10.3.2024 Munich Urban Trail Marathon
Autor: Bernie Manhard  
 
ber24
 

Zum dritten Mal wird der Munich Urban Trail von Andreas Bettingen veranstaltet, er hat wieder etwas an der Strecke gefeilt und einige Streckenoptimierungen vorgenommen. Wie ich so höre, sind da auch einige zusätzliche Höhenmeter dazugekommen. Mir soll‘s recht sein. Da bei mir bisher immer krankheitsbedingt etwas dazwischenkam, freue ich mich sehr, dass es heuer überhaupt mal mit einer Teilnahme klappt. Dafür schwächelt leider Charly, so muss ich alleine nach München anreisen.

Wie bei den meisten Isar-Marathons von Andreas treffen wir uns neben der Muffathalle und dem Müllerschen Volksbad. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz und wenn man Glück hat, muss man nicht lange nach einer Parkmöglichkeit suchen, das ja bekanntermaßen in München nicht so leicht ist. Ich habe mal wieder großen Dusel, drei Parkplätze sind noch leer, aber abgesperrt, wie für uns reserviert. Ich ignoriere das Trassierband, da die Sperrung bis Mittag aufgehoben wird und bin jetzt meine größte Sorge los.

Ausgemachter Treffpunkt ist um 9.45 Uhr neben der Muffathalle. Jürgen war schon vor mir da und Judith und Andreas treffen auch etwas früher ein. Schon seit ganz früh am Morgen sind bereits Tom und Phillip, unabhängig voneinander unterwegs. Phillip schafft es doch tatsächlich mit neuer Streckenbestzeit, seine Runde genau bis zu unserem Start zu beenden. So bringen wir 7 von 8 Starter aufs Gruppenbild.

Zum festgelegten Startplatz müssen wir erst noch über den Kabelsteg und die Mariannenbrücke die Isar überqueren. In der Thierschstraße, neben der Kirche St. Lukas, wird gestartet. Der Grund für die Verlegung ist, dass der Track ab Muffathalle fast 44 km aufweist, so kommen wir näher an die Marathon-Distanz. Auf meinem GPX sind es jetzt noch genau 42,9 km. Um Punkt 10 Uhr schlagen die Glocken von St. Lukas, für uns das Signal zu starten.

Nach anderthalb Kilometer sind wir bereits am Marienplatz, besuchermäßig ist es noch angenehm ruhig. Das Neue Rathaus rechterhand ist nicht nur Sitz des Oberbürgermeisters, sondern auch dank des berühmten Glockenspiels weltbekannt. Über 600 Mitarbeiter*innen der Stadt arbeiten in den 400 Zimmern des Gebäudes, das man nicht nur von außen betrachten kann. Viele historische Räume sind öffentlich zugänglich.

300 Meter weiter sind wir bereits an der Frauenkirche. Der Dom „Zu Unserer Lieben Frau“ ist das Wahrzeichen Münchens und hatte 2023 seinen 555. Jahrestag der Grundsteinlegung. Die Residenzstraße führt uns am Odeonsplatz vorbei. An der Residenz auf Höhe der Feldherrnhalle müssen wir alle natürlich einen Stopp einlegen um die Schnauzen am unteren Ende des Schilds der vier Löwenfiguren zu reiben, das bringt angeblich Glück.

Durch den Hofgarten gelangen wir nach 3 km zum Eingang in den Englischen Garten und wenig später sind wir schon am Monopterus. Unser erster kurzer Aufstieg steht an. Der Ziertempel im griechischen Stil liegt auf einem künstlichen 16 Meter hohen Hügel und ist ein toller Aussichtspunkt. Die Idee hatte eine große Gruppe Läufer und Läuferinnen schon vor uns, aber sie kommen uns gerade von oben entgegen und machen den Platz frei. Der Blick über die Wiesen des südlichen Englischen Gartens bis zu den Türmen der Münchner Innenstadt ist umwerfend.

Wir ziehen weiter, am Chinesischen Turm ist so gut wie noch gar nix los. Wie es wohl aussähe, wenn die Haltestelle der Tram schon in Betrieb wäre, aber so weit wird es nicht kommen. Schon seit Jahren ist die Trasse durch den Englischen Garten geplant. Überraschend zog der Freistaat seine Zustimmung zum rund 800 Meter langen Abschnitt durch den Park zurück, was den Bürgermeister gar nicht erfreut. Uns kanns aber recht sein, wir sind hier ja eh lieber per pedes unterwegs. Im heutigen Fall verweilen wir genau 3,7 km im Grünen.

