12./13.6.2009, Ulmer Laufnacht 100 km
Autor: Mario Peschke
Viele zusätzliche Bilder gibt's auf  
 
 
ERGEBNISSE
Ismaning HM
Maratona di Roma
Forstenried HM
Boston Marathon I
Boston Marathon II
Hamburg Marathon
Salzburg Marathon
Rennsteiglauf
Regensburg Marathon
Ulmer Laufnacht
Landkreislauf
Altmühlseelauf
Allgäu Panorama M
Jungfrau Marathon
Ulm Marathon
Dreiländer Marathon
Alb Marathon
Teufelsberglauf

Spontane Idee

Wie kam es zur Anmeldung zur 1. Ulmer Laufnacht am 12./13.06.über 100 km, die eigentlich in Blaustein stattfindet, was aber gleich neben Ulm liegt? Magic hat mal per Mail diese Veranstaltung entdeckt und als Alternative zu Biel vorgestellt. Ich habe mir den Link zur Website schon mal vorsorglich abgespeichert, denn für spontane Ideen und ohne ganz wirklich zu wissen, was das bedeutet, bin ich doch immer zu haben.

Im Vorfeld schaute ich mir zusätzlich noch das Höhenprofil an (sah nicht ganz so schlimm aus, dazu später mehr), die Strecke konnte ich mir eh nicht merken, es wird ja Nacht sein dachte ich mir, daher zweitrangig. Begleitradfahrer waren möglich, aber ich kannte keinen "Wahnsinnigen", der mit mir das machen wollte. Radler konnten man aber mieten, 1 Woche vor dem Lauf kamen mir so ein paar Zweifel, ob ich das nicht doch besser tun sollte, nachdem die Alternative, dass ein paar vom Team TOMJ mich evtl. als 4er Staffel begleiten würden, aus organisatorischen Gründen scheiterte.

So fuhr ich am 12.06 nach Ulm/Blaustein mit viel Gepäck in der Tasche, da ich noch nicht wusste, was ich anziehen sollte. Die Anmeldung in der Lixturnhalle ging ganz schnell von statten, die Settele Spätzlesparty fand auch in der Halle statt. Viel los war nicht wirklich, es gab die berühmten blauen Schulsportmatten, auf denen die Läufer sich ausruhen konnten. Die Startnummer diente gleichzeitig auch für freien Eintritt in das benachbarte Bad Blau, was man bis zum nächsten Abend einlösen konnte. Ansonsten gab es für die Teilnehmer Baumwollshirts, für die 100 km Finisher noch Funktionshirts später im Ziel.

Vorangemeldet waren 279 Einzelstarter, 5 Zweier-Staffeln und 84 Vierer-Staffeln. Das Zeitlimit betrug großzügige 21 Stunden, da war für mich aber schon längst wieder das am nächsten Tag in München stattfindende Konzert von Depeche Mode eingeplant. Um 21.30 Uhr war das Briefing, wo die Streckenführung erklärt wurde.

Die Ausschilderung der Strecke: Pfeile auf dem Boden, Leuchtpfeile, die an Absperrungsgittern angebracht waren, sowie gelbe Klebebänder an Bäumen oder Pfählen und zudem noch Leuchtstäbe an Ästen und Zweigen.

Bernie kam auch nach Ulm und wollte die Gelegenheit sich nicht entgehen lassen, dem Spektakel zuzuschauen. Ich zog mich kurz vor dem Start um, eine kurze Hose war mir lieber bei den neuen langen Superstrümpfen gegen Krämpfe, um etwas Luft an die Beine zu bekommen. Oben beließ ich es bei T-Shirt, darüber eine Weste und dann unser Team-TOMJ-Shirt. Eine Stirnlampe war Pflicht, hatte ich selbstverständlich. Nicht zu vergessen, das fast wichtigste Utensil auf einem so langen Lauf, das Handy!! Um 23.00 war der Start im naheliegenden Robert Epple Stadion, ich traf auch Anton Lautner von m4y, der auch seinen ersten 100er bestritt.

Hinein in die Nacht

Zum Start gab es ein Heißluftballonglühen und ein nicht zu Ende gehendes Feuerwerk, das wir auf der ersten Stadion Runde noch hautnah mitbekamen. Ein paar Hundert Zuschauer waren auch da, auch weil es neben dem Stadion ein Festzelt gab, die Blausteiner feierten Sport- und Kulturtage, dazu gehörte auch die 1. Ulmer CEP Laufnacht (Sponsor CEP = u.a. Hersteller von Kompressionsstrümpfen).

