Weiter geht es nun immer möglichst nahe am Lech entlang und oft haben wir wunderbare Trails vor uns liegen. Das Laufen macht hier richtig Spaß. Unbemerkt durchqueren wir einen Augsburger Stadtteil nach dem anderen und finden uns schließlich in der Firnhaberau wieder. Wir sind auf der Höhe der Kleingartenanlage, wo ich beim Trail to Peak gemeinsam mit Jürgen unbedingt den Biergarten aufsuchen musste. Heute ist es aber deutlich kühler als damals und ich entscheide mich ein erstes Gel mit etwas Zitronentee hinunterzuspülen. Ich lasse mich auf einer Parkbank nieder, um mich in aller Ruhe zu verpflegen.
Derweil laufen mir Andreas und Axel zwar davon, ich wollte aber bald wieder aufschließen. Doch als ich weiterlaufe, merke ich, dass sich ohne Vorankündigung mein Rücken zurückmeldet. Ich trabe locker weiter und hoffe, dass sich der Schmerz wieder verabschiedet. So kann ich Andreas und Axel leider nicht mehr einholen. Auf den herrlichen Trails vor der A 8 hoffe ich nach jeder Kurve vor mir ein Laufshirt entdecken zu können, doch ich bin nun einfach zu langsam. Ich erreiche die rote Lechbrücke und laufe unter der A 8 hindurch in Richtung „Monte Scherbelino“. Ich bin froh, als ich das Drehkreuz erreiche, das mich auf die Wanderwege des Gersthofer Müllbergs bringt. Den Anstieg kann ich nun getrost gehend bewältigen und erhoffe mir eine Erholung für meinen Rücken.
Kurz vor dem Gipfelkreuz sehe ich Bernie, die beiden Axels, Andreas und Judith, die noch oben sind, doch bevor ich den Gipfel erreiche sind nur noch ein Axel, sowie Andreas und Judith über. Ein paar Minuten später lasse ich die drei weiterlaufen. Der Wind dort oben ist frisch und ich werde ihnen im weiteren Verlauf eh nicht folgen können. Ich öffne eine Flasche Weihenstephaner, kann sie jedoch nicht richtig genießen, da ich mir zu viele Gedanken über die verbleibenden 18 Kilometer zum Weitmannsee mache.
So mache ich mich auf den Rückweg und gehe auch den Berg wieder hinunter. Bergablaufen macht gerade überhaupt keinen Sinn. Die verbleibenden Kilometer möchte ich daher auch nur ganz kurz zusammenfassen. Langsames Laufen und regelmäßige Gehpausen brachten mich zwar nur langsam voran, doch das Ziel kam dennoch näher. Vor dem „Floßlände“ einer am Lech neu gebauten Wirtschaft mit Biergarten treffe ich auf Axel. Er steigt hier aus, eine Schienbeinentzündung macht für ihn das Weiterlaufen unmöglich. Bernie hat er per Handy über sein Aussteigen informiert. Bevor mir ähnliche Gedanken aufkommen, trabe ich weiter.
Kurz vor dem Kuhsee laufe ich durch die ehemals olympische Kanuanlage, obwohl diese nach dem Umbau für die Weltmeisterschaften 2022 noch gesperrt ist. Das interessiert jedoch niemanden, im Wildwasser ist schon Betrieb und das Treiben lenkt mich etwas von meinen Schmerzen ab. Vom Kuhsee bis zurück zu Weitmannsee weiche ich von der eigentlichen Route ab. Ich kenne mich ja aus und bleibe auf den größeren Wegen, da ich das Ganze nur noch hinter mich bringen will. Für die Länge der Strecke macht das keinen Unterschied und ich werde mit einem Marathon am Weitmannsee ankommen. Ich machte mir eigentlich nach über 6:30 Stunden keine Hoffnung mehr, dass im Ziel noch jemand auf mich wartet. Tatsächlich war ich sehr überrascht, als ich endlich die Stopp-Taste auf meiner Garmin drückte, dass ich Bernie, Andreas und Judith noch auf mein Eintreffen gewartet hatten und so konnte ich auch meinen persönlichen Kiesel von Bernie entgegennehmen, was mich wirklich freute.
Am Ende kann ich Bernie nur gratulieren. Die Strecke, die Organisation und der Kiesel, wie immer perfekt. Ich finde, der Marathon am Lech hat eigentlich das Zeug zu Größerem. Wenn ich denke, was ich schon für Marathons gelaufen bin, die nicht halbwegs eine derartig attraktive Strecke aufweisen können und hundert oder mehr Teilnehmer haben und das seit Jahren. Ja, der Marathon am Lech könnte ein Klassiker im Raum Augsburg werden. Doch eine Genehmigung würde es hierfür wohl nicht geben, da wir oft durch Naturschutzgebiete laufen. Auch die Organisation wäre nicht einfach zu stemmen und nicht zuletzt müsste Bernie wohl ein Jahr lang Medaillen verzieren. Ich finde, es ist gut, so wie es ist. Der Marathon am Lech hat Charme und mit seinen wenigen Teilnehmern gleich noch vielmehr.
Zuletzt muss ich nun leider noch ein paar Worte über meinen Rücken verlieren. Die Schmerzen sind bis heute, eine Woche nach dem Lauf, noch nicht verschwunden und am Dienstag wird mein Orthopäde mir hoffentlich mehr sagen können. Ich habe jetzt erst mal alle Läufe bis einschließlich August für mich gestrichen. Ich hoffe, dass die wohl notwendige Behandlung schnell und erfolgreich verläuft und ich Herbst wieder einsteigen kann.
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