4.7.2015 Gornergrat Zermatt Marathon/Ultra
Autor: Bernie Manhard Bericht mit 250 Bilder auf
 
 
 
2015
 
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...

Für mich geht’s zum ersten Mal nach Zermatt und damit natürlich auch zum ersten Mal ans Matterhorn. Charly und Greppi fallen kurzfristik aus, so muss ich alleine die weite Anreise antreten. Akribisch studiere ich vorab Anfahrtsrouten, Zeitpläne und Veranstaltungsabläufe des Gornergrat Zermatt Marathon, wie er jetzt offiziell bezeichnet wird. Bedingt durch die unterschiedlichen Veranstaltungspunkte und der autofreien Destination Zermatt ist dies durchaus angebracht.

Gut überlegt sollte bereits die Anreise zum „schönsten Berg der Welt“ sein, da Zermatt fast ganz im Süden der Schweiz, auf über 1600 m Höhe mitten im Alpenhauptkamm liegt und den erreicht man von keinem Fleck Deutschlands aus schnell und bequem. Aus Bayern könnte ich gar unter fünf Straßenverbindungen wählen und bin mir sogar noch am Tag der Abfahrt nicht ganz sicher, welche Route ich nehmen soll. Ich entscheide mich letztendlich für den zeitlich kürzesten Weg auf der Schweizer A1 über Zürich, Bern und den Lötschbergtunnel nach Täsch, der aber nicht unbedingt der günstigste ist. Für das One-Way-Ticket durch den Tunnel darf man bereits CHF 29,50 abdrücken, das wird heutzutage 1:1 in Euro umgerechnet.

Der Autoverlad am Lötschberg verkürzt meine Anreise vom Schweizer Mittelland ins Wallis beträchtlich. Die Züge fahren alle halbe Stunde von Kandersteg nach Goppenstein, mir kommt der Zeitintervall gefühlsmäßig sogar noch kürzer vor, da mir ein Zug praktisch vor der Nase wegfährt. Ein Transfer per Autoverladung ist für mich ebenfalls Premiere, es geht wirklich schnell und unproblematisch, man muss noch nicht einmal sein Auto verlassen. Ebenerdig fährt man einfach auf die Wagonstraße, legt den ersten Gang ein, zieht die Handbremse und ist abfahrtsbereit. Die Fahrt auf den Wagons ist etwas rumpelig, dauert aber auch nur etwa 15 Minuten. Licht gibt es keines im Tunnel, man sitzt 10 Minuten in rabenschwarzer Umgebung.

Über Visp geht‘s weiter ins Mattertal, die Anreise ist wirklich attraktiv, sie führt durch das am tiefsten eingeschnittene Tal der Schweiz. In St. Niklaus ist ein Zwischenstopp nötig, hier findet am Samstag der Start von Marathon/Ultra zudem die Ausgabe der Startnummer statt. Die hat beim Gornergrat Zermatt Marathon eine große Bedeutung. In die Nummer ist ein Zugticket integriert die uns von Freitag bis Sonntag freien Zugang durch die Kontroll-Säulen der Bahnlinie von Brig-Zermatt, an der Zermatt-Gornergratbahn und der Standseilbahn Zermatt-Sunnegga gewährt, muss dann aber auch immer mitgeführt werden.

Die Startgebühren für den Ultra betragen CHF 155 und für den Marathon CHF 120, das hört sich auf den ersten Blick ziemlich hoch an. Wer sich jetzt aber die Mühe macht und alleine die Preise der Bergbahnen recherchiert wird da wahrscheinlich schnell anderer Meinung sein. Als Tourist könnte man da schnell mal auf dumme Gedanken kommen.
Zudem bekommen wir mit der Startnummer noch einen hochwertigen Rucksack und einen Gutschein für die Pasta-Party im Festzelt in Zermatt ausgehändigt. Wer es bis ins Ziel schafft erhält dazu noch eine Medaille, Finisher-Shirt und wenn benötigt eine Massage in 3100 m Höhe. Urkunde und ein exzellentes, hochauflösendes persönliches Erinnerungsfoto von der Strecke können gratis auf der Website runtergeladen werden. Jeder weiß wahrscheinlich, wieviel normal bei den Foto-Services dafür bezahlt werden muss.