Dann ging es hinaus in die Nacht. Bernie und meine Freundin Beate, die für mich per Handy die ganze Nacht erreichbar war, um mir z.B. neue Klamotten oder Schuhe zu bringen oder auch um mich abzuholen, wenn ich nicht mehr wollte oder konnte, wollten mich ein paar Kilometer nach dem Start wieder treffen. Das ging aber daneben, da die Polizei die Nebenstrecken so absperrte, dass man nicht in die nächste kleinere Ortschaft kam.

Auf eine detaillierte Streckenbeschreibung verzichte ich, da empfehle ich den Bericht von Anton Lautner auf m4y, der ist exakt und ich könnte die Strecke so überhaupt nicht wiedergeben. Erstens hätte ich mir das nie merken können und zweitens soll mein Bericht eher das drum herum mehr wiedergeben, wie ich mich so "durchgeschleppt habe" bei meiner Premiere.

So ging es nach 10 km zur ersten Versorgungsstation nach Erstetten, wo auch schon die Begleitradfahrer warteten, die erst jetzt mitfahren durften. Als ich dort ankam, waren dort noch sehr viele da, ich überlegt kurz ob ich zu schnell mal wieder das Rennen anging, aber ich fühlte mich super und der erste lange Anstieg lt. Höhenprofil lag schon hinter mir (das wusste ich noch).

Im Feld wurde auch noch fleißig geredet (jetzt ging es stetig abwärts), ich kam mit einem jungen Läufer (Kai) ins Gespräch, der das gleiche Tempo wie ich lief. Er erzählte mir ein wenig von sich, da war das Laufen schon angenehmer, ich hörte aber mehr zu, um Kraft zu sparen. So ging das munter mit meinem momentanen Laufpartner bis zum Schloss Erbach nach 20 km weiter (meine Zeit 1:52), wo eine große VP-Station war. Davor ging es natürlich einem Schloss gebührend auch ein paar Höhenmeter hinauf, aber das war noch alles im Rahmen. Ich nahm mal vorsorglich Gels mit, aß Bananen und trank jetzt auch Iso-Getränke.

Von Bernie und Beate war leider keine Spur zu sehen, ich dachte schon, dass sie dort wären. Das klärte sich eine halbe Stunde später auf als sie per Handy durchfunkten, da war ich schon bei km 25. Sie hatten mich zeitlich verpasst, wie sich nach dem Lauf herausstellte. Ich wusste jetzt, dass ich von Beiden wohl keinen mehr so schnell sah. Bernie wollte in der Nacht wieder zurück nach Augsburg und Beate zu ihren Eltern, die in der Nähe von Blaustein wohnten, um dort das Basislager zu beziehen und auf evtl. Anrufe zu warten.

Km 30 - 50

Durch meinen Laufpartner kam keine Langeweile auf, leider war ihm das Tempo zu hoch und bei ca. km 30 ließ er mich alleine weiterlaufen und reduzierte das Tempo. Stattdessen kam aber zum ersten Mal ein Begleitradfahrer mit einem Läufer daher, die mich bis zu km 37 in die V-Stelle Kloster Wiblingen "mitnahmen", die wiederum volles Ernährungs- und Trinkprogramm anbot. Dazwischen lag noch Unterkirchberg, das man im Rahmen einer Schleife zweimal ansteuerte und eine kleine V-Stelle hatte, von der Seite war alles perfekt.

Ich hatte durch den Radfahrer mit seinem zu betreuenden Läufer ein klein wenig Unterhaltung und das war jetzt gegen die aufkommende Langeweile nicht schlecht. Vorsorglich hatte ich einen MP 3 Player dabei, aber ich hatte keine Lust darauf. Im Kloster machten die beiden eine kleine Pause. Ich war jetzt zum ersten Mal richtig einsam in der Dunkelheit unterwegs (wie sich später herausstellte ca. 20 km lang). Es ging am Ufer der Iller schon seit Unterkirchberg entlang, die Strecke war nur noch geschottert und zudem noch durch einen Wald führend.

Wie ich mich fühlte? Zum ersten Mal ziemlich unwohl, obwohl mein Körper fit war und meine Laufzeit noch sehr konstant bei 5:40 min/km lag. Glücklicherweise überholten mich ein oder zwei Staffelläufer und ich wusste, dass ich noch richtig "in der Spur war". Ich hoffte jetzt auf die Ulmer Innenstadt bei km 50 mit einer großen V-Stelle und Wechselstelle für Staffelläufer. Die kam dann auch nach einiger Zeit, aber jetzt ging es außen an der Stadtmauer an der Donau entlang und das wollte einfach kein Ende nehmen.