Nach gut 10 km ist es soweit, wir sind in Schwabing und unser erster wirklicher Anstieg im Luitpoldpark steht an. Die Entstehung des Parks geht auf ein Geschenk an den bayerischen Prinzregenten Luitpold zurück. Im Jahre 1911, zu seinem 90. Geburtstag pflanzte man ihm zu Ehren passend dazu 90 Linden. Um diesen Hain legte man einen öffentlichen Park an. Nach dem Zweiten Weltkrieg häufte man im Nordteil des Parks einen 37 Meter hohen Schuttberg aus den zerbombten Überresten der Stadt auf. Der Uphill auf den Luitpolthügel lohnt sich, in Serpentinen geht es hoch. Großartig ist heute die Aussicht bei Fönlage über die Dächer von München bis hin zu den schneebedeckten Alpengipfeln. Ein Bronzekreuz auf dem Gipfel erinnert an die Opfer der Bombenangriffe. Auf dem Nordhang geht es wieder runter. Andreas erzählt uns, dass hier im Winter eine Rodelpiste ist und dazu eine der steilsten in München und daher sehr beliebt.

Im Olympiapark ist für uns Hanami angesagt, das japanische Wort bedeutet „Blüten betrachten“. Die Olympia-Kirschbäume stehen gerade in voller Blüte. Die Bäume kamen tatsächlich aus Japan nach Bayern, die Stadt Sapporo schenkte sie den Münchnern, weil die beiden Städte 1972 die Olympischen Spiele ausrichteten, die Japaner jene im Winter, die Bayern die im Sommer. Über einen Kilometer zieht sich der Martin-Luther-King-Weg auf den höchsten Punkt des Olympiabergs, der auch eine der höchsten Erhebungen Münchens darstellt. Dadurch, natürlich mit grandioser Rundumsicht. Mehr noch als die Alpen, fasziniert mich hier die wunderbare Aussicht auf den Olympiapark.

Nach unserem altehrwürdigen Olympiastadion, für mich immer noch eines der architektonisch schönsten Sportstadien der Welt, passieren wir den fast fertiggestellten futuristischen SAP Garden, der im September eröffnet wird. Die gigantische Hightech-Arena wird die Heimat vom Eishockey-Team EHC München und auch die Basketballer des FC Bayern finden einen Platz unter dem neuen Dach. An einem einzigen Tag könnten dort sowohl Pucks über das Eis schlittern als auch Basketbälle in die Körbe fliegen. Die Eisfläche kann binnen sechs Stunden in ein Parkett umgebaut werden. Auf dem Dach der Halle befinden sich eine Blumenwiese und ein Imker, damit neben den Bullen und den Bällen auch die Bienen fliegen können.

Es geht weiter westwärts. Im Dantebad drehen gerade ein paar Schwimmer ihre Runden. Im Sommer ist es eines der größten Freibäder, im Winter das einzige Winter-Warmfreibad Münchens. Im beheizten 50-Meter-Stadionbecken kann man sogar bei Schneetreiben schwimmen.

Knapp 4 km sind es bis Schloss Nymphenburg. Ich lauf mitten im Wasser des Nymphenburger Kanals, zumindest zeigt mir das der Track auf meiner Uhr so an. Da hat der Satellit wohl eine kleine Abweichung. Udo hat sich an der Nördlichen Auffahrtsallee eine Flasche Wasser deponiert und nimmt diese an sich. Andreas, Judith und Jürgen versorgen sich wenig später im WC im Eingangsgebäude des Schlosses. Ich brauche nix, mir reichen 3 gefüllte Flaschen im Rucksack, das sind knapp 2 Liter, da komme ich locker durch.

Wir laufen zwar nicht immer gemeinsam, aber oft treffen wir an Ampeln oder an besonders attraktiven Stationen immer wieder aufeinander. Ich freue mich immer auf Andreas Anmerkungen zu besonderen Orten, daher bevorzuge ich auch in seiner Nähe zu laufen. Außerdem, kennt er natürlich die Strecke am allerbesten und Verläufer sind daher nicht zu erwarten, während das navigieren auf meinem winzig kleinen GPS-Uhren-Display nicht immer ganz so einfach ist.

