So sind auf den ersten 2,5 Kilometer bereits 120 Höhenmeter zu absolvieren, meist noch auf befestigten Wegen. Aber dann geht es runter vom Asphalt und wir schlagen uns nach rechts in die Büsche. Hier warten die ersten Single Trails auf uns und es geht wellig, aber tendenziell abwärts, auf den nächsten 2,5 Kilometern an den südlichen Hängen des Grafenbergs entlang. Streuobstwiesen prägen unterhalb des Waldgebietes die Landschaft. Besonders die in voller Pracht stehende Kirschblüte bietet einen wunderschönen Anblick. Gepaart mit der abwechslungsreichen Strecke mit vielen Single Trails ist das sicherlich einer der schönsten Abschnitte der gesamten Strecke. Das warme Lokalklima begünstigt hier besonders den Anbau von Süßkirschen. In früheren Jahren wurde aber vornehmlich Weinbau und zeitweilig auch Hopfenanbau betrieben. Die letzten Weinberge wurden 1935 aufgegeben.
Nach einem kräftigen Aufstieg erfolgt ziemlich genau nach 6 Kilometern die Streckentrennung vom T12, während sich die Kurzstreckler auf den Rückweg machen, geht es für uns wieder abwärts bis Mönchberg (Km 8,5). Am Ortsrand ist die zweite Getränkestation eingerichtet. Im weiteren Angebot des Veranstalters stehen auch eine 2-er und 4-er Staffel, für die hier ihr erster Wechsel erfolgt.
Nach 11,5 km ist der abwechslungsreiche Trailabschnitt vorerst einmal beendet. Die Strecke führt auf die Kayher Straße, man hat den Fahrradwegen, vermutlich zur besseren Orientierung, auch Namen gegeben. Auf einem einigermaßen gleichmäßigen Höhenlevel führt uns die Schotterstraße über mehrere Kilometer ziemlich gerade an‘s hintere Ende des Schönbuch.
Zur Auflockerung wechseln wir aber zwischendrin auch wieder auf eine kurze Trailpassage. Die Pfade sind aufgrund der längeren Trockenheit ziemlich ruppig und staubig und erfordern deshalb einige Aufmerksamkeit. Trailschuhe bräuchte es bei der heutigen Wetterlage nicht zwingend auf der Strecke, der Boden ist dermaßen trocken, sodass wir nur sehr selten auf weichere Untergründe treffen. Über eine Zeitmessmatte erreichen wir bei Km 17,5 km am Sportplatz Entringen die nächste Versorgungsstation und Wechselpunkt für die Staffeln.
Unser Rückweg führt uns wieder auf die wenig abwechslungsreiche Waldautobahn Kayher Straße, hier passieren wir auch die Halbmarathonmarke. Kati posiert für ein Bildchen und weiter geht’s. Wenig später biegen wir an der nächsten Labe nach rechts in die Weinsteige ab und es wartet ein zwei Kilometer langer Downhill auf uns, wo es immer noch auf Schotter, 80 Höhenmeter abwärts zu vernichten gibt.
Nach der kurzen Erholungspause müssen wir über die Neue Weinsteige wieder zwei Kilometer aufwärts. Mir ist es zu kraftaufwändig und marschiere lieber. Kati ist gerade gut drauf und nimmt größere Abschnitte im Laufschritt und kann so von hinten wieder aufschließen. Meine stellenweise trabenden Kontrahenten in Sichtweite vor mir, machen hier aber laufend nicht viel Zeit gut. Meist rächt es sich ob des Kräfteverschleißes später sogar wieder, daher lasse ich es sein. Endlich wird die Strecke wieder abwechslungsreicher. Ein weiblicher Streckenposten schickt uns mit Vorwarnung über einen äußerst rustikalen Trail, mir gefällt das außerordentlich gut, während Kati darüber jammert. So unterschiedlich sind die Meinungen.
Auf den letzten 20 Kilometern wechselten sich kürzere Trailpassagen mit längeren Waldwegabschnitten ab. Am Schild wo uns noch 10 km bis zum Ziel angezeigt werden, dreht sich das Verhältnis zugunsten natürlicherer Untergründe. Über überwiegend schmale Naturpfade geht es jetzt durch den hohen Baumbestand des Schönbuchs, teilweise an abenteuerlichen Abhängen mit tiefen Schluchten entlang. Dabei gibt es auch einige interessante Hindernisse, wie Flussüberquerungen und umgefallene Bäume zu überwinden. Die Kilometerbeschilderungen beschränken sich, wie auf Trails durchaus nicht unüblich, auf das nötigste. Die Schlusskilometer werden jetzt aber in immer kürzer werdenden Abständen angezeigt.
Bei Km 39 treffen wir wieder auf den ersten Teil des Kurses, auf fast identischem Weg geht es zurück ins Ziel. Ein letzter, aber äußerst giftiger, kurzer Anstieg auf den Schlossberg, oberhalb der Hausgrenze von Herrenberg bei Km 41 km kann bei mir und wahrscheinlich bei den meisten anderen auch, keine Jubelarie mehr hervorlocken. Vom Schlossberg hinunter führen uns wieder die berühmten Staffeln, es geht direkt an der Herrenberger Stiftskirche vorbei. Der Schlossberg ist hier nicht ganz stabil. Jährlich wandert die Kirche um einen Millimeter auf die Altstadt zu.
Der letzte Kilometer zieht sich scheinbar endlos dahin, das kommt daher weil bei hier nach 42,2 km noch nicht Schluss ist, wir müssen noch einige hundert Meter drauf legen bis zum Zielbogen. In die letzte Kurve vor dem Ziel auf dem Marktplatz werde ich mit einer La Ola geschickt, wo ich vom Zielsprecher empfangen werde. Viel hat er jetzt nicht mehr zu tun, nur noch spärlich tröpfeln Finisher ein. Nach 5:18 Stunden bin ich im Ziel, das Zeitlimit ist auf 6:30 h festgelegt, das müsste für die meisten ohne Stress zu bewältigen sein. Die Zielverpflegung bietet nochmals reichlich Möglichkeit verlorene Energien aufzufrischen. Mittlerweile sind ein paar Wolken aufgezogen und ich bin froh, mir gleich meine um die Ecke deponierte Jacke überziehen zu können.
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