4.10.2014 Kaisermarathon | Tour de Tirol  
Autor: Bernie Manhard Bericht mit 150 Bildern auf
 
 
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Streckenänderungen gab es in der Geschichte der Tour de Tirol schon öfters, oftmals waren sie gewollt, manchmal aber auch wettermäßig den Launen der Natur zu verdanken. Zu seiner 9. Auflage gibt es bei der aus drei Läufen bestehenden Serie wieder einmal eine geplante Neuerung. Den Abschluss der Veranstaltung bildet ab heuer am Sonntag nicht mehr ein Halbmarathon, sondern dieser wird ersetzt durch den 23 km langen Pölven Trail rund um den Hausberg von Söll, dem Großen Pölven. Größtenteils auf Schotterwegen und Single-Trails sind dabei 1.200 Höhenmeter zu bewältigen.

Genau das richtige für mich und daher ein triftiger Grund wieder einmal einen Besuch in Tirol abzustatten. Gleich zu seiner Premiere wird der Pölven Trail einem Härtetest unterzogen und darf für die Österreichischen Speedtrail-Meisterschaften herhalten. Ich bin gespannt und freue mich sakrisch drauf. Die Königsstrecke der Tour ist aber nach wie vor der Kaisermarathon auf den Gipfel der Hohen Salve am Samstag.

Zu Füßen der Gebirgsgruppen Wilder Kaiser, oder auch Kaisergebirge genannt und der Kitzbüheler Alpen liegen die Gemeinden Söll. Scheffau und Ellmau, welche wir auf der ersten Hälfte des Kaisermarathons, mal mehr oder weniger passieren. Anschließend beginnt der alpine Teil, es geht hinauf auf die Kitzbüheler Alpen zum Ziel auf der Hohen Salve auf 1829 m mit majestätischen Rundumblick.

Startunterlagenabholung, Nachmeldung, Messe und natürlich auch der Start liegen zentral im Ortskern und nah beisammen, so gibt es keine langen Wege. Bis kurz vor dem Start besteht die Möglichkeit Wärmebekleidung für den Transport auf den Gipfel abzugeben und das ist auf alle Fälle empfehlenswert. Mir imponiert der Aufdruck auf einem Shirt eines Kollegen: I finish what I start. Genau meine Maxime und das werde ich auch heute, trotz denkbar schlechtesten Voraussetzungen versuchen.

Langschläferfreundlich wird um 9:30 Uhr gestartet. Vorher findet aber wieder das obligatorische Racebriefing von Martin Kaindl statt, welches hinterher auch noch ins Englische übersetzt wird. Mit fast 600 Meldungen aus 23 Nationen gibt es heuer einen neuen Teilnehmerrekord. Mit einem Böllerschuss aus einer Holzkanone werden wir ins Gefecht geschickt.

Auch wenn die erste Hälfte ausschließlich im Tal zurückgelegt wird, bedeutet es nicht dass sie brettleben ist. Eine erste leichte Steigung erwartet uns bereits nach einem Kilometer. Etwas oberhalb des Ortes befinden wir uns schon fast in der Sonne, es wird heute noch richtig warm werden. Kaiserwetter ist angesagt. Wo kommt der Ausdruck überhaupt her? Er stammt aus der Kaiserzeit. Kaiser Wilhelm II. (1859-1941) erschien auf Freiluftveranstaltungen tatsächlich nur bei Sonnenschein.

Und es geht weiter aufwärts. Nach etwa 3,5 km liegt das Tal einige Höhenmeter unter uns. Am Waldrand entlang geht es jetzt bereits in der prallen Sonne zurück Richtung Söll. Da kommt den meisten die erste Getränkestation, kurz hinter dem Alpenschlössl (km 4,5) ganz willkommen. Auf Waldwegen führt uns die Schleife zum Startbogen zurück. Wunderbar im Visier hat man von hier den Gipfel der Hohen Salve, aber der muss noch etwas auf uns warten. Viele Zuschauer sind noch im Ort verblieben und feuern uns beim Durchlauf (km 8) kräftig an. Der Nebel hat sich jetzt auch ganz unten im Tal verzogen.

Bekannte trifft man immer Genau meine Maxime – Er hat aber das Ziel nicht erreicht   Die Kühe sind etwas nervös geworden
Erste Steigungen Der Nebel ist weg VP am Alpenschlössl

Nach knapp 12 km ist mein Gipfelsturm schon fast wieder beendet, meine rechte Wadenmuskulatur hat sich wieder verhärtet. Aber irgendwie geht es, zwar etwas schmerzhaft, aber mit kleineren Schritten und wenig Abrollbewegung weiter. Ich habe es von vorneherein befürchtet, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich erst zuletzt.