In Täsch, etwa 5 km vom autofreien Zermatt ist für alle PKWs Endstation. Im Matterhorn Terminal stehen über 2000 Parkplätze in einem Parkhaus (15,50 CHF pro Nacht) zur Verfügung. Praktisch direkt aus dem Auto steigt man in den Zermatt Shuttle und ist in wenigen Minuten am Ziel. Alle 30 Minuten, zu Stoßzeiten sogar alle 15 Minuten fährt die Bahn.

150 Jahre Erstbesteigung Matterhorn

Das Fest- und Veranstaltungszelt und der Startplatz des Halbmarathon befinden sich direkt auf dem Bahnhofsplatz, alles ist gerüstet zur offiziellen Eröffnungsfeier der 12. WMRA Langstrecken-Weltmeisterschaft im Berglauf. Wer dieser Tage in Zermatt eintrifft, kann den Vorbereitungen zur 150-Jahr-Feier der Matterhorn-Erstbesteigung nicht entgehen. Zermatt ist praktisch im Ausnahmezustand. Jetzt bin ich aber auch neugierig, wo isses? Ich habe es bisher nur aus einigen hundert Kilometern Entfernung zu Gesicht bekommen, einmal vom Mont Blanc und zuletzt vor drei Wochen von den Jurahöhen aus.

In voller Pracht ist es von der Bahnhofstraße noch nicht zu bewundern, aber mir genügt für’s erste bereits der unglaublich beeindruckende obere Abschnitt des Horns. Genau vor 150 Jahren, im Morgengrauen des 14. Juli 1865 machte sich eine Seilschaft von sieben Männern auf den Weg entlang dem Hörnligrat Richtung Matterhorn mit dem Ziel, den Gipfel des einzigen noch unbesiegten 4000-ers der Schweizer Alpen zu besteigen. Der Tag und mit ihm Edward Whymper sind in die Geschichte eingegangen.

Zum Jubiläum wird vom 9. Juli bis 29. August am Gornergrat vor der einmaligen Kulisse des Matterhorns „The Matterhorn Story“ unter freiem Himmel aufgeführt. Die Route der Erstbesteiger wird den ganzen Sommer am Abend mit solarbetriebenen weißen Lampen beleuchtet. Einzig die Absturzstelle der vier verunglückten Gipfelstürmer leuchtet rot. Die Info habe ich aber leider auch erst zu Hause gelesen. Die Idee in der Nacht auf das Matterhorn zu schauen ist mir nie gekommen, so gibt’s auch kein Bild davon.

Langstrecken-Weltmeisterschaft im Berglauf


Mit Wolli dem Zermatter Maskottchen versammeln sich vor der offiziellen Eröffnungsfeier alle Teilnehmernationen am Kirchplatz. Mit einem Flaggenumzug geht es durch die mondäne Fußgängerzone mit seinen zig Nobel-Uhrenläden hinunter ins Festzelt, wo um 17:30 Uhr die WM-Eröffnung im proppenvollen Zelt stattfindet.

Nachdem die Feierlichkeiten vorbei sind und sich das Zelt etwas gelichtet hat, geht es zum gemütlicheren Teil des Abends über. Für den Gutschein-Bon zur Pasta-Party müssen noch CHF 5 gelöhnt werden, dafür bekommen wir ein Erdinger Weißbier, einen Teller Nudeln und für die hungrigen Läufer gibt es sogar ein eigenes Nachschlags-Billett. Das ist dann ok und ich kann gesättigt den Heimweg antreten.

