Dort angekommen, tummelten sich schon die ersten Läufer im Start- und Zielbereich. Ich konnte zu meiner Überraschung sogar zwei bekannte Gesichter unter den Läufern ausmachen. Mit Peter Orth bin ich vor drei Jahren gemeinsam den Osnabrücker-Land-Marathon gelaufen und dann war da noch Gerd Junker vom 100-Marathon-Club, dem ich natürlich auch schon hier und da über den Weg gelaufen war. Die Startnummer hatte ich schon nach ein paar Minuten in Händen und wurde aufgrund meines bayerischen Dialekts natürlich auch immer wieder nach meiner Herkunft gefragt. So verlief die Zeit bis zum Start sehr kurzweilig. Einen allzu großen Überblick musste ich mir ja nicht verschaffen. Die Startnummernausgabe war gleichzeitig die Zeitmessung, sowie die Verpflegungsstation. Der Start befand sich auch nur zehn Meter weiter, markiert durch ein einfaches Schild an einem Baum. Auch einen Zielbogen gibt es hier nicht, nein, es gibt ein Zielfahrrad! Das steht geschmückt neben der Strecke.
Es sind neun Runden zu absolvieren. Die erste Runde geht verkürzt direkt um den See, dann kommen sieben lange Runden mit einer Schleife durch den angrenzenden Wald und eine weitere verkürzte Abschlussrunde um den See bis zum Zielfahrrad.
Das erklärt uns Michael auch nochmal kurz vor dem Start. Er selbst ist leicht an einem FC-Bayern-Trikot zu erkennen und steht mit der Startnummer 1 selbst am Start.
Schließlich weist er uns darauf hin, dass es in zehn Sekunden losgeht. Er zählt die Sekunden herunter und mit einem: „Na, dann mal los …“ ist die dritte Austragung des Rubbenbruchsee Marathons gestartet. 54 Teilnehmer machten sich auf den Weg. Wie bei solch kleinen Marathons üblich, finde ich mich relativ schnell am Ende des Teilnehmerfeldes wieder. Nur drei oder vier Läufer sind nach den ersten paar Minuten noch hinter mir. Das Wetter ist eigentlich ideal. Es hat acht Grad im Plus, nur die dunklen Wolken lassen kein bisschen Sonnenlicht durch und man hat das Gefühl, es würde gerade dämmern.
Die erste Runde ist etwas über drei Kilometer lang und verläuft auf einem breiten Wanderweg größtenteils in unmittelbarer Nähe des Rubbenbruchsees, der übrigens künstlich geschaffen und Teil eines großen Naturerholungsgebiets ist. Ich versuche mich erst mal gemütlich warm zu laufen und schaue immer wieder zum See hinüber. Er ist wirklich schön gelegen und hier und da entdecke ich neben Schwänen und diversen Gänsen auch ein paar Kormorane. Nennenswerte Höhenmeter gibt es auf der ersten Runde keine, so dass ich diese auch relativ schnell hinter mir habe. Im Zielbereich wird die Startnummer abgelesen und an das Zeitmessteam weitergegeben, die diese manuell in einen PC tippen. Das klappt problemlos und so ist eine Zeitmessung ohne aufwendige Chiptechnik möglich. Am Verpflegungsstand stehen durchnummerierte Kunststoffbecher und ich greife mir den mit meiner Startnummer und lasse ihn mir mit einem Getränk meiner Wahl auffüllen. An fester Nahrung wird auch so einiges geboten, sogar Schokoküsse. Von denen reserviere ich mir einen für später.
Es geht weiter auf die zweite Runde, die bis zur gegenüberliegenden Seite des Rubbenbruchsees erst mal identisch ist. Dann biegen wir an einer Abzweigung nach links ab und laufen bis zu einer weiteren Abzweigung durch den angrenzenden Wald. Dort biegen wir rechts ab und ein leichter Anstieg liegt vor uns. Obwohl er wirklich kaum erwähnenswert ist, merke ich, dass er mich anstrengt und die Luft etwas knapp ist. Am Ende des Anstiegs geht es nach rechts weg und nun kommt ein wirklich toller Teil der Strecke. Es geht durch den spätherbstlichen Wald auf mit Laub bedecktem Boden leicht bergab. Teileweise halten uns kurze Trailpassagen bei Laune. Am Ende der Waldrunde kommen wir zurück auf den zweiten Teil der Seerunde.
Mir macht das Laufen hier wirklich Spaß und ich bedauere es schon jetzt, dass ich diesen Lauf nicht zu Ende laufen werde. Ich drehe noch zwei weitere große Runden und werde auf meiner letzten Runde noch von den Führenden überrundet. Der Sieger wird eine Zeit von weit unter drei Stunden laufen, weitere fünf Teilnehmer bleiben unter 3:30 Stunden. Bei den Überrundungen zeigt sich mir wieder der Charme einer solch kleinen Veranstaltung. Ich applaudiere den Spitzenläufern, wofür sich diese mit einem Daumenhoch oder einem Klapps auf die Schulter bedanken. Zudem wird auch mit einem standesgemäßen „Moin“ gegrüßt. Hier gibt es keine Unterschiede. Wir sind eine Marathonfamilie.
Am Ende der vierten Runde und nicht ganz 19 Kilometern werde ich mich von meiner heutigen Marathonfamilie erst mal verabschieden. Auch wenn es mir schwerfällt, die Vernunft muss siegen. Das Risiko, mit einer Erkältung den Marathon durchzuziehen, ist mir zu hoch. Ich melde mich bei der Zeitmessung ab, nicht dass es zu ungewollten Suchaktionen kommt.
Ich bedanke mich trotzdem für die tolle Organisation und behalte wenigstens meinen Trinkbecher mit eigenem RuM-Aufdruck als Andenken. Ich denke, im nächsten Jahr werde ich bei unseren Freunden nochmal um Asyl bitten müssen, denn ein DNF als einziges Ergebnis beim Rubbenbruchsee Marathon will ich nicht stehen lassen, auch wenn es mit Ansage war. |