Ich bin mal wieder auf der Suche nach einem Sechs-Stunden-Lauf und werde im nahegelegenen München fündig. Dort findet der Sri Chinmoy Transcedence Sechs-Stunden-Lauf statt. Ein komischer Name für eine Laufveranstaltung wie ich finde, aber die Ausschreibung klingt interessant. Irgendwie habe ich den Namen Sri Chinmoy schon mal gehört, aber so richtig etwas damit anfangen kann ich nicht. Daher habe ich mich schlau gemacht.
Chinmoy Kumar Ghose wurde im August 1931 in Bangladesch geboren. Der Lebenslauf von Sri Chinmoy, wie er kurz genannt wurde, ist lang. Kurz zusammengefasst wirkte er als Dichter, Schriftsteller, Komponist, Künstler und nicht zuletzt als Sportler. Die Meditation, um das Erfahrene zu vermitteln, lag ihm sehr am Herzen und er baute von New York aus ein weltweites Netzwerk von Meditationszentren auf.
1987 organisierte Chinmoy einen Lauf für internationale Freundschaft: Den Peace Run. Der Lauf fand zunächst alle zwei Jahre, später dann jährlich statt. In Europa gab es im Jahre 2008 einen Lauf über beinahe 24.000 Kilometer durch 49 Länder. Das Ziel dieses Fackellaufs war es, die Harmonie zwischen den Menschen diverser Länder und Glaubensrichtungen und Kulturen zu fördern. Dieser Lauf wurde von Persönlichkeiten wie Mutter Teresa, Nelson Mandela, Carl Lewis und Michail Gorbatschow unterstützt, die ebenfalls die Fackel trugen.
Chinmoy war jedoch selbst Sportler. Er nahm in seiner Jugend an Sprintrennen teil, absolvierte diverse Zehnkämpfe, nahm an Radrennen und Tennisturnieren teil, bis er schließlich zum Langstreckenlauf wechselte. Er absolvierte 22 Marathons und mehrere Ultramarathons.
Er, der übrigens im Oktober 2007 in New York verstarb, gründete 1977 das Sri Chinmoy Marathon Team, das rund 500 öffentliche Sportveranstaltungen weltweit organisierte, darunter auch viele Langstreckenläufe. Harry Arndt, langjähriger Präsident der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung, kurz DUV, bezeichnete das Sri Chinmoy Marathon Team als Pionier im Ultralauf.
Auch über seinen Tod hinaus blieben ihm die Anhänger treu und das Sri Chinmoy Marathon Team existiert noch immer. Im Münchner Ortsteil Moosach wurde eine Friedensmeile durch Chinmoy eingerichtet. Sie fand ihren Platz im Post-Sport-Park. Der Rundkurs weist eine Länge von 1580 Metern auf und verläuft flach um den Park, der diverse Sportanlagen beherbergt. Diesen Rundkurs gilt es beim Sechs-Stunden-Lauf möglichst oft zu umrunden. Mein Laufkumpel Charly und Kathi Schramm sind sofort dabei, als ich ihnen davon erzähle. Nur Bernie kann ich nicht dazu überreden, er kann sich nicht vorstellen, dass es Spaß machen soll, sechs Stunden im Kreis zu laufen. Für mich ist es mein dritter Sechs-Stunden-Lauf und mir machen sie wirklich Spaß.
So stehen wir dann am Samstag um kurz nach neun Uhr im Post-Sport-Park und holen unsere Startunterlagen ab. Wichtig ist hierbei auch, dass man mit seinem persönlichen Rundzähler noch vor dem Start Kontakt aufnimmt. Die Runden werden nämlich nicht durch Laufchips und Zeitmatten gezählt, sondern persönlich. Mir wird die Rundenzählerin auf dem Platz „E“ zugewiesen. Durch Augenkontakt nach jeder gelaufenen Runde geht man sicher, dass sie einen nicht übersieht und so eine Runde vergisst. Auch eine gut bestückte Verpflegungsstation ist auf derselben Höhe aufgebaut. An der Strecke gibt es Toiletten und Sanitätsdienste. Es ist also bestens für alles gesorgt, die Organisation stimmt.
Charly, Kathi und ich gehen noch eine Runde um den Park, um uns schon mal zu orientieren. Zu meiner Freude liegt in Großteil der Strecke im Schatten, da es auch heute wieder um die 30 Grad heiß werden soll. Wir treffen auch schon auf den ein oder anderen Bekannten und wechseln ein paar Worte. Die Vorfreude auf den Start wächst. Eine viertel Stunde vor dem Start begeben wir uns an den Start, der ist nämlich rund 500 Meter vom Ziel entfernt, da die exakten 50 Kilometer somit im Zielbereich zeitlich gemessen werden können. Der Organisator hält noch eine kurze Ansprache und dann geht es auch schon ziemlich unspektakulär los.
Über die Strecke kann man wirklich nicht viel erzählen, da es im Prinzip ja immer nur im Kreis geht. Abwechselnd durch schattige Waldwege und manchmal halt leider auch in der Sonne. Die Strecke führt nahezu ausnahmslos über gut gefestigte Wege, auf Teer wird nur kurz im Zielbereich gelaufen. Ich gehe die erste Runde gemäßigt an, ich will ja schließlich sechs Stunden durchhalten und sortiere mich im Feld ein. Rund 100 Läufer, darunter auch Staffeln, die in Vierer-Teams laufen und sich die Strecke teilen können, wie sie wollen, verteilen sich relativ schnell und ich kann von Anfang an mein eigenes Tempo laufen. Da das Feld am Ende der ersten Runde noch dicht gedrängt ist, muss man mit den Rundenzählern noch keinen Augenkontakt aufnehmen. Da geht der Veranstalter einfach mal davon aus, dass auch wirklich jeder vorbeikommt. |