Die erste Verpflegungsstelle erreichen wir nach 4 km, das Angebot fällt für so ein „paar Meterchen“ ungewohnt üppig aus, finde ich. Cola, Iso, Riegel und bereits auch Energy-Gels werden angeboten. Vielleicht benötigen ja die Kurzstreckler nach uns, schon so früh die schnelle Energiezufuhr.
Nach den ersten Profil-Testabschnitten führt die Strecke wieder aus dem Wald an die südlichen Steilhänge des Schönbuchrandes. Komfortabel geht es durch Streuobstwiesen und Blumenfelder. Letztes Jahr standen die Kirschen bereits in ihrer vollen Blüte, heuer sind sie noch nicht so weit. Daneben werden noch Zwetschgen, Walnüsse, Birnen und Äpfel kultiviert und unter uns in Mönchberg verarbeitet. Wir befinden uns hier in einer der größten zusammenhängenden Streuobstlandschaften Europas. Dass der Steilhang nicht nur für Gaumenfreuden gut ist, zeigen die weiten Ausblicke ins Korngäu und zur Schwäbischen Alb, auch wenn’s ziemlich grau derzeit ist.
Zwischendrin führen Abschnitte wieder auf tiefen Trails durch den Wald und an Abhängen hoch. Das geballte Mercedes-Team um mich herum, muss hier seine Allrad-Tauglichkeit unter Beweis stellen …das sieht nicht immer überzeugend aus. Nach 8,5 km erreichen wir am Ortsrand von Mönchberg die zweite Getränkestation.
Über Naturtreppen verschwinden wir wieder im Schönbuch, die weichen Waldwege sind wunderbar zu laufen, auch wenn zwischendrin immer wieder mal ein Schlamm- oder Wasserloch für Verzögerung sorgt. Nach 10,5 km geht es auf die Kayher Straße. Fast kerzengerade führt sie uns über 4 km leicht wellig bis zu einer Einmündung, wo es wieder auf Trails weitergeht. Ich bin mächtig froh dass ich die Waldautobahn wieder verlassen kann.
Herrlich schlammig und trailig geht es weiter bis zum Sportplatz von Entringen (km 17), wo die nächste VP auf uns wartet. Nach 2:30 Stunden sollten an der Zeitmessmatte alle Marathonis durch sein, ansonsten schlägt der „Jäger und Sammler“ mit seinem Besen, wegen Überschreitung des Zeitlimits gnadenlos zu. Um 11:30 Uhr wurde an dieser Stelle auch der T25 gestartet, des Weiteren befindet sich hier noch der Wechselpunkt der Zweierstaffeln.
Einen Kilometer weiter geht’s durch „s’Därle“, hier röhrt der Hirsch, der die Schönbuch Trophy ja auch als Logo ziert. Wir passieren das rund 4.000 Hektar große Rotwildgatter, das Ende der fünfziger Jahre errichtet wurde. Nur mehr selten kommt die größte wildlebende Säugetierart in unseren Wäldern vor. Durch die Hofjagd des württembergischen Königshauses genoss es im Schönbuch besonderen Schutz. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs konnte sich aber das Rotwild zu stark vermehren. Wegen hoher Schäden am Wald und in der angrenzenden Feldflur wurde daraufhin das Gehege errichtet. Zu sehen gibt es aber leider keinen der Geweihträger.
Deftig führt uns ein Trail entlang der Wildruhezone nach oben bis zur erneuten Einmündung auf die Kayher Straße die hier spürbar ansteigend verläuft. Viele Kilometer gilt es jetzt auf geschotterten Waldwegen zu absolvieren, Straßenläufer und Tempobolzer können wieder viel Boden gut machen. Zwischendrin ist Halbzeit unserer Strecke, am Getränkeposten kann nachgetankt werden.
