Am Jochstub’nsee (km 30) kann wieder verpflegt werden. Wasser, Iso, Cola, Red Bull, Energy Gels stehen zur Verfügung. Dirk und ich haben beide ähnliche Oberschenkelprobleme, gemeinsam machen wir uns auf den weiteren Weg. Kurz darauf erreichen wir den zweithöchsten Punkt der Strecke auf 1600 m, von hier geht es fast ausschließlich bergab bis zum nächsten Zeitlimit am Hexenwasser. Für die 8,5 km bleibt uns noch genau eine Stunde Zeit.
Mit schnellem Wanderschritt ist das nicht zu erreichen, wir müssen ab hier zügig laufen. Das fördert die Adrenalinausschüttung. Anfangs habe ich noch größte Schwierigkeiten, aber glücklicherweise wird das Gefälle bald angenehmer und die blockierten Oberschenkel lösen sich wieder etwas. Auch die Wade hält einigermaßen ruhig und die Adduktoren haben aufgegeben. Aber wir müssen dran bleiben. In langen flachen Serpentinen über Schotterstraßen führt uns die Strecke zum Filzbodensee (km 5). Das Gefälle ist gut zu bewältigen. Aber es wird trotzdem eng das Zeitlimit von 5:15 h am Hexenwasser einzuhalten. Einige hundert Meter geht es wieder leicht aufwärts, das kostet Zeit. Dirk ist besser drauf, macht sich vom Acker.
Rechts geht’s im Winter rauf mit der Zinnsbergbahn zu einer herrlichen Abfahrt hinunter zur Aualmbahn. Ich kann mich noch gut erinnern, einer meiner Lieblingspisten hier im Gebiet, neben der linker Hand liegenden schwarzen Abfahrt von der Hohen Salve herunter, deren Gipfel liegt jetzt genau über mir. Aber der halbe Berg ist noch zu umrunden um heute zu Fuß auf den Gipfel laufen zu dürfen. Hätte mir das früher mal jemand vorgeschlagen, dem hätte ich den Vogel gezeigt.
Nach 5:16 Std. und 38,5 km laufe ich über die Zeitmessmatte an der Hexenwasser-Gondelstation. Puuh, das war Maßarbeit, ich darf noch weiter. Nur noch bei wenigen hinter mir ist man ebenso großzügig. Oberhalb des Restaurants und der Bergstation ist unsere Labe. Die habe ich jetzt dringend nötig.
Noch etwa einen Kilometer geht es zwar steil, aber relativ komfortabel auf einer Schotterstraße weiter. Dann biegen wir ab auf die „schwarze Abfahrt“ unter der Gondelbahn und es geht erst einmal kerzengerade streng nach oben, ohne irgendeine Windung. Bei km 41 hat man nochmals eine Erfrischungsstation errichtet. Von hier zweigt die Strecke mehr nach rechts ab, wir laufen in einem Bogen Richtung Ziel.
Nach Kilometer 41 folgt das Schild mit 40,5, das dürfte für einige nicht gerade motivierend gewesen sein. Ich bin mir aber sicher, dass man sich hier bei der Ausschilderung vertan hat. Nach einer schattigen Traverse geht es wieder in die Sonne und unser Ziel ist schon in Sichtweite.
Die supersteile 200 Meter lange Zielgerade über die Wiese fordert nochmals letzte Energie, dann bin ich aber wirklich geschafft. 700 Höhenmeter auf dem 3,5 km langen Aufstieg zur Hohen Salve sind auch wahrlich kein Pappenstiel. Medaille und Finisher-Shirt sind Lohn der harten Arbeit.
Lange habe ich nicht Zeit, mich auf der Aussichtsterasse zu erholen, schon bald nach der letzten Zielankunft werden die Aufbauten vom Veranstalter wieder abgebaut. Als dann auch die Lautsprecherdurchsage ertönt, dass bald die letzte Gondel nach unten fährt, mache ich mich auf den Weg. Wir haben natürlich mit Laufnummer freie Fahrt.
Immer wieder stockend geht es mit der Achtergondel nach unten, nach einem längeren Stopp ertönt die Durchsage: „Am Problem wird gearbeitet“. Auch das noch, heute ist wohl nicht mein Glückstag. Dann geht’s doch weiter bis kurz vor Hexenwasser. Aber zu früh gefreut, nach einigen Metern wieder lange Wartezeit und: „Am Problem wird gearbeitet“. Ahhh, plötzlich geht es rückwärts, wieder den Berg hoch und wieder stockend. Nach etwa 45 Minuten sind wir wieder am Einstieg zurück.
Einige verlassen die Gondeln, haben kein Vertrauen mehr und laufen lieber hinunter. Aber es geht weiter, jetzt wieder hinunter auf der anderen Seilseite, mit tatkräftiger Hilfe des Abbauteams des Tour-Veranstalters. Sie müssen jede einzelne Gondel um die 180 Grad-Wende in der Bergstation schieben. In einem Rutsch geht es jetzt doch durch bis zur Hexenwasser-Station. Zur Siegerehrung um 18 Uhr bin ich wieder in Söll.
Den Start zum Pölven Trail am Sonntag erlebe ich leider nur als Zuschauer, meine Wadenverhärtung lässt keinen Start zu. |