 
Autoverladung am Lötschbergtunnel   Matterhorn Terminal in Täsch   Elektroauto in Zermatt
Erster Blick auf's Matterhorn Flaggenparade mit Wolli Uhren, Uhren, Uhren
WM-Eröffnungsfeier Besonderer Stolz der Veranstalter Guggenmusik

Die erste Hälfte zum Einlaufen. St. Niklaus – Zermatt

Die genauen Abfahrtszeiten der Züge zum Startort St. Niklaus muss man dem Fahrplan am Bahnhof entnehmen. Es sind nicht allzu viele die am frühen Morgen verkehren. Klaus hat mich vorgewarnt, lieber etwas früher am Bahnsteig zu stehen. Schnell füllen sich die Plätze und wir können noch bequeme Sitzplätze ergattern. Etwa eine halbe Stunde dauert die Fahrt ins 20 km entfernte St. Niklaus.

16 Grad werden uns um 7 Uhr angezeigt, das wäre super, aber noch kommt wenig Sonne ins Tal. Um 8 Uhr fluten die ersten Sonnenstrahlen das Tal und gefühlt steigt die Temperatur jede Minute, dazu bleibt noch eine halbe Stunde Zeit bis zum Start. Lautsprecherdurchsagen verheißen ja oft nichts Gutes, aktuell gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Ich beginne mit der Guten: Zu den 14 Getränke- und Verpflegungsstationen auf der Ultradistanz werden heute noch drei zusätzliche Wasserstände eingerichtet. Die Schlechte: Aufgrund von Problemen auf der Bahnstrecke verzögert sich die Ankunft eines Zuges. Um allen einen Start zu ermöglichen, wird erst 20 Minuten später gestartet. Einzig die Teilnehmer des WM-Rennens werden pünktlich wie geplant um 8:30 auf die Strecke geschickt.

Auf 700 Startplätze war die Ultra-Distanz limitiert und sie gingen wieder weg wie warme Semmeln. Während bis zum Meldeschluss noch Restplätze für den Marathon verfügbar waren. Über 2.400 Läufer aus 52 Ländern sorgen heute für einen neuen Teilnehmerrekord. Die Marathon-Distanz kann 1.950 positive Höhenmeter aufweisen, während auf der genau 45,595 km langen Ultrastecke 2.450 Höhenmeter auf Europas höchstgelegenes Ziel eines Langstreckenlaufes zu bewältigen sind. Dazu kann man den Marathon noch zu zweit als Staffel laufen oder am 2014 erstmalig durchgeführten Halbmarathon mit Start in Zermatt teilnehmen.

Kein Geringer als Pirmin Zurbriggen, einer der erfolgreichsten Schweizer Skifahrer aller Zeiten übernimmt den Startschuss und schickt uns auf die Reise. Eine Schleife lotst uns durch die Dorfstraße von St. Niklaus und nach etwa einem Kilometer außerhalb des Ortes auf einen ersten Trailabschnitt mit kurzem Anstieg im Wald. Das führt auch bereits zu einem ersten kleinen Stau, obwohl in drei Wellen im Minutenabstand gestartet wurde.

Viel Trinken ist bei den heutigen Temperaturen oberstes Gebot um nicht frühzeitig wegen Dehydrierung auszufallen, die zweite Möglichkeit nach dem Startplatz bietet sich dafür nach 5 Kilometern. Nur mehr selten können höhere Bergspitzen die Sonne noch davon abhalten uns ungehindert zu bestrahlen. Ich habe vorgesorgt und mir am Start noch eine Getränkeflasche in den Hüftgürtel geschoben. Mehr Probleme hat bereits mein GPS, im tiefen Tal gibt es nicht durchgängig Satellitenempfang, was aber heute auch nicht unbedingt wichtig ist. Jeder Kilometer ist ausgeschildert.

Ein paar Kilometer weiter darf ich und eine Gruppe weiterer Läufer eine kurze Pause einlegen. Der Zug hat selbstverständlich Vorfahrt und es stehen auch Streckenposten am Bahnübergang um dies zu gewährleisten. Viel länger als eine Minute dauerte der Aufenthalt aber nicht und es geht wieder weiter.

