staffel gelaufen werden konnte, gingen zeitgleich um 11:30 Uhr los. Wir hatten noch Zeit und wir erkundeten erst mal die Altstadt und ließen uns schließlich noch auf dem Marktplatz auf eine Tasse Kaffee nieder. Wir blieben an unserem Tisch nicht lange alleine: Kati, Anja, Axelt, Gerhard, nahezu all die üblich verdächtigen Schwaben gesellten sich nach und nach zu uns, es war ein tolles Wiedersehen.
Doch schon bald standen wir am Start und es wurde eng auf dem Marktplatz. Nicht nur zahlreichte Teilnehmer drängten sich hinter der Startlinie, es waren dank des tollen Wetters auch etliche Zaungäste dabei. Ich hatte mich auf diesen Lauf mangels Informationen ja kaum vorbereiten können, so dass eigentlich alles Neuland war, was nun auf mich zukam. Und ich muss sagen, schon der erste Kilometer war recht beeindruckend. Der Markplatz ist an sich schon wunderschön. Seit der Stadtgründung, die 1276 erstmals beurkundet wurde, herrscht hier Markttreiben, bis 1504 wurde hier unter freiem Himmel auch Hochgericht abgehalten. Besonders beeindruckend waren für mich die Fachwerkhäuser, die teilweise erkennbar schief stehen. Das liegt aber wohl nicht an der Bauweise der historischen Bauten, da auch die Fenster schief stehen. Ein Blick ins Innere der Gebäude wäre sicherlich interessant gewesen.
Doch den Marktplatz haben wir schon kurz nach dem Start hinter uns gelassen und nach ein paar hundert Metern übers Kopfsteinpflaster wartete die erste Überraschung auf uns: Die Staffeln. Klar es gibt den Marathon auch als Zweier-Staffel, aber das ist hiermit nicht gemeint. Herrenberg ist für seine Vielzahl an „Staffeln“ bekannt, das sind die unzähligen Treppen in der Altstadt, die auch immer wieder restauriert wurden. Die Herrenberger wurden deshalb früher auch als „Stäfflesrutscher“ bezeichnet. Und eine schier unendlich scheinende Anzahl von Stufen liegt bald vor uns. Durch den Stadtmauerdurchgang am Burgrain geht es raus aus der Altstadt und dann gilt es sie zu erklimmen. Ich habe nicht mitgezählt, aber es waren sicherlich weit über einhundert Stufen bis hoch zum Schlossberg hinauf. Doch nur die Allerschnellsten konnten die Staffeln laufend bewältigen, wir passten uns dem Tempo des Hauptfeldes an und stiegen beschleunigt die Stufen nach oben. Über zehn Minuten hatte ich nach dem ersten Kilometer schon auf der Uhr, aber der Puls war dennoch schon am Anschlag. |