Pünktlich machten wir uns schließlich auf den Weg zum Residenzplatz. Meine Jacke behielt ich so lange an wie nur irgendwie möglich, es war lausig kalt, aber es hatte zu regnen aufgehört. Rund eine viertel Stunde vor dem Start gab ich dann doch meine Tüte an dem für mich vorgesehenen Lkw ab und traf dort auch noch auf Andreas Bettingen vom Marathon4you-Team. Wir hatten uns schon im Vorjahr in Liechtenstein kennengelernt. Nachdem wir uns kurz ausgetauscht hatten, machte ich mich auf den Weg in den hinteren Startblock.
4:30 Stunden hatte ich mir heute vorgenommen. Keinen Stress und genießen. Und so war es auch schon 9:03 Uhr bis ich die Startlinie überqueren durfte. Einen besseren Platz hätten sich die Organisatoren für den Marathon wirklich nicht aussuchen können. Der Platz wird im Westen von der Alten Residenz, im Osten von der Neuen Residenz, sowie dem Dom im Süden eingerahmt. Auch der Residenzbrunnen mitten auf dem Platz fügt sich herrlich in das Bild ein. Die vielen Zuschauer, die uns zujubeln, lassen durchaus schon zu so einem frühen Zeitpunkt des Marathons Gänsehautfeeling aufkommen, wobei ich gar nicht daran denken muss, das sich der Residenzplatz an der Stelle eines früheren Friedhofs befindet.
Ab nun hieß es „Follow the Green Steps“. Unter diesem Motto finden wir in diesem Jahr die Bodenmarkierungen entlang der Marathonstrecke. Ein grüner Fußabdruck soll uns den Weg zum Ziel, aber auch zu einem nachhaltigen Lebensweg weisen. Naja, ob ich dazu einen Marathon brauche, ich weiß es nicht, ich muss aber auch nicht nach den Spuren suchen, ich laufe einfach den anderen hinterher. Etwas an der Salzach entlang, geht‘s bald raus aus Salzburg. Ich versuche erst mal einen Lauf-Rhythmus zu entwickeln und mein Tempo anzupassen. Nach einem Kilometer habe ich wieder warme Hände und auch mein Lauftempo war in Ordnung. Rund 3.500 Läufer aus 60 Ländern haben sich mit mir auf den Weg gemacht. Etwa 2.500 werden schon nach der ersten Runde ihr Ziel erreicht haben.
Bald sind wir an der Hellbrunner Allee angelangt. Diese überwiegend von Kastanienbäumen gesäumt Allee wurde im Jahr 1615 im Auftrag des Fürsterzbischofs Markus Sittikus von Hohenems angelegt. Sie ist heute die älteste herrschaftliche Allee Mitteleuropas und führt uns 2,5 Kilometer schnurgerade an den südlichen Stadtrand von Salzburg. Gesäumt ist der Weg auch immer wieder von schönen herrschaftlichen Ansitzen. Vorbei an den Schlössern Freisaal, Frohnburg und Emsburg nähern wir uns dem eigentlichen Höhepunkt dieses Streckenabschnitts. Dem Schloss Hellbrunn. Da dürfen wir nämlich nicht nur dran vorbei-, sondern auch durchlaufen.
Schloss Hellbrunn ist ein im frühen 17. Jahrhundert angelegtes Lustschloss, das sich im Stadtteil Morzg befindet. Es ist bekannt für seine Wasserspiele und steht zusammen mit den dazugehörigen Parkanlagen unter Denkmalschutz. Über einen roten Teppich laufen wir über eine letzte kurze Allee auf das Schloss zu, wo wir nach fünf Kilometern auch die erste Verpflegungsstation erreichen. Ein junges Paar zeigt hier auch eine Aufführung, die wohl eine akrobatische Mischung aus Tanz und Kampf ist. Sieht interessant aus, über den genaueren Sinn kann ich die beiden jedoch nicht befragen, ich will ja weiter.
Die nächsten Kilometer führen uns durch den Eichetwald, wo uns Schilder auffordern die Ruhe und Stille genießen. Mit den zahlreichen Läufern, die mich hier noch umgeben, will das nicht recht gelingen und wir nähern uns dem Kilometer 10 und der nächsten Verpflegungsstation. Kurz vor Schloss Leopoldskron überlaufen wir die erste Kontrollmatte, bei der die Halbmarathonis schon die Hälfte ihres Laufs hinter sich gebracht haben. Ein kurzer Blick auf die Uhr. Alles im Soll. Ich bin gut unterwegs. Wir umrunden nun den Leopoldskroner Weiher und passieren auch das gleichnamige Schloss. Den schönen Blick darauf, haben wir aber erst auf der südlichen Seite des Weihers. Das im 18. Jahrhundert im Auftrag von Fürsterzbischof Leopold Anton von Firmian erbaute Schloss ist heute ein internationaler Treffpunkt für Führungskräfte aus Politik und Wirtschaft. Der Weiher wurde früher für romantische Bootsausflüge genutzt und war auch für die gesamte Salzburger Bevölkerung als Badeanstalt vorgesehen. Eine afrikanische Musikgruppe hatte sich heute hier eingefunden und motivierte uns mit Trommelrhythmen zum Weiterlaufen.
Nun geht es weiter in Richtung Kilometer 15 und die Stecke ist hier eher unspektakulär. Immer wieder geht mein Blick hoch zur Festung Hohensalzburg. Kurz spiele ich mit dem Gedanken, dass man dort doch im Rahmen eines Marathons auch mal hochlaufen könnte. Aber der Salzburg Marathon ist halt doch ein Stadtmarathon und es sollen ja ordentliche Zeiten gelaufen werden, so dass dies wohl eher abwegig ist. Bei Kilometer 17 laufen wir am Augustiner Kloster vorbei. Das Gebäude steht ebenfalls unter Denkmalschutz und ist eine alte Bierbrauerei. Früher verkauften Mönche hier das Bier an der Klosterpforte. Kurze Zeit später habe ich die Staatsbrücke über die Salzach vor Augen. Die Altstadt und das Ende der ersten Runde kommen näher. Wir lassen das Schloss Mirabell links liegen und es geht in die Altstadt. Die Läufer um mich verschärfen das Tempo etwas. Der überwiegende Teil setzt nun zum Endspurt an und ich lasse mich verleiten und ziehe mit. Leider dürfen wir die bekannte Getreidegasse mit ihren zahlreichen Geschäften und Cafés nicht durchlaufen. Da hätten wir wohl auch zu viele japanische Touristen verschreckt, die auch außerhalb der Getreidegasse zahlreich unterwegs sind. |