31.5.2014 Schefflenzer Ultra  
Autor: Bernie Manhard   Bericht mit 150 Bildern auf
 
 
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Knapp 50 Kilometer habe ich am Ortsrand von Allfeld hinter mir, als ich zum ersten Mal heute mit unserer Namensgeberin in Berührung komme. Friedlich und träge fließt die Schefflenz am Dorfrand vor sich hin. Der kleine Fluss durchquert auf ihrem nur 23,5 Kilometer langen Lauf ein hügeliges und idyllisches Wiesental, flankiert von vielen Wäldern. So in etwa könnte auch die grobe Beschreibung der Strecke beim Schefflenzer Ultra lauten.

Jan hat am Freitag noch eine Einladung zum Konzert, so bleibt uns nur die Möglichkeit direkt zum Start anzureisen. Bei gut 2,5 Stunden Anfahrt bedeutet das für mich, um 3:15 Uhr ist die Nacht vorüber. Zu meinem Erstaunen ist es um 4:30 Uhr fast schon taghell als ich bei Jan klingele. Der schläft noch wie ein Murmeltier und hat so nur ein paar Minuten um einstiegsbereit zu sein. Auf den Straßen ist um diese Uhrzeit glücklicherweise nichts los, so trudeln wir noch kommod mit 45 Minuten Zeitpolster zum Startschuss ein.

Etwa 25 km nördlich von Heilbronn liegt Allfeld, ein Ortsteil der Gemeinde Billigheim im Landkreis Neckar-Odenwald. Mit der Sporthalle des etwa 1.300-Seelen-Ortes erwartet uns ein sehr schöner Veranstaltungsmittelpunkt. Mit viel Liebe ins Detail ist die Halle vom Veranstalter, der LG Schefflenztal präpariert worden. Ein riesiger Streckenplan hängt an den Glasfenstern. Vom letztjährigen Ultra sind mehrere große Stelltafeln mit Fotos aller Finisher vom Vorjahr drapiert.

Liebevoll sind die Tische dekoriert und ein großes Frühstücksbüffet steht für ein paar Euros zur Verfügung. Im Startgeld inbegriffen ist auch ein Spaghetti-Essen, das am Freitag um 19:00 Uhr stattfand. Da in der Halle die Möglichkeit einer Übernachtung mit Schlafsack und Matte besteht, wird morgen am Sonntag hier abermals Frühstück angeboten.

Getrost darf man bei so viel Engagement auch schon mal die Vorstände André Dicken und natürlich den geistigen Vater dieser Ultraläufe, Gerhard Eisner erwähnen, auch wenn der lieber etwas im Hintergrund bleibt. Momentan ist er auch gar nicht anwesend, da sich die 100 km-Läufer bereits auf der Strecke befinden und er dort nach dem Rechten sieht. Zum 4. Mal wird die Veranstaltung heuer ausgetragen. Angeboten werden neben dem 100er noch ein Ultra über 50 km, dazu ein Marathon und ausschließlich für Nordic-Walker ein Halbmarathon.

Vor ein paar Wochen traf ich Gerhard noch im Kirbachtal, ich liebäugelte bereits mit einem Start, hatte aber Bedenken ob ich es meinen Achillessehen bereits zumuten sollte. Es darf auch etwas langsamer sein. Für die 50 Kilometer stehen 14 Stunden zur Verfügung, machte er mir den heutigen Start schmackhaft. Zurückzuführen ist dieses großzügige Zeitlimit auf die identische Endzeit mit dem 100-Kilometer-Lauf. Um 22 Uhr ist für 50 und 100 km Zielschluss. Die Marathonis sollten um 18 Uhr ihr Ziel erreicht haben, was immer noch reichliche 10 Stunden bedeutet.

Natürlich sind auch noch viele weitere ehrenamtliche Helfer am Gelingen der Veranstaltung beteiligt, der nächste ist Pressewart Olaf Ulmer an der Startnummernausgabe. Mit der Startnummer bekomme ich auch ein kleines Weinpräsent überreicht. Ist aber wahrscheinlich nicht zum Warmmachen, sondern eher als Belohnung für hernach gedacht.

Frische 10 Grad, die aber bereits unter überwiegend blauem Himmel, werden uns zum Start des 50ers und Marathons um 8:00 Uhr geboten. Bereits seit 6:00 Uhr sind 14 Herren und der Husky von Bernd Spring beim 100er unterwegs.
Gleich geht’s los, GPS an …oh, läuft schon, nur mehr 28 %, da muss ich wohl unbewusst bei der Anfahrt den Knopf betätigt haben. Olaf übernimmt die Regie und schickt uns auf die Strecke. Insgesamt gibt es heuer eine Beteiligung von 95 Läuferinnen und Läufer.

