Immer bekomme ich die gleiche Antwort, wenn ich von meinem nächsten Marathon erzähle. Den Bodensee Marathon, ja den kenne ich. Gemeint ist dann jedoch der Drei-Länder-Marathon Anfangs Oktober. Komisch, denn der „richtige“ Bodensee Marathon im baden-württembergischen Kressbronn zählt mit seiner 43. Auflage zu den traditionsreichsten Marathons in Deutschland und ist doch kaum jemanden bekannt. Vielleicht kann ich ein wenig dazu beitragen, das zu ändern.
Dass der Marathon erst mittags um zwölf Uhr gestartet wird, kommt mir sehr entgegen, da ich wirklich kein Frühaufsteher bin. So mach ich mich am Samstagmorgen auf den Weg nach Kressbronn, das für mich in anderthalb Stunden gut zu erreichen ist. In der Ausschreibung wird gebeten, den Parkplatz am Strandbad, also direkt am Bodensee, am Ortsrand von Kressbronn zu nutzen. Ich parke dort als einer der ersten ein und ein kostenloser Shuttlebus, der uns zum rund zwei Kilometer entfernten Veranstaltungsgelände bringt, steht schon bereit.
Dort angekommen, bahne ich mir erst mal den Weg durch eine kleine, aber feine Laufmesse. Unzählige Biertische sind rund um die Festhalle aufgebaut, doch ich verzieh mich erst mal in die Halle, da die Temperaturen noch im einstelligen Bereich liegen. Meine Startnummer habe ich schon nach wenigen Minuten in den Händen und danach gönne ich mir noch ein zweites Frühstück. Kaffee und Kuchen sind hier schon für kleines Geld zu haben.
Neben dem Marathon werden auch diverse andere Distanzen angeboten, so zum Beispiel der Kids-Run, der schon um 11:30 Uhr startet. Dann gibt es natürlich noch einen Halbmarathon, der erwartungsgemäß mit den meisten Teilnehmern aufwarten kann und einen Lauf über 5200 Meter. Der Marathon kann auch als Staffel mit vier Läufern bestritten werden. Mit über tausend vorangemeldeten Teilnehmern über die unterschiedlichen Distanzen zeigt sich der Veranstalter sehr zufrieden. Dank des idealen Laufwetters und des blauen Himmels dürften noch einige hinzugekommen sein. Ich bekomme mit, dass die roten Startnummern für den Marathon knapp werden, da sich erstmals über einhundert Läufer an die lange Distanz wagen wollten.
Kurz vor Mittag macht sich die überschaubare Marathonschar vor der Festhalle bereit für den Start. Extra angekündigt wird Nick Zientner aus Kressbronn. Er will heute zwar keinen Marathon laufen, sich aber einen Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde sichern. Innerhalb einer Stunde will er die längste jemals nur auf dem Hinterrad eines Mountainbikes gefahrene Strecke zurücklegen. Mit knapp 27 Kilometern könnte ihm das am Ende auch gelungen sein.
Pünktlich machen wir uns schließlich auf zwei Füßen auf den Weg, wobei keiner der Läufer einen Rekord vor Augen haben dürfte. Es gilt einfach nur eine tolle Landschaft bei besten Bedingungen zu genießen. Kressbronn selbst ist ein Ort mit rund 8300 Einwohnern und liegt im Landkreis Bodenseekreis. Viele Menschen haben sich am Start und auch an der Strecke innerhalb des Ortes versammelt, um ihren Marathon zu feiern. Nach etwas über zwei Kilometern verlassen wir den Ort und laufen auf einem Fahrradweg in Richtung Kalkähren, einem kleinen Ortsteil von Kressbronn. Links und rechts säumen Apfelplantagen den Weg. In Kalkähren angekommen, bin ich kurzzeitig irritiert. Wo sind die Vögel, die mit ihrem Gezwitscher einen solchen Lärm machen? Ich komme mir vor, wie im Tropenhaus im Zoo. Dann wird mir klar, das Gezwitscher kommt aus Lautsprechern Soll das ungebetene Fluggäste vom wertvollen Obst fern halten? Jedenfalls entdecke ich weit und breit nicht einen Vogel. |