Nach 9 Kilometern kann man rechterhand noch die Reste eines riesigen Felssturzes begutachten. Im April 1991 stürzten hier aus 600 Metern Höhe rund 15 Millionen Kubikmeter Fels zu Tal. Die Felsblöcke waren teilweise so groß wie Einfamilienhäuser. Drei Wochen später rutschte der Berg weiter ab. Insgesamt wurden so 33 Mio. Kubik Geröll nach unten befördert. Wer sich das nicht vorstellen kann zum Vergleich: Das Volumen der Cheops-Pyramide beträgt 2,5 Mio. m³. Glücklicherweise gab es seinerzeit keine Toten zu beklagen.

Ganz in der Nähe der Stelle gab es heuer im Mai abermals einen Felsabbruch von mehreren tausend Kubikmetern Gestein der den Ort Randa in eine Staubwolke hüllte. Während einiger Minuten war der Himmel über der Region verdunkelt. Also, ein nicht ganz ungefährlicher Abschnitt, leider geht es gerade bergauf, so kann ich meine Geschwindigkeit nicht erhöhen. In Randa gibt es Getränkenachschub, wer eine kleine Pause einlegen will, wird von den Wäsmali-Chatze Lözern bestens mit Guggenmusik unterhalten.

Am Wegesrand gibt es immer wieder schöne alte Walserhäuser aus typisch schwarzen Vierkantbalken aus Lärchenholz zu bewundern. Meist führt hier unser Weg über eine schmale, asphaltierte Verbindungsstraße Richtung Zermatt, teilweise mit spürbaren Anstiegen, man sollte dies nicht unterschätzen, ab Start geht es schon tendenziell immer aufwärts. Nach km 15 passieren wir einen Tunnel. Die Abkühlung hält sich in Grenzen, ebenso wie die Lichtausbeute. In der Mitte ist es stockdunkel.

Über einen früheren Saumweg erreichen wir den überdachten „Hohsteg“, dort überqueren wir eine tiefe Schlucht der wild tosenden Matter Vispa. Der Ort nennt sich Schlangengruebe, einer Sage nach soll einst ein Fremder alle Schlangen im Talkessel von Zermatt in ein Loch gelockt und verbrannt haben. Oberhalb der Bahnlinie folgen wir einem herrlichen Single-Trail in einem fortwährenden leichten Auf und Ab bis an den Ortsanfang von Zermatt. Kurz nach dem Heliport können wir am Ortseingang wieder nachtanken.

Geradeaus geht es auf der Bahnhofstra ße durch den Ort. Am Bahnhofsplatz laufen wir über die Zeitmessmatten, hier ist für die Marathonis Halbzeit und gleichzeitig erfolgte um 10:25 Uhr auch der Start zum Halbmarathon. Um 11:50 Uhr, ohne die Verschiebung, ist hier eine Kontrollschlusszeit eingerichtet. Wer also nach 3:15 Stunden nicht durchkommt, darf nur mehr auf eigene Gefahr weiterlaufen. Es wird keine ärztliche Betreuung mehr gewährleistet.


Pimin Zurbriggen gibt den Startschuss   Stopp, der Zug hat Vorfahrt   Walserhäuser
Felsrutsch vor Randa Stockdunkel im Tunnel Hohsteg in Schlangengruebe
Immer an der Bahn entlang Wunderbarer Trail Zermatt in Sicht
 

Der zweite Abschnitt für Bergläufer. Zermatt – Riffelberg

Eine Schleife führt uns etwa 500 Meter aus dem Ortskern hinaus und über die Gorner Schlucht, direkt am betonierten Bett der Matter Vispa, etwas weiter südlich wieder zurück nach Zermatt. Nach 25 Kilometern ist die flachere erste Hälfte beendet, etwa 500 Höhenmeter beinhaltete der Abschnitt, alles meist gut laufbar. Dann geht’s raus aus dem Ort und in den Berganstieg, jetzt sind die Kraxler gefragt.

Auf einem Forstweg geht es steil nach oben. Bei Km 27 befinden wir uns auf einer ständig eingerichteten Freeride- und Downhill-Strecke für Mountainbiker die von Sunnega herunterführt. Die insgesamt 3 Kilometer lange Radl-Piste weist 500 Höhenmeter abwärts auf. Der Blick auf die jetzt neben uns einbiegende, verblockte Passage durch dichten Baumbestand und ziemlich derber Steilheit würde mir auf dem Bike etwas Kopfzerbrechen bereiten, da marschiere ich schon lieber hinauf.