  Nette Tischdeko   Streckenplan
Sporthalle Allfeld Start vor der Halle Kati fröstelt
Mit Conny mache ich mich auf dem Weg, wir sind beide Rekonvaleszenten und müssen daher unser Tempo bedächtig einteilen. Etwas überrascht bin ich als wir nach dem Start im Uhrzeigersinn auf die Strecke gehen, da bei der Premiere 2011, wo wir beide auch am Start waren, noch in entgegengesetzter Richtung gelaufen wurde. Überwiegend auf Naturböden und durch mehrere Waldstücke führen die ersten Kilometer.

Nach den ersten Steigungen, allesamt nicht sonderlich dramatisch erreichen wir ein großes Spargelfeld. Die Ernte ist in vollem Gange und wie wir sehen können fällt sie heuer gut aus, es sind wirklich prächtige Exemplare dabei. Heuer kommen Liebhaber der weißen Stangen deutlich früher in den Genuss. Der ausgesprochen sonnige und warme März bot optimale Wachstumsbedingungen.

Vermutlich kommt der Spargel aus den Sandsteppen und küstennahen Gebieten Osteuropas und Vorderasiens. In Ägypten wurde er bereits vor 4.500 Jahren verzehrt. Auch die Griechen und Römer begeisterten sich für die Staudenpflanze, von der wir die Sprosse verzehren. Erst für das 16. Jahrhundert ist der Anbau in Deutschland belegt. Aus deutschem Freilandanbau erhält man ihn in der Zeit von Anfang Mai bis zum 24. Juni.

Von den höher gelegenen Feldern haben wir eine herrliche Rundumsicht über die Landschaft. Mehr oder weniger präsentiert sich alles in sattem Grün. Ebenso die Kirschen, die sollten aber eigentlich ja Rot sein, die haben heuer noch gar keine Farbe. Ich kann mich erinnern dass wir vor drei Jahren bereits welche probieren konnten. Nach 7 km erwartet uns am Rande des kleinen Weilers Bernbrunn unter einem Partyzelt die erste Verpflegungsstation. Von hinten schließt Michael Beckmann auf uns auf, er kam erst mit Verspätung an und konnte so erst 13 Minuten später seinen Start aufnehmen. Das händelt man beim Schefflenzer Ultra auch sehr locker.

Apfelplantagen beidseitig, dazu Weizen- und Rapsfelder bestimmen das Landschaftbild und immer geht es sanft wellig weiter. Der Raps ist größtenteils verblüht, die R(h)apsodie in Gelb so gut wie vorbei, nur ein paar Restblüten sind noch auszumachen. Asphalt und Naturböden wechseln sich hier immer wieder ab. Insgesamt führen etwa 3/5 der Strecke über Asphalt. Die zweite Labestelle erreichen wir nach 12 km, von hier drehen wir auf unserem weiteren Weg eine Schleife durch den Odenwald um dann bei Km 19 wieder an der etwa 20 Meter gegenüberliegenden Station zurückzukehren.

Alte Grenzsteine am Wegesrand erregen Connys Aufmerksamkeit, sie ist Grenzstein-sammlerin. Natürlich werden sie nur fotografiert und gespeichert und nicht eingepackt. An einer kleinen Hütte mit Teich und lustigen Sprüchen an den Wänden legen wir einen kurzen Fotostopp ein. Es gibt viel zu schmunzeln. Conny verewigt sich im Hüttenbuch. Mein GPS ist jetzt aus, benötige ich heute aber auch nicht dringend bei unserem Schneckentempo. Alle 5 Kilometer sind Streckentafeln angebracht, so wird man immer wieder informiert. Nach 7 Kilometern durch den Odenwald ist die Runde beendet.
 
Spargelernte     Schöne Rundumsicht
Hütte im Odenwald

Auf einem großen Hinweisschild wird uns schon die gigantische Brotzeitoase (Km 19) angekündigt. Und das Schild verspricht nicht zu viel. Schmalz- und Frischkäsebrote, Würstchen, Essiggurken, Kuchen, Salziges, Süßes, Obst, Cola, Iso, Bier und noch einiges mehr stehen im Angebot. Man merkt, Organisator Gerhard Eisner ist selbst Ultraläufer, der weiß genau nach was einem auf langen Strecken so gelüstet. Wir verweilen eine geraume Zeit an der Station, so sammeln sich einige der Nachzügler am Verpflegungsposten.

Über Felder und Wiesen erreichen wir Sulzbach, zur Abwechslung durchqueren wir einmal fast den kompletten Ort. Mittendrin, neben einem idyllischen Weiher liegt der nächste Verpflegungs- und Kontrollposten (Km 23). An jeder Station wird auch die Startnummer notiert, damit keiner verloren geht. Knabbereien und Getränke werden angeboten.

