Zum dritten Mal wird der Munich Urban Trail von Andreas Bettingen veranstaltet, er hat wieder etwas an der Strecke gefeilt und einige Streckenoptimierungen vorgenommen. Wie ich so höre, sind da auch einige zusätzliche Höhenmeter dazugekommen. Mir soll‘s recht sein. Da bei mir bisher immer krankheitsbedingt etwas dazwischenkam, freue ich mich sehr, dass es heuer überhaupt mal mit einer Teilnahme klappt. Dafür schwächelt leider Charly, so muss ich alleine nach München anreisen.
Wie bei den meisten Isar-Marathons von Andreas treffen wir uns neben der Muffathalle und dem Müllerschen Volksbad. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz und wenn man Glück hat, muss man nicht lange nach einer Parkmöglichkeit suchen, das ja bekanntermaßen in München nicht so leicht ist. Ich habe mal wieder großen Dusel, drei Parkplätze sind noch leer, aber abgesperrt, wie für uns reserviert. Ich ignoriere das Trassierband, da die Sperrung bis Mittag aufgehoben wird und bin jetzt meine größte Sorge los.
Ausgemachter Treffpunkt ist um 9.45 Uhr neben der Muffathalle. Jürgen war schon vor mir da und Judith und Andreas treffen auch etwas früher ein. Schon seit ganz früh am Morgen sind bereits Tom und Phillip, unabhängig voneinander unterwegs. Phillip schafft es doch tatsächlich mit neuer Streckenbestzeit, seine Runde genau bis zu unserem Start zu beenden. So bringen wir 7 von 8 Starter aufs Gruppenbild.
Zum festgelegten Startplatz müssen wir erst noch über den Kabelsteg und die Mariannenbrücke die Isar überqueren. In der Thierschstraße, neben der Kirche St. Lukas, wird gestartet. Der Grund für die Verlegung ist, dass der Track ab Muffathalle fast 44 km aufweist, so kommen wir näher an die Marathon-Distanz. Auf meinem GPX sind es jetzt noch genau 42,9 km. Um Punkt 10 Uhr schlagen die Glocken von St. Lukas, für uns das Signal zu starten.
Nach anderthalb Kilometer sind wir bereits am Marienplatz, besuchermäßig ist es noch angenehm ruhig. Das Neue Rathaus rechterhand ist nicht nur Sitz des Oberbürgermeisters, sondern auch dank des berühmten Glockenspiels weltbekannt. Über 600 Mitarbeiter*innen der Stadt arbeiten in den 400 Zimmern des Gebäudes, das man nicht nur von außen betrachten kann. Viele historische Räume sind öffentlich zugänglich.
300 Meter weiter sind wir bereits an der Frauenkirche. Der Dom „Zu Unserer Lieben Frau“ ist das Wahrzeichen Münchens und hatte 2023 seinen 555. Jahrestag der Grundsteinlegung. Die Residenzstraße führt uns am Odeonsplatz vorbei. An der Residenz auf Höhe der Feldherrnhalle müssen wir alle natürlich einen Stopp einlegen um die Schnauzen am unteren Ende des Schilds der vier Löwenfiguren zu reiben, das bringt angeblich Glück.
Durch den Hofgarten gelangen wir nach 3 km zum Eingang in den Englischen Garten und wenig später sind wir schon am Monopterus. Unser erster kurzer Aufstieg steht an. Der Ziertempel im griechischen Stil liegt auf einem künstlichen 16 Meter hohen Hügel und ist ein toller Aussichtspunkt. Die Idee hatte eine große Gruppe Läufer und Läuferinnen schon vor uns, aber sie kommen uns gerade von oben entgegen und machen den Platz frei. Der Blick über die Wiesen des südlichen Englischen Gartens bis zu den Türmen der Münchner Innenstadt ist umwerfend.
Wir ziehen weiter, am Chinesischen Turm ist so gut wie noch gar nix los. Wie es wohl aussähe, wenn die Haltestelle der Tram schon in Betrieb wäre, aber so weit wird es nicht kommen. Schon seit Jahren ist die Trasse durch den Englischen Garten geplant. Überraschend zog der Freistaat seine Zustimmung zum rund 800 Meter langen Abschnitt durch den Park zurück, was den Bürgermeister gar nicht erfreut. Uns kanns aber recht sein, wir sind hier ja eh lieber per pedes unterwegs. Im heutigen Fall verweilen wir genau 3,7 km im Grünen.