Nach 600 Höhenmetern Aufstieg ist in Sunnegga (Km 31,6) wieder eine Cut-Off-Zeit zu überwinden, um 14:15 Uhr sollten alle hier durch sein. Sunnegga Paradise wird die Station auch bezeichnet, sie liegt auf 2280 m auf einer großen Sonnenterrasse. Was wir auch kräftig zu spüren bekommen, aber ich bin immer noch der Meinung, es ist noch akzeptabel und verträglich. Hier ist der Ausgangspunkt vieler Wanderungen im Sommer und wichtiger Knotenpunkt von Pisten im Winter, das Paradies ist auch heute von Urlaubern gut besucht.

Kurz bergab geht es zum Leisee, hier und auf den nachfolgendem Kilometer sollte man sich zusammenreißen, mehrere Fotografen des Veranstalters lauern auf uns und das hat natürlich seinen guten Grund: Dieser Abschnitt ist für sie ein erstklassiger Standort. Ich empfehle jedem den Lauf einmal zu unterbrechen und sich umzudrehen. Seine Majestät „Z Hore“, wie die Einheimischen das Matterhorn nennen, gibt sich die Ehre. Seine majestätische und mystische Ausstrahlung kommt hier perfekt zur Geltung. Es gibt Leute die sagen, von diesem Standort habe die Pyramide die perfekte Form.

4478 Meter ist es hoch, damit nicht einmal der höchste Berg der Schweiz und schon gar nicht von Europa. Trotzdem ist er der berühmteste, schönste, faszinierendste und spektakulärste Berg der Welt. In all den Jahren seit seiner Erstbesteigung hat das Matterhorn nichts an Ausstrahlung verloren und ist selbst heute mit bester Ausrüstung für die Gipfelstürmer immer noch eine gewaltige Herausforderung. Gut 2500 bis 3000 Bergsteiger versuchen jährlich auf seinen Gipfel zu gelangen, an Spitzentagen bis zu 130, die sich dann auch oft selbst behindern. Und immer wieder gibt es dabei auch Tote zu beklagen, seit der Erstbesteigung haben über 500 Wagemutige ihr Leben lassen müssen.

Am Hang des Rothorns entlang geht es nach dem Leisee auf einem schmalen Pfad meist leicht aufwärts weiter. Nach überqueren des Findelbaches geht es nach einer Spitzkehre in entgegen gesetzter Richtung bis zur Riffelalp. Seine Majestät liegt jetzt genau in unserem Blickfeld und ich kann mich seinem Antlitz kaum mehr entziehen. Bis zur Riffelalp geht es über mehrere Kilometer meist schwach abwärts. An der Riffelalp (Km 39) ist wieder einiges los und die Guggenmusiker von den Wäsmali-Chatze sind auch umgezogen und geben jetzt hier oben ihr Bestes.

Richtig schweißtreibend ist der 3 km lange Abschnitt hinauf zur Bergstation Riffelberg und dem Ziel des Marathons. In der prallen Sonne geht es durchgängig steil auf einem Schotterweg nach oben. Der Aufstieg ist mühsam und die Kilometer ziehen sich nur langsam dahin, dafür werden wir aber wieder belohnt. Die Aussicht am Riffelberg gehört mit zum schönsten was Zermatt zu bieten hat. Die Luftlinie zum Gipfel des Matterhorns beträgt von hier nur noch 7,5 km. Man ist jetzt so nah am „Hore“, um Ostwand, Hörnligrat, Teile der Nordwand sowie dem Buckel des Zmuttgrates in seiner vollen Wirkung betrachten zu können. 1500 Meter ragt es ganz alleine stehend, majestätisch über den Horizont hinaus. Ein paar Wolken sind jetzt aufgezogen und lassen das Horn rauchen, heute werden uns wirklich die allerbesten Ausblicke auf den schönsten Berg der Welt geboten.

