Vom Schliersee-Lauf hatte ich bis vor ein paar Tagen noch nie etwas gehört, muss ich zu meiner Schande gestehen. Der Tipp kam von Klaus Duwe. Wenn es um einen Lauf in unseren bayerischen Bergen geht, werde ich aber immer sofort hellhörig. Und wenn es sich dazu auch noch um einen Trail handelt, verbunden mit einem anspruchsvollen Höhenprofil, wird es für mich vollends interessant. Charly und Mario sind der gleichen Meinung und schließen sich mir an. Zum 3. Mal wird der Lauf heuer erst durchgeführt, daher fehlt ihm wohl noch etwas Bekanntheit, selbst bei uns in Bayern.
Die längste angebotene Distanz ist ein Trailrun-Halbmarathon, der als Punkt-zu-Punkte-Strecke von Bayrischzell nach Schliersee führt. Auf den letzten 3,5 Kilometern führt er direkt am Ufer des Schliersee entlang ins Ziel. Alternativ stehen eine 10 und eine 7,5 km lange Strecke, die direkt um den See führen zur Verfügung. Die verlaufen aber größtenteils auf Asphalt. Alle Strecken können gelaufen und gewalkt werden. Der Nachwuchs bekommt auf noch kürzeren Abschnitten die Möglichkeit, sich auszutoben.
Im Anmeldebereich der Website fällt mein Augenmerk auf den Hinweis des Veranstalters, dass unser ökologischer Fußabdruck etwas genauer unter die Lupe genommen wird. Da ein großer Teil der CO2 Emissionen bei Veranstaltungen bei der An- und Abreise der Teilnehmer entsteht, kann ich per Entfernungs- und Beförderungseingabe erfahren, wieviel CO2 meine Anreise verursachen wird. Das Ergebnis: 38,93 kg CO2 würden bei Anfahrt mit dem PKW in die Luft geblasen. Pro Person versteht sich. Bei einer klimafreundlichen Anreise per Bahn reduziert sich der CO2-Ausstoß auf 17,95 kg.
Ok, ich lass ja mit mir reden, wenn es passt. Die Bahnverbindung von Augsburg über München Hbf ist hervorragend, dazu sparen wir per Bayernticket auch noch richtig Kohle und zeitlich ist auch nicht viel Unterschied. Unterstützt wird die ganze Aktion von einer Klimaschutzorganisation, an die man bei der Anmeldung 0,37 € spenden kann. Das Geld wird für diverse Klimaschutz-Projekte verwendet.
Der Schliersee liegt etwa 50 Kilometer südöstlich von München, zwischen Tegernseer- und Inntal, nahe der österreichischen Grenze in den Bayerischen Voralpen. Nach Kufstein wären es über den Sudelfeldpass nur noch 25 km. Der See liegt in einer Höhe von 777 m. ü. NN und hat eine Fläche von gerade mal 2 km². Der wesentlich größere und bekanntere Tegernsee liegt Luftlinie nur wenige Kilometer entfernt.
Die gesamte Abwicklung der Veranstaltung findet in und vor der Wellnessoase „vitalwelt schliersee“ statt. Vom Bahnhof Schliersee ist sie nur 200-300 Meter entfernt und somit ideal erreichbar. Die Züge der BOB, der Bayerischen Oberland Bahn, fahren hier praktisch zu jeder vollen Stunde nicht nur durch, sie halten natürlich auch. Alle Teilnehmer des Halbmarathons genießen für den Weiter-Transport in den 15 km und 24 Bahnminuten entfernten Startort Bayrischzell freie Fahrt. Die Startnummer ersetzt das Zugticket. Somit klimafreundlich optimal gelöst.
Das ganze Reiseprocedere ist für uns einfach abzuwickeln. Um 8 Uhr ist unsere Ankunft in Schliersee, um 9 Uhr müssen wir wieder am Bahnsteig stehen, um rechtzeitig zum Start um 10 Uhr in Bayrischzell zu sein. Somit bleibt eine Stunde zur Abholung der Startunterlagen, zum Umziehen und für sonstige Geschäfte. Alles klappt reibungslos, die fast 1.000 angemeldeten Teilnehmer bereiten keine allzu großen Schwierigkeiten bei der Abwicklung.
Bayrischzell liegt am Fuß des Wendelsteins und unterhalb des Sudelfelds und Sudelfeldpasses, einem der beliebtesten Ausflugsziele bayerischer Motorradfahrer. Vor kurzem habe ich schon mal was über Bär Bruno geschrieben, jetzt möchte ich ihn nochmals erwähnen. Hier im Gemeindebereich Bayrischzell, oben im Spitzingseegebiet, fand er in der Nacht zum 26. Juni 2006 sein trauriges Ende. Der Braunbär, der von Italien über Tirol nach Bayern einwanderte, wurde dort von zwei Jägern und einem Polizisten erschossen.
Vom Bahnhof bis zum Startplatz ist nur ein kurzer, fünfminütiger Fußmarsch nötig. Wer sein Gepäck nicht schon in Schliersee abgegeben hat, der kann es hier noch nachholen, vor dem Rathaus ist ein Stand aufgebaut, von wo alles zurück in die vitalwelt schliersee transportiert wird. Heute ist herrliches Wetter und es herrschen bereits angenehme Temperaturen, so haben nur die wenigsten noch Wärmebekleidung mit hierher genommen.
Eine halbe Stunde Zeit bleibt uns, um die schön bemalten Häuser in Bayrischzell oder den Gipfelblick auf den Wendelstein zu bewundern. Allzu hoch sind die umliegenden Berge hier nicht, der Wendelstein kann 1838 m aufweisen und ist damit höchster Gipfel des Wendelsteinmassivs. Wegen seiner exponierten Lage bietet er eine sehr gute Aussicht ins Bayerische Alpenvorland und ist umgekehrt im weiten Umkreis zu erkennen. Auch von unten gut sichtbar ist die Sendeanlage des Bayerischen Rundfunks auf seinem Gipfel.
Letzte Tipps für das Rennen bekommen wir per Micro von Ingalena Heuck, ehemalige Deutsche Meisterin im Halbmarathon. Aufgrund anhaltender Fußprobleme hat sie sich im Vorjahr aus dem Leistungssport zurückgezogen, ist aber heute freizeitmäßig auch am Start. |