Die Streckenabschnitte ähneln sich jetzt etwas, Felder, Wiesen und kleine Waldabschnitte wechseln sich ab und es ist bleibt durchgängig hügelig. Nach einem längeren Abwärtsstück treffen wir in Billigheim ein. Die VP ist direkt am Ortsbeginn und in der Werkstatt des hiesigen Autohändlers untergebracht. Das Angebot ist wieder so verlockend, dass man am Ende des Tages sicher einer positiven Kalorienbilanz kaum entgehen kann.

Bergauf schlängeln wir uns am Ortsrand durch Billigheim. Eine nette optische Abwechslung bieten uns große Wildtierplastiken vor einem Wohnhaus. Über zwei Kilometer führt uns eine schmale Teerstraße durch ein Waldgebiet. Richtig was auf die Ohren bekommen wir nach 32 Kilometern am VP in Katzental geboten. Heavy Metal Freaks bewirten die Station, zur Verpflegung haben sie Schwermetal aufgelegt. Ich möchte jetzt einen Zahn zulegen, alles läuft rund und beschwerdefrei, so setzte ich mich alleine nach vorne ab.

Ausnehmend gut meint es heute das Wetter mit uns, bei längeren wolkenfreien Abschnitten werden schon mal 25 Grad erreicht. Nur mehr wenige Streckenteile führen im letzten Drittel des Laufes über Naturwege, meist bewegen wir uns auf kleinen Nebenstrecken oder Radwegen über Asphalt. Einzig ein längeres Waldstück um km 40 bietet noch Abwechslung in der Wegbeschaffenheit. So nach und nach kann ich einige vor mir liegende noch einsammeln. Nur Bernd Rohrmann fühlt sich durch meinen Überholvorgang motiviert, nimmt wieder richtiges Lauftempo auf und setzt sich wieder vor mich.

Am Sportheim Waldmühlbach (km 43) war 2011 für mich Schluss. Hier waren nämlich Start- und Ziel. Ersatzweise ist heute dafür eine Labestelle eingerichtet. Mehrere stärkere und längere Gefälle und Steigungen gilt es bis Billigheim zu absolvieren. Nach Ortsdurchquerung wartet der 9. und letzten VP auf mich. Noch ein letzter Anstieg und etwa dreieinhalb Kilometer liegen vor mir, erklärt mir der Helfer auf meine Anfrage. Somit kommen am Ende 850 Höhenmeter auf der 50-Kilometer-Runde zusammen.

Die Kilometer ziehen sich aber noch dahin, obwohl es meist ganz leicht abwärts geht, kommt Allfeld nicht in Sicht. Durch die Bäume kann ich Häuser ausmachen. Nach überqueren einer Brücke, kommen sie aber dann doch in Sichtweite. Spaziergänger frage ich, ob das Flüsschen, das ich gerade überquerte die Schefflenz ist? Ja, tatsächlich, recht furchteinflößend sieht sie nicht aus, obwohl mir später noch bestätigt wird, dass sie bei Hochwasser nicht zu unterschätzen ist. Ich nehme mir noch die Zeit für einen Abstecher auf eine größere Brücke, um die Schefflenz samt einiger schöner Fachwerkhäuser zu fotografieren.

Nach Ortsdurchlauf wartet das Ziel unterhalb der Sporthalle auf mich, wo mir als Finishergeschenk ein großes personalisiertes Banner überreicht wird. So etwas bekommt man sonst nirgendwo. Voraussetzung ist hierfür aber eine Anmeldung bis 2 Tage vorher, damit es auch noch rechtzeitig gedruckt werden kann.

In der Sporthalle stehen ausreichend und warme Duschen zur Verfügung. Die Küche bietet diverse Speisen an und eine riesiges Kuchenbüffet. Jan schwärmt von Erdbeerkuchen und Schwarzwälder-Kirsch. Ich benötige heute nicht mehr viel, auf der Strecke gab es wirklich reichlich zu futtern.

Wer auf der Suche nach einer möglichst schnellen Strecke, viel Trubel, Hektik und dichtbesetzte Teilnehmerfelder ist, hat beim Schefflenzer Ultra nichts zu suchen, der Rest liegt goldrichtig. Spektakuläre Dinge gibt es hier nicht, aber es wartet eine perfekt und liebevoll ins Detail organisierte Veranstaltung mit außergewöhnlich großzügigen Zeitlimits in einer herrlichen Landschaft. Somit auch geeignet für jene, die sonst immer über zu knappe Cut-Offs jammern.

Brotzeitoase     Kapelle
Janosch beim Verpflegen Zieleinlauf 50K Ein schöner Tag für Jan und Bernie
 
Jan
Bernie
5:32:50
6:50:02


 
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