Bei der ersten Ankunft durch einen Zielbogen etwas unterhalb der Bergstation Riffelberg ist das Marathonziel noch nicht erreicht, erst geht es noch in einer etwa 500 Meter langen Schleife rechts vorbei und über einen kurzen Anstieg hinunter ins endgültige Ziel.

Marathon-Halbzeit am Bahnhofsplatz   Genialer Ausblick   Die Aussicht wird immer gewaltiger
Huhu Unterhalb Rothorn Rustikaler Abschnitt
Gornergratbahnstrecke vor Riffelberg Noch nicht das Ziel Z Hore raucht

Die Ultraverlängerung – Das Sahnehäubchen

Einige hundert Meter vor dem Zielbogen des Marathon können sich die Ultras entscheiden, ob sie das knapp 3,5 km lange und mit 500 Höhenmetern versehene Zusatzstück der Ultradistanz auf den Gornergrat noch anhängen wollen oder doch lieber noch einen vorzeitigen Abbruch vornehmen wollen und so in der Marathon-Wertung gelistet werden. Grundvoraussetzung ist aber auch hier wieder ein Zeitlimit. Um 15:45 Uhr wird dicht gemacht.

Hier beginnt ab Riffelberg und somit ausschließlich für die Ultraläufer das Sahnestück der Strecke, immer atemberaubender wird die Aussicht. Das Monte-Rosa-Massiv mit dem höchsten Schweizer Berg, der Dufourspitze (4634 m), das kleine Matterhorn, der Lyskamm und der zweitgrößte Gletscher der Alpen, der Gornergletscher, sowie 29 weitere Bergriesen die über 4000 m hoch sind, stehen Spalier. Und alles zum Greifen nah. Oh, Verzeihung Seine Majestät, das Matterhorn habe ich bei der Aufzählung vergessen.

Für mein persönliches Glücksempfinden sorgt auch der herrliche Trailabschnitt, weglos nur auf schmalen Trampelpfaden geht es Richtung Gornergrat. Die Abstände werden uns ab Km 42 in 500-er-Schritten angezeigt. Einen Kilometer vor unserem Finale rückt dann auch die Aussichtsplattform des Gornergrats ins Visier, obwohl der Aufstieg auch sehr anspruchsvoll ist, muss ich fast sagen: Leider. Aber vorher gibt es noch einige traumhafte Einblicke in das Gletschergebiet zu genießen.

Über Stahltreppen führen uns die letzten Meter ins Ziel der Gornergrat-Plattform, 3100 Meter über dem Meeresspiegel. Für die absolvierten 45,595 km und 2450 Höhenmeter bekommen wir eine wunderschöne Medaille überreicht und in einem Nebenraum dürfen wir unser Finishershirt überstreifen. Auch hier werden die Ultras wieder belohnt, auf unserem Rücken prangt stolz ein großes „U“, während alle anderen Distanzen mit einem „F“ für Finisher ausgezeichnet werden.

Gefühlte 25 Grad hat es selbst hier oben auf der Höhe aufzuweisen. Wer will oder es nötig hat kann sich hier noch die Muskeln durchkneten lassen. Duschen und unsere Wechselkleidung sind eine Station tiefer zu finden, an der Riffelberg-Station.

Ein außergewöhnlich schöner und auch warmer Tag geht so für mich erfolgreich zu Ende. 99 Langstrecken stehen jetzt auf meiner Liste mit vielen Höhepunkten, der Gornergrat Zermatt Marathon zählt sicherlich dazu. Als begeisterter Trailrunner würde ich sagen: Das Beste kommt zu Schluss, leider dürfen nur 700 Läufer/innen an diesem Vergnügen teilhaben. Also frühzeitig anmelden.

Marathon-Ziel am Riffelberg   Er geht weiter bergauf   Seine Majestät
Km 42,5 Gletschersicht Felsiger Aufstieg
Ziel am Gornergrat Gornergletscher Tolles Shirt & Medaille
 
Bernie
7:15:29
 
   
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