Bis Scheffau steigt der Weg beständig an, es ist nicht viel, man kann es optisch fast nicht erkennen. Aber man spürt deutlich in den Beinen, dass die Straße leicht, aber kontinuierlich ansteigt. Nach einer Labestelle am Ortsrand, geht es für einen Kilometer abwärts. Mächtig viel Ausflugsverkehr herrscht auf der Lofener Straße, alle wollen bei diesem Kaiserwetter in die Wandergebiete. Glücklicherweise nur kurz verläuft unsere Strecke parallel zur Staatsstraße.

An der Weißache entlang führt uns die Strecke nach Ellmau. Immerhin 400 Höhenmeter sind bei Halbzeit geschafft, obwohl man dies kaum vermuten könnte. Als Zeitlimit sind beim Durchlauf an der Talstation der Hartkaiserbahn 2:45 h vorgegeben. Ich bin schon ziemlich durchgereicht worden, aber noch ist genügend Luft.

Der Aufstieg zum Hartkaiser führt uns zunächst in den Wald. Wunderbar rustikal über schmale Pfade, Holzbrücken, Wurzeln und Stufen geht es nach oben. Einem Pärchen ist bereits dieser Anstieg schon zu viel, sie haben es sich auf einer Bank bequem gemacht und lassen den Herrgott einen guten Mann sein. Meine Adduktoren meckern jetzt auch und würden sich gerne anschließen. Nix da.

An den Schienen der Hartkaiserbahn entlang geht es über die Pisten der SkiWelt Wilder Kaiser-Brixental und dem Rübezahlwanderweg weiter zur Rübezahlalm. Bis hinauf zur Bergstation der Hartkaiserbahn sind dabei auf dem Schnitzfigurenweg auf einem anderthalb Kilometer langen Abschnitt 24 überlebensgroße Holzfiguren zu bewundern, sie wurden vom Wirt der Rübezahlhütte mit der Motorsäge erschaffen und anschließend rund geschliffen. Die ersten sind aber bereits wieder den Naturgewalten zum Opfer gefallen.

Der Wanderweg ist technisch nicht sonderlich anspruchsvoll, zwar in einigen Schattenabschnitten etwas matschig, aber kräftezehrend zieht er sich immer gleichmäßig steil nach oben, ohne den Oberschenkeln eine Verschnaufpause zu gönnen. Die Aussicht auf den Wilden Kaiser ist von der baumlosen Bergflanke grandios. Vor dem Restaurant Bergkaiser (km 26) kann wieder frische Energie und Flüssigkeit nachgetankt werden. Über 700 Höhenmeter beinhaltet der 5 km lange Aufstieg vom Tal bis hierher.

Nach einer halben Umrundung eines kleinen, idyllischen Sees, treffen wir auf ein kurzes Begegnungsstück. Unterhalb der Tanzbodenalm (km 28) kommen uns die Mitstreiter entgegen. Eine einen Kilometer lange Schleife führt uns als besonderes Schmankerl durch das gut besuchte Bergrestaurant. Ein Sprecher kündigt jeden namentlich an und die Ausflügler geizen auch nicht mit Applaus und Anfeuerungsrufen. Das anschließende kurze Bergabstück behagt meinen Oberschenkeln überhaupt nicht. Was ist heute bloß los mit meinem Fahrgestell? Ich bin wirklich in einem desolaten Zustand wie schon lange nicht mehr.

 
Der Aufstieg beginnt   Wurzeltrail   Rübezahlwanderweg
Rübezahlhütte und Kaisergebirge   Schnitzfigur   Mit der Motorsäge erschaffen

Am Jochstub’nsee (km 30) kann wieder verpflegt werden. Wasser, Iso, Cola, Red Bull, Energy Gels stehen zur Verfügung. Dirk und ich haben beide ähnliche Oberschenkelprobleme, gemeinsam machen wir uns auf den weiteren Weg. Kurz darauf erreichen wir den zweithöchsten Punkt der Strecke auf 1600 m, von hier geht es fast ausschließlich bergab bis zum nächsten Zeitlimit am Hexenwasser. Für die 8,5 km bleibt uns noch genau eine Stunde Zeit.

Mit schnellem Wanderschritt ist das nicht zu erreichen, wir müssen ab hier zügig laufen. Das fördert die Adrenalinausschüttung. Anfangs habe ich noch größte Schwierigkeiten, aber glücklicherweise wird das Gefälle bald angenehmer und die blockierten Oberschenkel lösen sich wieder etwas. Auch die Wade hält einigermaßen ruhig und die Adduktoren haben aufgegeben. Aber wir müssen dran bleiben. In langen flachen Serpentinen über Schotterstraßen führt uns die Strecke zum Filzbodensee (km 5). Das Gefälle ist gut zu bewältigen. Aber es wird trotzdem eng das Zeitlimit von 5:15 h am Hexenwasser einzuhalten. Einige hundert Meter geht es wieder leicht aufwärts, das kostet Zeit. Dirk ist besser drauf, macht sich vom Acker.

