19.9.2020 Sri-Cinmoy-6-Stunden-Lauf virtuell
Autor: Andreas Greppmeir
 
 
2020

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Schon mehrfach war ich in den letzten Jahren beim Sri-Chinmoy-6-Stundenlauf in München am Start und mir hat dieser kleine familiäre Lauf immer sehr viel Spaß gemacht. In diesem Jahr war meine Planung noch gar nicht so weit fortgeschritten, als hätte ich mir über eine erneute Teilnahme Gedanken machen können. Anfang des Monats flatterte dann völlig überraschend die Einladung von Marc in mein E-Mail-Postfach. Der Lauf um die Friedensmeile in München musste wenig überraschend abgesagt werden, dennoch bot Marc an, am Lauf virtuell teilzunehmen. Teilnahmegebühren gab es übrigens keine, dafür aber eine Ergebnisliste und eine Urkunde. Die Anmeldung war schnell erledigt.

Sollte ich in München die Originalstrecke für meinen Lauf nutzen wollen, so bot mir Marc seine Unterstützung an. Er würde, sollte es ihm zeitlich möglich sein, mich ein paar Runden anfeuern. Auf ein Wiedersehen mit Marc hätte ich mich zwar schon gefreut, aber ich zog es trotzdem vor, den 6-Stundenlauf in der näheren Umgebung unter die Füße zu nehmen. So galt es erst einmal eine geeignete Strecke zu finden. Ein Rundkurs sollte es natürlich schon sein. Wenn möglich sollte eine Runde so um die zwei Kilometer betragen und möglichst flach sein. Ich entschied mich schließlich für den Paardurchbruch in Ottmaring als Start und Ziel. Dort gibt es eine sehr schöne knapp über 2,5 Kilometer lange Runde mit nur zehn Höhenmetern.

Zudem habe ich mir mit dem Paardurchbruch auch die schönste Stelle ausgesucht, die die Paar auf ihrer 134 Kilometer langen Reise zu bieten hat. Die Paar entspringt nahe Kaltenberg und fließt im weiteren Verlauf immer parallel zum großen Bruder, dem Lech in Richtung Norden bis sie bei Mering das Lechfeld erreicht. Dort fließt sie jedoch nicht in den Lech, denn zwischen Kissing und Ottmaring biegt die Paar nach Nordosten ab und verlässt somit das Lechfeld. Bis vor etwa 10.000 Jahren gab es noch die Obere und Untere Paar. Der Durchbruch ist auf die Gesteinsabtragungen aus dieser Zeit zurückzuführen und so wurden die Obere und Untere Paar, zu der Paar, an der ich aufgewachsen bin und die auch heute mein ständiger Begleiter werden wird.

Als es am Samstagvormittag dann so weit ist und ich mich auf den Weg nach Ottmaring mache, beschleicht mich schon ein etwas komisches Gefühl. Sechs Stunden würde ich nun alleine meine Runden drehen dürfen, auf einer Strecke, die ich eigentlich eh schon in- und auswendig kenne. Ob das gut gehen kann? Mal schauen. Ich such mir jedenfalls einen Parkplatz direkt an der Strecke, der auch mittags und nachmittags noch im Schatten liegen dürfte. Das ist wichtig, denn mein Auto ist auch gleichzeitig meine Verpflegungsstation. Getränke, Brezen, Wechselshirt, Salztabletten und was man sonst noch alles so gebrauchen kann, liegt fein säuberlich im Kofferraum ausgebreitet. Den Autoschlüssel montiere ich außen an meinem Laufrucksack, so dass ich ihn nicht suchen muss und der Boxenstopp mit möglichst wenig Zeitverlust verläuft.

Nachdem ich mich vergewissert habe, dass alles am rechten Platz ist und die Uhr Satellitenempfang hat, laufe ich los. Es ist gar nicht so einfach, nicht zu schnell zu laufen, denn normalerweise drehe ich hier in Ottmaring nach der Arbeit eher mal schnell zwei oder drei Runden, das heißt, dass ich mich erst einmal etwas einbremsen muss. Mit leicht kühlen 10 Grad am heutigen Morgen habe ich ein ideales Laufwetter erwischt. Später wird es noch gut 20 Grad warm werden, etwas zu warm, vor allem da ich ab Mittag wohl keinen Schatten mehr haben dürfte. Was soll‘s.

