Nun verließen wir auch die Ulmer Altstadt und die Donau-Promenade wieder und liefen unter der Adenauerbrücke hindurch in Richtung Donautal. Wieder ging es hier lange gerade aus an einer Bahnlinie entlang. Ach ja, schon bald sind wir bei Kilometer 28 angekommen und genau da, schau ich auf meine Uhr. 6:35 Minuten hatte ich für den letzten Kilometer gebraucht und das war mir momentan etwas zu langsam. Ich zog wieder etwas an und lief den nächsten Kilometer rund zwanzig Sekunden schnell.
Dabei fiel mir gar nicht wirklich auf, dass ich Otto, der bis zu diesem Zeitpunkt bei mir war, verloren hatte. Da ich ihn hinter mir auch nicht mehr sehen konnte, zog ich noch etwas an, bis ich unter sechs Minuten angekommen war. Die zweite Hälfte mal schneller laufen, als die erste, das wär`s doch. Also beginne ich im Kopf mit Rechenspielchen, um mir die Zeit zu vertreiben. Nur noch zwei Kilometer, dann habe ich nur noch zehn vor mir und so weiter. Zudem sehe ich immer wieder Läufer vor mir und ich entschließe mich einen nach dem anderen zu überholen, was mir auch hervorragend gelingt. Am Donaukraftwerk vorbei laufen wir in Richtung Wiblingen, dort werden wir bei Kilometer 35 auch den Klosterhof des Klosters Wiblingen durchlaufen. Daran konnte ich mich noch gut erinnern. Vor fünf Jahren war ich hier schon fix und fertig. Heute lief`s wirklich prima.
Danach ging`s an der Iller entlang zurück in Richtung Donau und wir liefen durch einen schönen Wald, der noch kaum Spuren vom bevorstehenden Herbst zeigte. Schön hier … Ich mache wiederrum Platz für Platz gut und hoffe inständig, dass ich dieses Tempo halten kann. Ich kann es halten und sogar bei Kilometer 40, als wir die Altstadt wieder erreicht haben, sogar wieder ein bisschen zulegen. Irgendwie muss ich nun feststellen, dass noch ein weiteres Rennen am Laufen ist. Dem Tempo nach handelt es sich um 10-Kilometer-Läufer, komisch an die konnte ich mich gar nicht erinnern. Vor fünf Jahren durfte ich ganz alleine ins Ziel einlaufen. Auf den letzten 800 Metern verläuft die Marathonstrecke parallel zur 10-Kilometer-Strecke, aber die beiden sind durch Absperrgitter voneinander getrennt, so bin ich für die zahlreichen Zuschauer deutlich also Marathonläufer erkennbar, auch wenn ich nun an den 10-Kilometer-Finishern nur so verbeifliege. Im Ziel bin ich dann tatsächlich mal wieder unter 4:30 Stunden geblieben und hoch zufrieden.
Doch die nächsten zwanzig Minuten sollte ich mehr kämpfen müssen, als auf der Strecke. Da ich ja mit all den 10-Kilometer-Läufern ins Ziel kam, wurde es unmittelbar nach der Ziellinie furchtbar eng. Nach zwei Schritten stand ich schon und es gab kaum ein Vorankommen. Meine Medaille wurde mir etwas lieblos in die Hand gedrückt. Na gut, bei der Menschenmasse blieb den Helferinnen kaum etwas anderes übrig. Aber jeder wollte sich nun versorgen. Es gab Wärmedecken, die vor allem die „Kurzstreckler“ eifrig nutzten, Nüsse, Popcorn und Getränke. Das Gedränge und Geknister der Wärmedecken ging mir aber dermaßen auf den Keks, dass ich mir nur kurz zwei Flaschen Apfelschorle griff und versuchte schnellstmöglich in Richtung Ausgang zu kommen. Schon ging's mir besser. Die nächsten zwanzig Minuten verbrachte ich damit, die Lkw's mit den Kleidersäcken zu finden. Hier würden ein paar Wegweiser doch weiterhelfen. Als ich den Lkw schließlich erkannte, vernahm ich auch schon ein lautes „Greppi“-Gerufe. Charly, Kathi und Anja empfingen mit am Kleidersack-Lkw.
Nachdem ich mich nun endlich etwas ausruhen und umziehen konnte, hatte ich auch bald wieder Luft gefunden, um mich mit den anderen auszutauschen. Kurz darauf kam auch schon Otto fluchend um die Ecke. Ich möchte jetzt seinen Wortlaut nicht wiederholen. Doch auch Otto kritisierte das Gedränge nach dem Ziel und das Verhalten der 10-Kilometer-Finisher. Ich hatte Verständnis, also ich meine für Otto, nicht für die Kurzstreckler. Charly hatte Glück, er war rechtzeitig im Ziel und hatte davon nichts mitbekommen.
Auf der Rückfahrt mit dem kostenlosen Shuttlebus zur Messe zogen wir trotz der anfänglichen Verspätung und dem unnötigen Gedränge am Ende ein positives Resümee. Die Strecke ist trotz einiger langen Geraden äußerst kurzweilig, vor allem die Stimmung in der Innenstadt ist der Wahnsinn. Ein Startgeld von dreißig bis vierzig Euro nach Meldeperiode ist angemessen und im Vergleich zu anderen Stadtmarathons sogar recht günstig. |