Momentan herrscht in der Schlossanlage noch Winterbetrieb, so befinden sich die steinernen Parkfiguren, Ziervasen und die Kaskade noch unter Einhausungen aus Holz. Das nimmt der Anlage natürlich deutlich an Attraktivität. Mit 1,5 km Strecke ist unser Besuch auch nur relativ kurz und wir verlassen den Schlosspark wieder durch eine kleine Türe in der Außenmauer. Wir wechseln ab hier nach Osten, in die entgegengesetzte Richtung, zurück Richtung Stadtmitte. Genau 20 km liegen hinter uns.

Thermen-Marathon
Munich Urban Trail



   
 
 

Nicht einmal einen Kilometer ist es bis zum Hirschgarten. Im Sommer 1780 ließ Kurfürst Carl Theodor auf dem Areal einen abgezäunten Tiergarten anlegen und ihn mit gut hundert Dam- und Edelhirschen besetzen. Schon wenige Jahre später wurde er der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und entwickelte sich zu einem der beliebtesten Ausflugsziele der Münchner. Andreas meint, ich kann auch gerne den Trail benutzen, der sich etwas seitlich der geteerten Durchgangsstraße und somit auch etwas neben unserem GPX-Track verläuft. Ich nehme einen Abschnitt unter die Hufe und er gefällt mir auch sehr gut. Als er dann aber über einen höheren Hügel verläuft und sich immer mehr von unserem Track entfernt, schwenke ich doch lieber wieder zurück auf Asphalt. Nach etwa 400 Metern biegt unser Kurs aber tatsächlich zurück und verläuft fast wieder parallel zum Trail. Andreas erwägt ernsthaft den Trail fürs nächste Jahr in den MUCUT zu übernehmen.

Neben der Neuen Postwiese passieren wir auch die ehemalige Paketposthalle, früher fuhren noch Züge in die riesige Halle, erklärt mir Andreas. 15 Gleise führten bis 1997 in die 20.000 m² große Faltbogenhalle, die damals die weltweit größte ihrer Art war. 1996 erlangte die Halle offiziell Denkmalstatus. 2018 verkaufte die Deutsche Post das Gebäude inklusive des umliegenden etwa 100.000 m² großen Grundstücks. „PaketPost Areal“ nennt sich das Gelände jetzt. Die Architekten des Büros Herzog/de Meuron stellten kürzlich in der Stadtgestaltungskommission einen Entwurf für zwei 155-Meter-Hochhäuser und neuer Halle vor, die dann nicht mehr für Postpakete, sondern für Kunst, Kultur, Tagung, Sport und Freizeit genutzt werden soll. Ob wir das noch bei einem MUCUT erleben?

Nach überqueren der Donnersberger Brücken tauchen wir ein in eine urbane Welt aus Stahl, Glas und Beton. Wir laufen durch schmale Hochhausgassen, der Arnulfsteg in der Maxvorstadt führt uns über den Gleisdschungel des naheliegenden Hauptbahnhofs. Einen Drehwurm bekommen wir fast am Rondell an den Panorama Towers. Nach vielen Bürogebäuden führt uns die Hackerbrücke wieder zurück auf die andere Gleisseite. So ganz anders als die vielen Grünanlagen, die wir bisher gesehen haben, hat auch irgendwie etwas faszinierendes.

Schon sind wir an der Theresienhöhe, oberhalb der Theresienwiese (km 26). Ganz neu im Kurs ist heuer ein Abstecher in den Westpark. Ein Abschnitt den wir bei den zurückliegenden Oktoberfest-Marathons von Andreas auch schon mehrmals gelaufen sind. Bis zum Mollsee sind es nur 1,5 km, hier machen wir bereits die Kehrtwende. Udo hatten wir als einzigen seit Schloss Nymphenburg aus dem Auge verloren, auf dem Begegnungsabschnitt kommt er uns entgegen. Versehentlich hat er den Mollsee ganz umrundet, während wir vorher schon die Biege machen. So hat er einiges von seinem Vorsprung eingebüßt.

Es geht zurück auf die Theresienwiese und natürlich ein Muss: zur Bavaria. Sie wurde im Auftrag Ludwigs I. entworfen. Ist Symbol und weltliche Patronin des Freistaats und steht als das Gesicht Bayerns. 1850 war der Guss der 1.560 Zentner schweren Bronze vollendet. Sie misst vom Fuße bis zum emporgehaltenen Eichenkranz insgesamt 18,5 Meter und ist die einzige begehbare Großbronze in Deutschland. In ihrem Hohlraum kann man über eine steile Wendeltreppe zu einer Aussichtsplattform im Kopf emporsteigen.

