18.10.2020 Virtual Run München Marathon
Autor: Andreas Greppmeir
 
Virtual Run München
 
2020

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Virtuell bedeutet bekanntlich, dass etwas nicht wirklich ist, aber echt erscheint. Kann ein virtueller Marathon tatsächlich echt wirken? Sicherlich nicht. Aber die Organisatoren des „Virtuell Run GMM Special 2020“ haben sich da wirklich etwas einfallen lassen. Es gibt eine App zum Download, die einem während des Laufens die Sehenswürdigkeiten Münchens nahebringt und zudem den Vergleich mit Lauffreunden ermöglicht.

Klingt ganz interessant. Ist für mich, da ich noch immer ohne Handy bin, aber leider nicht nutzbar. Ich frage mich auch, was für einen Sinn ein virtueller Stadtlauf macht? Eigentlich gar keinen, außer dass etwas Geld in die Kassen der Veranstalter kommt und so vielleicht der ein oder andere Marathon vor dem Ruin gerettet werden kann. Das ist für mich schon Grund genug, dabei zu sein. Die 35 Euro sind gut investiert. Es gibt eine kostenlose Urkunde zum Download, ein hochwertiges Finisher-Shirt und eine Medaille.

Doch nochmal zurück zu dem Gedanken einen virtuellen Stadtmarathon zu laufen. Den München-Marathon bin ich schon mehrfach gelaufen und kann daher auch ohne App die Strecke im Geiste nachvollziehen, weshalb ich mich auch mit der Vorstellung anfreunden kann, ihn virtuell zu laufen. In meiner Sammlung noch fehlende Marathons virtuell zu laufen, würde für mich jedenfalls nicht in Frage kommen. Aber München, das geht für mich in Ordnung und es bleibt ja auch das Gefühl etwas Gutes dabei getan zu haben.

Dann muss ich mir natürlich nur noch Gedanken über die Strecke machen. Aber das ist relativ einfach. Da ich vermutlich solo unterwegs bin, bevorzuge ich einen Rundkurs mit mehreren Runden, um mich am Auto verpflegen zu können. Die Wahl fällt auf den Mandichosee. Die Runde um den Stausee hat etwas über 8 Kilometer. Das wären also fünf Runden und viermal die Möglichkeit am Auto einen Boxenstopp einzulegen. Als Abstellort wähle ich Unterbergen, da man dort - wenn auch verbotswidrig - direkt an der Strecke parken kann. Somit war für mich alles klar und ideal vorbereitet. Naja, fast. Hätte ich mich im Vorfeld mal über diverse Bauunternehmungen in Umfeld meines Marathons kundig gemacht, wäre mir so manche Überraschung erspart geblieben.

Charly hatte sich kurzfristig entschlossen mich ein wenig zu begleiten und so fuhren wir gemeinsam in Richtung Unterbergen und da kommt auch schon die erste Baustelle ins Spiel. Zwischen Mering und Unterbergen ist die AIC 12 wegen eben einer solchen gesperrt und ich lotse Charly durch‘s Hinterland. Ein paar weitere Umleitungsschilder bringen mich aber völlig raus. Egal, irgendwann sehe ich den Wegweiser zur Lechstaustufe 21 und biege kurz entschlossen ab. Wir parken unsere Autos direkt am Wehr und ich lege Hinweisschilder in‘s Fahrzeuginnere, um auf den virtuellen Marathon hinzuweisen und so eine mögliche Beanstandung zu vermeiden. Den Laufrucksack umgeschnallt, Handschuhe an – es ist noch etwas frisch, Auto versperrt und schon geht es los in Richtung Norden.

Nach 200 Metern stoppt uns die nächste Baustelle und zwar vehement. Der Weg zum E-Werk wird erneuert und der Bauschutt wurde mal eben meterhoch auf die Strecke gekippt. Unüberwindbar, aber durch‘s Gebüsch mogeln wir uns an dem Haufen vorbei. Danach kommen wir endlich richtig ins Laufen und schon nach wenigen Metern beschleicht mich ein komisches Gefühl. Wo ist der Biberpfad? Irgendwie sieht um mich herum alles so seltsam fremd aus. Tja, man sollte halt die 21 von der 22 unterscheiden können. Ich habe vor dem Wehr in Prittriching geparkt und nicht in Unterbergen.
Optisch sind die beiden Wehre, zumindest von unten, nicht zu unterscheiden.

