Eine kurze Traileinlage führt uns weiter bergab. Hier wird auf einem Hinweisschild angekündigt, dass es sich um die Prager-Schikane handelt. Schon bei den letzten Teilnahmen habe ich mich gefragt, was es damit auf sich hat. Ludwig hat mich vor dem Start noch aufgeklärt: Franz Prager, ein Thurmansbanger der für die DJK-LG Passau läuft, ist Namensgeber dieser Passage. Bei Franz Prager handelt es sich um den Seniorenweltmeister der Altersklasse 55 im Berglauf und ausgerechnet ihn, hat es hier an dieser Stelle, laut Ludwig mal ordentlich zerlegt. Dies führte natürlich zur allgemeinen Belustigung und seitdem widmet man ihm hier einmal jährlich diese „Gedenktafel“. Ich tapse deshalb auf dem schlammigen Untergrund heute besonders vorsichtig hinab, um es dem Herrn Prager nicht nachzumachen.
Schon bald haben wir dieses Waldstück hinter uns gelassen und wir laufen auf Feldwegen zwischen grünen saftigen Wiesen auf das nächste Waldstück zu. Auch dieser Streckenabschnitt hat ein optisches Highlight. Rechts neben dem Weg stehen ein paar Bäume, die mit ihrer weißen Blütenpracht ein herrliches Bild abgeben. Man hat beinahe den Eindruck, dass man auf einer Allee auf den Wald zuläuft.
Im Wald wartet der nächste giftige Anstieg auf uns, den ich, wie alle anderen um mich herum, gehend bewältige. Danach werden wir wieder mit einem längeren Bergabstück belohnt und können es mal wieder laufen lassen. Schon wenig später spuckt uns der Wald wieder aus und wir erreichen Altfaltern, eine kleine Ortschaft, die wir durchlaufen. Am Ende wartet ein gigantischer Schrottplatz auf uns. Tausende von Autowracks gammeln hier vor sich hin und warten sehnsüchtig auf die Schrottpresse. Gibt`s eigentlich die Abwrackprämie immer noch? Ich habe keine Ahnung und laufe weiter.
Nun geht`s nach links weg auf eine Staatsstraße, die uns die nächsten Kilometer begleiten wird. Hier müssen wir am linken Straßenrand laufen, da die Straße für den Autoverkehr nicht gesperrt ist. Wie Ludwig schon vor dem Start erklärte, wurde die Geschwindigkeit in diesem Bereich für heute auf 50 km/h reduziert. In den letzten Jahren waren es noch 30 km/h, doch das Landratsamt wollte in diesem Jahr nicht richtig mitspielen und man hat sich auf die 50 km/h geeinigt. Da kaum Verkehr herrscht und die wenigen Verkehrsteilnehmer wirklich rücksichtsvoll fahren, gibt es keinerlei Probleme.
Die Staatsstraße schlängelt sich mit ständig bergauf und bergab durch die Landschaft, so dass es hier kaum Erholungsphasen gibt. Ich weiß noch aus den vergangenen Teilnahmen, dass es hier insbesondere auf der zweiten Runde hart wird. Doch noch bin ich ja auf der ersten Runde und freue mich schon auf die nächste Verpflegung. Kurz vor Kollnberg weißen uns zwei Hinweisschilder auf die Englburg und das Schloß Fürstenstein hin. Sie sind in der Ferne zu erkennen und sind zwei der drei namensgebenden Gebäude des Dreiburgenlands.
Nach einem kurzen Verpflegungsstopp in Kollnberg laufe ich auf eine junge Dame auf, die für ein kurzes Gespräch ihre Ohrenstöpsel herausnimmt. Sie erzählt mir, dass es heute ihr erster Marathon ist und sie schon auf die zweite Runde gespannt sei. Ich bin beeindruckt, dass jemand auf die Idee kommt, sich eine derartig kleine Veranstaltung für die Premiere auszusuchen. Ich wünsche ihr noch viel Spaß und viel Glück, bevor wir wieder unser eigenes Tempo einschlagen und getrennter Wege gehen.