Die erste Runde habe ich bald hinter mir. Ich laufe heute übrigens entgegen meiner Gewohnheit im Uhrzeigersinn. Zum einen soll mir das Abwechslung vorgaukeln. Zudem anderen ist der kleine Anstieg auf der Rückseite des ersten Paarstegs nicht zu lang und dafür die Bergabpassage etwas länger. Dass ich linksherum meine Runden drehe hat auch den Vorteil, dass mir mehr Menschen entgegenkommen und ich so auch etwas Abwechslung habe. In meiner ersten Stunde sind dies überwiegend Läufer bzw. Jogger, die meisten sehe ich jedoch nur einmal, dann sind sie wieder verschwunden. Ich komme ganz gut voran und rechne nach zwei Runden und gut 5,5 Kilometern weiter. Ich bin in Richtung 50 Kilometer unterwegs. Dies hatte ich auch so vor, denn am Ende werde ich wohl langsamer werden. Ich bin realistisch, mehr als 48 Kilometer werden solo für mich nicht drin sein und über 45 Kilometer sollten es am Ende dann schon sein.

 
 
 

Ich bin gut eine Stunde und 15 Minuten unterwegs, als ich einen Kollegen am Streckenrand stehen sehe. Er wollte nur mal sehen wie es mir geht und meint, dass ich noch locker aussehen würde. So fühle ich mich auch. Die ersten 11 Kilometer sind eingesammelt. Nun ändert sich um mich herum auch das Bild der mir Entgegenkommenden etwas. Die Jogger weichen den Hundebesitzern, aber das ist für mich in Ordnung. Sie sind genauso freundlich wie die Jogger und gelegentlich begleitet mich schon mal ein Vierbeiner ein paar Meter. Ab und zu gönne ich mir nun mal eine kurze Pause in meinem Kofferraum. Ein Stück Breze, ein paar Schluck Kellerbier und weiter geht‘s.

Nach 21 Kilometern schaue ich mal wieder auf die Uhr. Ich bin ziemlich genau zweieinhalb Stunden unterwegs. Wenn es so weiter geht, wäre ich nach gut 5 Stunden beim Marathon. Ich kann also locker etwas herausnehmen und mir die ein oder andere Pause mehr gönnen. In der kommenden, also dritten Stunde werden die Hundebesitzer von meinen geliebten Stockenten abgelöst. Für mich nicht mehr so unterhaltsam, da die meist unter sich am Quaken sind und für mich keinen Blick haben. Ist aber nicht schlimm. Zumindest stehen sie nicht im Weg und ich kann weiterhin meine Runden drehen.

Schließlich ist es Mittag und ich bin nahezu alleine unterwegs. Ich will mir jetzt gar nicht vorstellen, dass die möglicherweise alle bei einem guten Braten zu Hause sitzen oder ihr Mittags-Nickerchen halten. Ich laufe nun schon über drei Stunden und es wird ziemlich warm. Die Sonne hat noch ordentlich Power. Es wird schweißtreibend. Dann wird mir auch bewusst, warum ich keine Menschenseele mehr sehe. Es ist viel zu warm, kein Mensch ist so doof, um bei diesen Temperaturen spazieren zu gehen, auch dem Hund würde man solche Strapazen nicht zumuten. Ich laufe weiter.

Ich nähere mich der vierten Stunde und merke, dass mir langsam aber sicher die Lust am Runden drehen etwas abhandenkommt. Reiterinnen und Walkerinnen prägen nun wieder das Bild auf meiner Runde. Die Pferde bringen mein Blut wieder etwas in Wallung, denn wir sind nicht gerade Freunde, was die Pferde bzw. deren Reiterinnen jedoch nicht wissen.

Dann sehe ich Silke am Parkplatz stehen. Sie hat sich mit ihrer Schwester und deren Freundin verabredet. Sie werden eine Runde mit den Hunden drehen und mir so etwas Abwechslung bieten. Silke begrüßt mich mit den Worten: „Du siehst aber nicht sehr gut aus!“. Das motiviert und ich kann schon bald das Erreichen des Marathons verkünden. Es bleibt mir noch fast eine dreiviertel Stunde über, um die 45 Kilometer zu erreichen. Es wurden am Ende 46,71 Kilometer und ich war ziemlich happy. Das vorherzusehende Tief zwischendurch war eigentlich ein sehr kurzes und irgendwie verging die Zeit rückblickend doch ziemlich schnell. Mein persönliches Ziel habe ich jedenfalls erreicht.

 
Greppi
46,71 km  
     
   
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