An der Wegekreuzung geht es nach rechts runter, wo man es auf den nachfolgenden zwei Kilometern so richtig krachen lassen kann. Das Gefälle ist nicht allzu steil, 100 Höhenmeter müssen dabei im Downhill vernichtet werden. An der nächsten Kreuzung sind wir unten und dürfen die verlorenen Höhenmeter auf der Neuen Weinsteige über die annähernd gleiche Distanz wieder nach oben.
Eine willkommene Abwechslung bieten mehrere kurze Trail-Einheiten, vom weiblichen Streckenposten werden wir ausdrücklich vor schwierigen Verhältnissen gewarnt. Der wurzelige Bergabpfad bietet sehr viel Spaß, da werden mir zwar nicht alle zustimmen, aber mir gefällt’s saumäßig. Da sind wir wieder beim richtigen Schuhwerk.
Auf 400 Jahre schätzt man die fast 30 m hohe Hubertus-Eiche mit 5 m Stammdurchmesser, sie hat schon einige Unwetter erleben müssen, der Winter 2013/2014 hat ihr besonders zugesetzt. Wir biegen hier rechts ab zu einer erneuten Trail-Einlage. Die Alte Saufangklinge – so nennt sich der Bach – hat sich zur reißenden Bestie entwickelt und stellt manch eine(n) vor eine unliebsame Herausforderung. Nein, nicht wirklich, man kommt locker mit einem kleinen Sprung darüber.
Bei km 33 überqueren wir die Herrenberger Straße, gut gesichert von freiwilligen Helfern und der Polizei. Kurz nach der VP ist der lange Abschnitt mit überwiegend Forststraßen beendet. 10 Kilometer liegen noch vor uns, besagt die Streckentafel. Ein Zeitlimit ist hier auch zu beachten: nach 4:30 h ist finito.
Müde bin ich geworden von den langen Forstgeraden, als es aber in den Schluss-, oder besser Schlammabschnitt geht bin ich plötzlich wieder hellwach. Was jetzt kommt ist einfach: Schlammig, trailig, wunderbar. Knöcheltief versinken wir stellenweise im Schlamm, da gibt es kaum ein Entrinnen, auch wenn einige versuchen, durch das dichte Gestrüpp und Gehölz der Suhle zu entkommen. Die Fangopackung ist vom Feinsten. Mir gefällt’s und einigen anderen auch, wie ich feststellen kann, sie brettern hier durch, dass es eine wahre Freude ist.
Ein langer Anstieg führt uns an den Stellberg und zu weiteren traumhaften Trails – mein Lieblingsabschnitt – nicht mehr ganz so tief, aber immer noch herrlich weich und sumpfig. Jedem Vollblut-Trailer wird hier das Herz höher schlagen. Wer eher von der Straße kommt wird die Verhältnisse wieder verfluchen. Andreas und Jeannette vor mir haben auch mächtig Spaß, ich muss dran bleiben um schöne Fotos zu bekommen.
Nach knapp 40 km erreichen wir an einem der höchstgelegen Punkte der Strecke die letzte VP. Von hier ab geht’s überwiegend nur mehr bergab. Ein kurzer, steiler und ekliger Stich vor dem Aussichtspunkt am Schlossberg ist die letzte Herausforderung, dann führen uns die Herrenberger Staffeln wieder zurück auf den Marktplatz.
Eine schöne Holzmedaille ist der verdiente Lohn. Ich bedauere etwas die Helfer, die den Leih-Chip vom völlig verschlammten Schuh lösen müssen. Ich muss noch etwas auf Charly warten und gönne mir eine leckeren Hefezopf und ein Radler am Verpflegungsstand direkt neben dem Zielbogen.
Beim Schönbuch Trail Run kommen sowohl Straßenläufer als auch Trailer auf ihre Kosten, Forststraßen und Trails teilen sich in etwa die Strecke. Für die richtigen Trailrunner war der Schlamm sicherlich heute noch ein zusätzliches Zuckerle. Mir hat’s auf alle Fälle riesen Spaß gemacht, so eingesaut war ich noch selten. |