Nach gut 10 km ist es soweit, wir sind in Schwabing und unser erster wirklicher Anstieg im Luitpoldpark steht an. Die Entstehung des Parks geht auf ein Geschenk an den bayerischen Prinzregenten Luitpold zurück. Im Jahre 1911, zu seinem 90. Geburtstag pflanzte man ihm zu Ehren passend dazu 90 Linden. Um diesen Hain legte man einen öffentlichen Park an. Nach dem Zweiten Weltkrieg häufte man im Nordteil des Parks einen 37 Meter hohen Schuttberg aus den zerbombten Überresten der Stadt auf. Der Uphill auf den Luitpolthügel lohnt sich, in Serpentinen geht es hoch. Großartig ist heute die Aussicht bei Fönlage über die Dächer von München bis hin zu den schneebedeckten Alpengipfeln. Ein Bronzekreuz auf dem Gipfel erinnert an die Opfer der Bombenangriffe. Auf dem Nordhang geht es wieder runter. Andreas erzählt uns, dass hier im Winter eine Rodelpiste ist und dazu eine der steilsten in München und daher sehr beliebt.
Im Olympiapark ist für uns Hanami angesagt, das japanische Wort bedeutet „Blüten betrachten“. Die Olympia-Kirschbäume stehen gerade in voller Blüte. Die Bäume kamen tatsächlich aus Japan nach Bayern, die Stadt Sapporo schenkte sie den Münchnern, weil die beiden Städte 1972 die Olympischen Spiele ausrichteten, die Japaner jene im Winter, die Bayern die im Sommer. Über einen Kilometer zieht sich der Martin-Luther-King-Weg auf den höchsten Punkt des Olympiabergs, der auch eine der höchsten Erhebungen Münchens darstellt. Dadurch, natürlich mit grandioser Rundumsicht. Mehr noch als die Alpen, fasziniert mich hier die wunderbare Aussicht auf den Olympiapark.
Nach unserem altehrwürdigen Olympiastadion, für mich immer noch eines der architektonisch schönsten Sportstadien der Welt, passieren wir den fast fertiggestellten futuristischen SAP Garden, der im September eröffnet wird. Die gigantische Hightech-Arena wird die Heimat vom Eishockey-Team EHC München und auch die Basketballer des FC Bayern finden einen Platz unter dem neuen Dach. An einem einzigen Tag könnten dort sowohl Pucks über das Eis schlittern als auch Basketbälle in die Körbe fliegen. Die Eisfläche kann binnen sechs Stunden in ein Parkett umgebaut werden. Auf dem Dach der Halle befinden sich eine Blumenwiese und ein Imker, damit neben den Bullen und den Bällen auch die Bienen fliegen können.
Es geht weiter westwärts. Im Dantebad drehen gerade ein paar Schwimmer ihre Runden. Im Sommer ist es eines der größten Freibäder, im Winter das einzige Winter-Warmfreibad Münchens. Im beheizten 50-Meter-Stadionbecken kann man sogar bei Schneetreiben schwimmen.
Knapp 4 km sind es bis Schloss Nymphenburg. Ich lauf mitten im Wasser des Nymphenburger Kanals, zumindest zeigt mir das der Track auf meiner Uhr so an. Da hat der Satellit wohl eine kleine Abweichung. Udo hat sich an der Nördlichen Auffahrtsallee eine Flasche Wasser deponiert und nimmt diese an sich. Andreas, Judith und Jürgen versorgen sich wenig später im WC im Eingangsgebäude des Schlosses. Ich brauche nix, mir reichen 3 gefüllte Flaschen im Rucksack, das sind knapp 2 Liter, da komme ich locker durch.
Wir laufen zwar nicht immer gemeinsam, aber oft treffen wir an Ampeln oder an besonders attraktiven Stationen immer wieder aufeinander. Ich freue mich immer auf Andreas Anmerkungen zu besonderen Orten, daher bevorzuge ich auch in seiner Nähe zu laufen. Außerdem, kennt er natürlich die Strecke am allerbesten und Verläufer sind daher nicht zu erwarten, während das navigieren auf meinem winzig kleinen GPS-Uhren-Display nicht immer ganz so einfach ist.
Momentan herrscht in der Schlossanlage noch Winterbetrieb, so befinden sich die steinernen Parkfiguren, Ziervasen und die Kaskade noch unter Einhausungen aus Holz. Das nimmt der Anlage natürlich deutlich an Attraktivität. Mit 1,5 km Strecke ist unser Besuch auch nur relativ kurz und wir verlassen den Schlosspark wieder durch eine kleine Türe in der Außenmauer. Wir wechseln ab hier nach Osten, in die entgegengesetzte Richtung, zurück Richtung Stadtmitte. Genau 20 km liegen hinter uns. |