Rechts geht’s im Winter rauf mit der Zinnsbergbahn zu einer herrlichen Abfahrt hinunter zur Aualmbahn. Ich kann mich noch gut erinnern, einer meiner Lieblingspisten hier im Gebiet, neben der linker Hand liegenden schwarzen Abfahrt von der Hohen Salve herunter, deren Gipfel liegt jetzt genau über mir. Aber der halbe Berg ist noch zu umrunden um heute zu Fuß auf den Gipfel laufen zu dürfen. Hätte mir das früher mal jemand vorgeschlagen, dem hätte ich den Vogel gezeigt.

Nach 5:16 Std. und 38,5 km laufe ich über die Zeitmessmatte an der Hexenwasser-Gondelstation. Puuh, das war Maßarbeit, ich darf noch weiter. Nur noch bei wenigen hinter mir ist man ebenso großzügig. Oberhalb des Restaurants und der Bergstation ist unsere Labe. Die habe ich jetzt dringend nötig.

Noch etwa einen Kilometer geht es zwar steil, aber relativ komfortabel auf einer Schotterstraße weiter. Dann biegen wir ab auf die „schwarze Abfahrt“ unter der Gondelbahn und es geht erst einmal kerzengerade streng nach oben, ohne irgendeine Windung. Bei km 41 hat man nochmals eine Erfrischungsstation errichtet. Von hier zweigt die Strecke mehr nach rechts ab, wir laufen in einem Bogen Richtung Ziel.

Nach Kilometer 41 folgt das Schild mit 40,5, das dürfte für einige nicht gerade motivierend gewesen sein. Ich bin mir aber sicher, dass man sich hier bei der Ausschilderung vertan hat. Nach einer schattigen Traverse geht es wieder in die Sonne und unser Ziel ist schon in Sichtweite.

Die supersteile 200 Meter lange Zielgerade über die Wiese fordert nochmals letzte Energie, dann bin ich aber wirklich geschafft. 700 Höhenmeter auf dem 3,5 km langen Aufstieg zur Hohen Salve sind auch wahrlich kein Pappenstiel. Medaille und Finisher-Shirt sind Lohn der harten Arbeit.

Lange habe ich nicht Zeit, mich auf der Aussichtsterasse zu erholen, schon bald nach der letzten Zielankunft werden die Aufbauten vom Veranstalter wieder abgebaut. Als dann auch die Lautsprecherdurchsage ertönt, dass bald die letzte Gondel nach unten fährt, mache ich mich auf den Weg. Wir haben natürlich mit Laufnummer freie Fahrt.

Immer wieder stockend geht es mit der Achtergondel nach unten, nach einem längeren Stopp ertönt die Durchsage: „Am Problem wird gearbeitet“. Auch das noch, heute ist wohl nicht mein Glückstag. Dann geht’s doch weiter bis kurz vor Hexenwasser. Aber zu früh gefreut, nach einigen Metern wieder lange Wartezeit und: „Am Problem wird gearbeitet“. Ahhh, plötzlich geht es rückwärts, wieder den Berg hoch und wieder stockend. Nach etwa 45 Minuten sind wir wieder am Einstieg zurück.

Einige verlassen die Gondeln, haben kein Vertrauen mehr und laufen lieber hinunter. Aber es geht weiter, jetzt wieder hinunter auf der anderen Seilseite, mit tatkräftiger Hilfe des Abbauteams des Tour-Veranstalters. Sie müssen jede einzelne Gondel um die 180 Grad-Wende in der Bergstation schieben. In einem Rutsch geht es jetzt doch durch bis zur Hexenwasser-Station. Zur Siegerehrung um 18 Uhr bin ich wieder in Söll.

Den Start zum Pölven Trail am Sonntag erlebe ich leider nur als Zuschauer, meine Wadenverhärtung lässt keinen Start zu.

  Mitten durch die Tanzbodenalm   Hexenwasser
Auf zur Hohen Salve Der Gipfel in Sichtweite Die letzten 200 Meter
Bernie
6:34:34



 
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Laufbericht 2015 2007 Auf dem Weg zur Trail de Tirol | Bernie Manhard

Laufbericht 2010 2007 Hexenwasser und Wilder Kaiser | Bernie Manhard
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