Ein paar Kilometer später erreichen wir das Museumsdorf Bayerischer Wald. Hierbei handelt es sich um ein Freilichtmuseum, das auf einem rund 25 Hektar großen Gelände über 150 Gebäude aus der Zeit von 1580 bis 1850 zeigt. Zudem beinhaltet es eine volkskundliche Sammlung mit über 60.000 Objekten. Somit zählt es zu den größten Freilichtmuseen in Europa. Für eine Besichtigung ist natürlich keine Zeit.
Wir unterqueren nun die Staatsstraße und finden uns nach wenigen hundert Metern am Dreiburgensee wieder. Der schön gelegene See wurde 1703 erstmals erwähnt. Er wurde durch den Feldmarschall-Leutnant Max Josef Graf von Tauffkirchen zu Guttenburg, dem Besitzer der Englburg als Fischzuchtteich angelegt. Heute lädt er in den Sommermonaten vor allem Familien zum Baden ein. Auch ein Barfußpfad ist am Ufer angelegt, den wir aber rechts liegen lassen. Eine erneute Verpflegungsstation ist hier ebenfalls eingerichtet, die ich dankbar annehme. Durch ein angrenzendes Waldstück entfernen wir uns wieder vom Dreiburgensee und machen uns auf den Rückweg in Richtung Thurmansbang. Auch hier ist das Gelände selten eben, so dass wir am Ende unserer Runde auf etwa 430 Höhenmeter kommen werden.
Kurz vor Thurmansbang erreichen wir die letzte Verpflegungsstelle an der Bründl-Kapelle. Ihr genauer Ursprung liegt bis heute noch im Dunkeln. Das seit vielen Jahr immer wieder Gläubige hierher pilgern, um mit der heilsamen Quelle ihre Augenleiden zu heilen, ist vielfach belegt. Da ich gute Augen habe, nutze ich das Quellwasser zum Erfrischen, vielleicht sorgt es ja auch für eine glatte Haut.
Jetzt sind es nur noch etwa drei Kilometer und Thurmansbang ist wieder erreicht. Es geht einmal quer durch Thurmansbang und schon bald kann ich Ludwig hören, der mich ankündigt. Ich durchlaufe den Startbogen und gehe auf die zweite Runde. An der Verpflegungsstation hinterhalb greife ich mir einen Becher ISO, sowie ein Gel, das hier lobenswerter Weise zur Verfügung gestellt wird. Die Kamera stecke ich nun weg, denn ich habe nun eine andere Aufgabe. Dank meiner zahlreichen Fotostopps habe ich keine Läufer mehr hinter mir, sprich ich bin Letzter und das will ich unbedingt ändern. Ich habe keine Ahnung wie weit sich der nächste Läufer von mir schon entfernt hat und ich nehme nun auch so manchen Anstieg im Laufschritt.
Ich will es kurz machen, am Ende konnte ich noch drei Läufer hinter mir lassen, obwohl ich einige, die ich einholen konnte, doch wieder ziehen lassen musste. Am Ende blieb ich knapp unter fünf Stunden und war zufrieden. Sven und Kathrin erwarteten mich schon frisch geduscht im Ziel. Sie hatten ihre Halbmarathonpremiere erfolgreich absolviert und waren ebenfalls happy.
Wem Landschaftsläufe gefallen, der sollte hier unbedingt mal vorbeischauen. Der Dreiburgenland Marathon ist eine wirklich tolle Veranstaltung, der ich bestimmt noch lange treu bleibe. Nur eines ist mir in diesem Jahr negativ aufgefallen und das liegt nicht am Veranstalter, sondern an den Teilnehmern. Es handelt sich ja, wie gesagt, um einen Landschaftslauf. Wir sollen die Natur und die Landschaft nicht nur genießen, sondern auch schützen. Und so habe ich überhaupt kein Verständnis dafür, wenn außerhalb von Verpflegungsstationen Gels benützt werden und deren Verpackungen achtlos auf den Wanderwegen landen. Es ist den Veranstaltern einfach nicht zuzumuten, die komplette Strecke abzugehen und die teilweise doch sehr kleinen Verpackungsschnipsel aufzulesen. Auch wirft es bei den zahlreichen Wanderern, die in dieser Region unterwegs sind, kein gutes Bild auf uns Läufer. Darauf sollte der Veranstalter bei der nächsten Austragung hinweisen und meiner Meinung nach, bei einer Missachtung mit einer Disqualifikation drohen, wie es auch bei anderen Natur- und Landschaftsläufen üblich ist. |