Ein Blick auf meine Uhr, so etwa nach 30 Kilometern und eine kurze Hochrechnung sagen mir, dass es in dem derzeitigen Tempo nicht für eine Zeit unter 6 Stunden reichen wird. Ist mir zwar prinzipiell egal, aber ein bisschen Ehrgeiz flammt in mir jetzt doch auf, so setze ich mich nach vorne ab. Nach 32 km bin ich wieder zurück an der Isar, fast zumindest, der Isarwerkkanal trennt uns noch vom Fluss.

Am Marienklausensteg überquere ich die Isar. In den Steilhang des Isarufers wurde die Marienklause gebaut, sie besteht nur aus Nagelfluhgestein und Fichten- und Birkenholz, erinnert eher an ein Blockhaus aus dem Wilden Westen. Erbaut hat sie Wassermeister Martin Achleitner. Seine Arbeit am damals noch reißenden Gebirgsfluss war lebensgefährlich, wenn er am Wehr arbeitete. Zum Dank, dass er immer heil davongekommen ist, hat er 1866 die Kapelle errichtet.

Am südlichen Ende vom Tierpark Hellabrunn beginnt für uns auch eine Serie von Uphills, vier Mal dürfen wir die Giesinger Höhen rauf und runter. Am Südeingang von Hellabrunn kann ich unerwarteter Weise Udo vor mir ausmachen und wenig später sogar auf ihn aufschließen und überholen, damit hätte ich eigentlich nicht mehr gerechnet. Kurz vor dem Sechziger-Stadion bin ich unschlüssig, wie der Track weitergehen soll. Berg runter oder weiter auf der Anhöhe? Nach ein paar Metern drehe ich um. Udo würde auch runterlaufen. So machen wir das. Nach 200 Metern passt der Track aber auch nicht mehr, oben bleiben wäre doch richtig gewesen. Das verschafft uns beiden einen zusätzlichen Aufstieg. An der Candidstraße entlang geht es wieder hoch zum Grünwalder Stadion, wo wir wieder auf Kurs sind.

Die nächste Unsicherheit bezüglich Streckenführung habe ich an der U-Bahn-Station am Giesinger Berg/Heilig Kreuz Kirche (km 40). Da das GPS-Signal im Untergrund natürlich ausfällt, verfehle ich den richtigen Ausgang und verfranze mich auch hier. Das bringt mir bestimmt 200 Zusatzmeter ein und noch ärgerlicher: einen gehören Zeitverlust. So wird es zeitlich langsam knapp, um die Sub 6 noch zu schaffen.
 
Am Nockherberg geht es wieder abwärts. Nächste Etappe ist die Hochstraße und die liegt natürlich, wie der Name schon sagt, wieder oben. Das ist dann aber unser letzter Anstieg. Zur Ludwigsbrücke an der Isar können wir wieder runterrollen. Die Unterquerung vor dem Deutschen Museum ist ein beliebtes Ausflugsziel, fast auf Wasserhöhe. Bei viel Gegenverkehr durch Radler und Fußgänger ist an Laufen kaum zu denken. Die Glocke von St. Lukas schlägt vier Mal. Ich habe noch 200 Meter bis zu unserem Ziel und bin am Ende 19 Sekunden über meinem anvisierten Zeitenziel. A bisserl stinkt’s mir schon, ohne die Verläufer wäre ich deutlich drunter geblieben.

Innerhalb ein paar Minuten trudeln Udo, Roland, Judith, Andreas und Jürgen nach mir ein. Großes Kompliment an Andreas, der hier einen Kurs konstruiert hat, der seines Gleichen sucht. Trotz, oder gerade wegen der vielen Auf und Abs – auf meiner Uhr weit über 300 Höhenmeter – der Munich Urban Trail Marathon zählt für mich zum schönsten Rundkurs in München den man erlaufen kann und lässt dabei kaum ein touristisches Highlight der Stadt aus. Ich freue mich schon auf die nächste Auflage 2025.

   
 
 
 
Bernie 6:00:19  
 
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Laufbericht 2022 bericht 2018 Auf'n Marathon durch Minga | Andreas Greppmeir
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