Ich war jetzt richtig lustlos, das einzige Glück war, dass es jetzt hell war. Ich fühlte auch, dass es mir etwas schwerer fiel das Tempo zu halten, was mir auch meine Uhr bestätigte. Aber ich wusste, dass die zweiten 50 km es noch "in" sich hatten, glücklicherweise ahnte ich nicht wirklich, was mir bevorstand.

Die zweiten 50

Irgendwo zwischen Ulm und Thalfingen an der Donau entlang traf ich dann auf den Michael. Beate war auch wieder wach und rief mich an, was mich sehr freute, denn ich war doch nicht mehr so ganz „frisch“ und bat sie nach Kloster Oberelchingen zur V-Stelle zu kommen (nur zur reinen Motivation bei erst km 65!!!). Von Thalfingen ging der Weg konstant steigend Richtung Elchingen weiter und die Klosterkirche auf der Höhe war schon von weitem zu sehen, aber ja nur keine Gedanken machen, wie man da heraufkommen sollte.

Michael erzählte mir, dass er schon mehr Erfahrung mit langen Läufen hätte und sein Ziel wäre mal nicht gehen zu müssen. Im Ort selbst, ich glaubte es kaum, stand ich vor einer fast "wahnsinnigen" Steigung die zu guter Letzt noch über Serpentinen durch ein Feld zum Kloster hochging. Ich war an dieser Stelle nach ca. 100 Hm völlig am Ende und musste mich im Klosterhof erst erholen.

Danach war Beate mit dem Auto da und ich nahm mir zusätzlich eine kleine Auszeit. Michael, der fitter als ich wirkte, lief weiter, ich hätte ihm aber ohnehin nicht mehr lange folgen können und war schon dankbar dafür, dass er mich "beim Klosteranstieg begleitete". Meine Zeit fiel jetzt deutlich ab und mir wurde klar, dass unter 10 Stunden nichts mehr zu machen wäre, trotz meinem vorhandenen Zeitvorsprung bei km 50 (Laufzeit gesamt dort 4:42:02).

Km 80 - 100

Ich bat Beate nochmals auch zur V-Stelle bei km 80 in die Wilhelmsburg zu kommen, da ich jetzt jede Aufmunterung gebrauchen konnte. Dazwischen lagen aber weite 15 km, die zuerst an der nahen Autobahn A8 entlang gingen und danach wieder nach Jungingen zur V-Stelle führten. Ich dachte jetzt nur noch von V- zu V-Stelle, den diese brachte mir immer wieder eine Laufpause, die ich dankend annahm, um das üppige Verpflegungsangebot wahrzunehmen.

Ich spürte jetzt jede Steigung, selbst wenn es nur 20 Höhenmeter waren und dachte schon kurz mal daran in der Wilhelmsburg bei km 80 den offiziellen Ausstieg anzunehmen. Ich konnte kaum noch und war auf diesem nicht gerade "berauschenden Streckenabschnitt" ziemlich allein unterwegs. Glücklicherweise ging es nach Jungingen in Richtung Ulm zur Wilhelmsburg wieder abwärts, sodass sich meine Laune wieder etwas verbesserte.

Die Wilhelmsburg, Teil der Bundesfestung, ausgebaut als Zitadelle ist ein beeindruckendes Bauwerk (erbaut 1842 bis 1849), diente ursprünglich zur Sicherung der Westgrenze gegenüber Frankreich und war nach dem II. Weltkrieg Flüchtlingslager. Es ging direkt in die Burg hinein, das war wieder richtig toll anzuschauen und an der Stelle stand auch Beate wie vereinbart und machte ein paar Fotos. Ich nahm mir ausgiebig Zeit, die Endzeit war mir mittlerweile ziemlich egal, ich war jetzt bei 8:07:47 angelangt, für die 30 km dahin brauchte ich beinahe 3:26 Stunden.