Blöd jetzt, mein Plan mit fünf Mal um den Mandichosee zu laufen ist damit erstmal dahin. Ich überschlage kurz und entscheide mich für eine erste große Runde bis zur Lechstaustufe 23 und auf der anderen Seite wieder zurück. Wie es am Unterberger Stausee auf der anderen Seite weiter geht, ist uns zwar nicht ganz klar, aber wir werden einen Weg finden. Bis zur Lechstaustufe 23 ist der Weg ja mit Bernies „Marathon am Lech free/solo“ identisch. Wir kommen gut voran, das Wetter ist ideal. Es ist trocken und kühl, später soll sich angeblich sogar noch die Sonne zeigen. Am Unterberger Stausee vorbei, erreichen wir dann doch endlich den Biberpfad und ich übernehme das Tempo. Üblicherweise kann ich mich auf dem Biberpfad nicht zügeln und brettere immer ordentlich durch. Dies muss ich heute vernünftiger Weise unterlassen. So gemütlich kam mir der Biberpfad auch gleich ein bisschen länger vor, dennoch kamen wir zügig am Mandichosee an. Eine Runde drum herum und schon geht‘s zurück in Richtung Prittriching.

 
 

Doch nicht ohne eine weitere Baustelle. Absperrgitter stehen auf der Brücke über das Wehr, die Fahrbahn wird offensichtlich erneuert. Wir quetschen uns links und rechts am Gitter vorbei und weiter geht‘s. Es ist also doch ein bisschen wie in München. Baustelle an Baustelle. A bisserl virtuell ist er also doch, mein Marathon. Am Lochbach entlang laufen wir gemütlich in Richtung Unterbergen. Es macht Spaß heute. Es ist schon etwas herbstlich und der Lochbach hat nahezu Hochwasser, was ihm sehr gut steht. Wir kommen wieder an der Lechstaustufe 22 an und laufen nun zunächst rechts am Unterberger Stausee entlang. Als der Weg scheinbar endet, entdecken wir einen schmalen Trailpfad, der weiterführt. Also noch etwas trailen, über eine Wiese kreuz und quer durch den Wald und nach gut 17 Kilometern laufen wir wieder über die Lechstaustufe 21. Am Auto gibt es erst einmal Verpflegung, bevor es weitergeht.

Ich entscheide mich nun für zwei weitere Runden um den Unterberger Stausee. Eine hat gut 9,5 Kilometer und die zwei Runden würden mich so schon mal auf 36 Kilometer bringen. Eine Runde begleitete Charly mich noch, bevor er sich verabschiedet. Die nächste Runde gönne ich mir dann Unterstützung durch ein Live-Konzert von Depeche Mode, so dass es trotz mittlerweile etwas schwer gewordener Beine noch ganz gut lief. Tatsächlich hatte ich etwas mehr als 36 Kilometer auf der Uhr, als ich zum dritten Mal bei meinem Auto ankam. Nun entschloss ich mich, noch etwas in Richtung Prittriching zu laufen und nach drei Kilometern zu wenden, um am Ende auf 42,2 Kilometer zu kommen. So brachte ich also meinen virtuellen München Marathon zu Ende und bekam sogar einen anerkennenden Blick von einem Fischer, der mittlerweile sicherlich meinen Hinweis im Auto gelesen hatte. Vielleicht hab ich den Blick auch nur falsch gedeutet und er dachte: „Was für ein Spinner“. Egal ich war durch.

Nach meinem ersten virtuellen Stadtlauf muss ich sagen, dass ich mich damit nicht so wirklich anfreunden kann. Vielleicht hätte ich doch nach München in den Olympiapark fahren sollen, um den VMM dort zu absolvieren. Möglicherweise wäre dann ein bisschen der Funken übergesprungen. So aber war es ein schöner, wenn auch etwas einsamer Landschaftsmarathon, der mit München nicht wirklich viel zu tun hatte. Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr wieder unter reellen Bedingungen in München laufen und mich über den Zieleinlauf im Olympiastadion freuen kann. Jetzt freue ich mich aber doch auf den Tag, wenn ich meinen Briefkasten öffne und darin mein Finisher-Shirt und meine Medaille finde.

 
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