Ich erkundigte mich bei der V-Stelle, wie die Strecke weiterging und bekam als Auskunft, dass der Weg nach Mähringen noch ziemlich "wellig" werden wird, es wurde dann zur "bitteren Wahrheit". Kurz nach der V-Stelle überholte mich ein Läufer (Frank vom Team Federsee) mit seiner weiblichen Fahrradbegleitung (Inge). Richtig "davon laufen" konnte er mir aber nicht, wenn er lief, lief ich auch, ging es bergauf, ging er, ich auch. Wir waren so nah zusammen, dass wir beschlossen die kompletten beinahe 20 km gemeinsam zu bestreiten, denn jetzt ging es nur noch um das Durchhalten um auch wirklich als Finisher anzukommen.

Die Laufstrecke führte über Lehr und den Standortübungsplatz nach Mähringen, wellig ist schmeichelhaft, ich kam mir wie bei einem Berg- und Tallauf vor. Selbst bei einem Halbmarathon würde diese "Wellen" einem den Rest geben, aber jetzt nach über 80 km denkst du schon, ob das wirklich sein muss. Von Mähringen sind es "nur" noch 10 km, jetzt wird jeder km angezeigt, du denkst fast geschafft, aber noch immer geht die Strecke auf- und ab und ich fluchte innerlich.

Km 94, die letzte Versorgungsstelle, ab jetzt ging es doch "nur" noch abwärts ins Kieseltal, eigentlich super, aber die Muskeln spielten nicht mehr mit und es war anfangs ein Pfad mit ziemlich vielen Steinen, die direkten Rückkontakt verursachten. Aber selbst dort gab es noch eine "Höhenwelle", einfach weitergehen und nichts dabei denken, ich "trottete mittlerweile wie ein Schaf".

Endlich kam die Blausteiner Forellenzucht und kurz danach der Steinbruch in Sicht, jetzt konnte das Ziel nicht mehr weit sein. Frank und ich beschlossen gemeinsam über die Ziellinie zu laufen und Inge in die Mitte zu nehmen. So kamen wir ins Stadion, liefen dort noch langsam ein paar gemütliche Meter und erreichten glücklich und zufrieden das Ziel für ein gemeinsames Zielfoto und hörten auch vom Moderator unsere Namen.

Du fühlst den ganzen Stolz

Es ist nicht wie bei einem Zieleinlauf bei einem großen Stadtmarathon, es sind nur wenige Zuschauer da, du fühlst trotzdem den ganzen Stolz als du die Medaille und dein Finisher Shirt in Empfang nimmst. Wir tranken ein paar Radler, aßen belegte Semmeln und warteten auf die Ergebnisse. Als wir sie erhalten waren wir noch stolzer, im Gesamtklassement waren wir beide glänzend platziert (Platz 45 und 46 im Gesamtklassement).

Zur Vervollständigung der Fakten: Für die letzten 20 km brauchte ich 2:28:53 (Wahnsinn!!!). Der Lauf summiert sich auf 900 Hm (gefühlt wesentlich mehr ;-) ). Insgesamt kamen von den über 290 Einzelstartern 200 ins Ziel, für die zweiten 50 km braucht man genügend Kondition. Die Veranstaltung ist bestens organisiert, großes Lob an die Veranstalter. Lust auf weitere 100er? Gerade nicht, aber da gibt es doch noch Biel, das Mekka ;-)). Ich komme wieder, bei einem 100er wird es wohl nicht bleiben.

Mario Peschke  10:36:40

 
Auf den bekannten blauen Matten konnte man
sich noch entspannen.
Man trifft sich. Sascha und Bernie waren auch
schon am Rennsteig dabei.
Streckeneinweisung per Diashow.
Und noch ein paar der üblichen Verdächtigen:
Anton Lautner und Thomas Schmidtkonz.
Für Mario war es fast ein Heimspiel.
Bad Blau bot eine Lange Bade-Nacht.
Mario und Anton vor ihrer 100er Premiere.
Ballonglühen vor und zum Start.
Mit einem gewaltigen Feuerwerk werden die
Läufer auf die Reise geschickt.
VP bei Km 20 Schloss Erbach.
Er steht zu seinem Hunderter.
Hammerhart waren die Steigung und Serpentinen
zum Kloster Elchingen.
Fast oben.
Danach ging's noch durch den Friedhof.
VP in Kloster Elchingen.
Km 80 Wilhelmsburg.
Zitadelle von 1849.
Wann bekommt man so ein Schild schon mal
zu Gesicht?
Endlich ist es vorbei.
Mario, Inge und Frank glücklich im Ziel.
 
 
 
       
         
HOME  | TERMINE | TRAINING | NEWS | GÄSTEBUCH | MEDAILLEN |  LINKS |  RUNNER | KONTAKT