Rund 800 Wandertage bieten die Vereine des DVV im Jahresverlauf an, zumeist zweitägig an den Wochenenden. Die Wanderstrecken sind in der Regel 5, 10 und 20 km lang. Aber wie bei den Laufstrecken, tendieren mittlerweile viele auch zu Marathons und sogar zu noch längeren Märschen, wie wir so im Verlaufe des Tages erfahren sollten.
Gegen ein geringes Startgeld wird uns heute ein umfassender Service geboten. Eine markierte Streckenführung um Mammendorf, im Abstand von nur wenigen Kilometern Kontrollstellen mit warmen Tee, etwas zu Knabbern und für die abgebrühte Fraktion gibt es auch mal ein Bierchen oder sogar Hochprozentiges. Nach korrektem Absolvieren bekommt jeder noch einen Finisher-Aufnäher und eine Urkunde per Sofort-Ausdruck und das Ganze für schlappe € 6,50. Was will man mehr? …und für uns natürlich ganz wichtig, Laufen ist bei Wanderveranstaltungen nicht verboten. Lediglich für die Zeitmessung ist selber zu sorgen. Aber, da wir ja unsere Hi-Tec-Kilometermesser eh immer am Handgelenk führen, stellt das ja kein Problem dar.
Der Internationale Wintermarathon Haspelmoor im Rahmen des gesamten Wanderprogramms wird heuer zum 4. Mal ausgetragen, wird aber vom Veranstalter nur alle zwei Jahre angeboten. Greppi hat ihn ausfindig gemacht und nach einigen Recherchen im Web haben wir auch tolle Bilder, besonders vom Abschnitt durch das Moorgebiet gefunden. Da war klar, das bietet uns doch eine wunderbare Gelegenheit, einen langen Lauf als Trainingsmarathon zu absolvieren, ohne jeglichen Zeitdruck, mangels noch nicht vorhandener Form.
Wandern, bzw. Laufen kann man die Strecke am Samstag und am Sonntag, je nach Gusto. Anders als bei Laufveranstaltungen, können wir unsere Startzeit zwischen 6:30 – 8:00 Uhr selber wählen und Zeit bleibt uns bis 18:00 Uhr. Von der Internationalität der Veranstaltung können wir uns bereits bei der Anfahrt überzeugen, bis aus Wien parken Autos um die Veranstaltungshalle in Hattenhofen. Als Wander-Rookies, müssen wir uns erst richtig aufklären lassen, wie alles handzuhaben ist. Bei der Anmeldung bekommt jeder eine Startkarte mit Startnummer ausgehändigt, die an jeder Kontrollstelle abzustempeln ist. So sind auf der Marathonstrecke insgesamt 8 Stempel einzusammeln.
Wir starten um 7:45 Uhr, noch ist es etwas dämmrig. Über’s Feld erreichen wir nach 3,5 km eine urige Hütte im Wald, wo wir unseren ersten Stempel abholen. Anschließend geht es auf tollen Trails und Waldwegen durch das Rote Moos und das Haspelmoor, den Highlights der Strecke. Mit dem sensationellen Sonnenaufgang dazu, bekommen wir bereits am frühen Morgen ein Wahnsinns-Schauspiel geboten.
Im nördlichen Teil der etwa 370 Hektar großen Feuchtgebiete liegen das Rote Moos und das Biermösl. Südlich der Bahnstrecke nach München befindet sich der Teil des Moores, der seit 1985 Naturschutzgebiet ist. Wir müssen am Bahnhof Haspelmoor die Bahnstrecke unterqueren um auf den südlichen Abschnitt der Strecke zu gelangen. 1838 war dies die erste Eisenbahntrasse die durch ein Moor geführt wurde.
Von 1846 bis 1875 wurde großflächig Torf für den Betrieb von Lokomotiven gestochen. In den Jahren 1888 bis 1931 diente der Torf als Stallstreu und Isoliermaterial für Eiskeller und wurde in ganz Europa vertrieben. Bis 1958 wurde Torf von Anwohnern noch als Brennmaterial gestochen. Neben der Torfnutzung wurde ab 1910 eine Kultivierung der abgetorften Flächen durchgeführt. Seit 1990 wird durch den Anstau der alten Entwässerungsgräben eine Wiedervernässung des Moores erreicht.
Am Beginn des Trails durch das langsam wieder renaturierte Haspelmoor (Km 5,5) ist bereits die zweite Stempelkontrolle eingerichtet, wo uns auch hei ßer Tee serviert wird. Dann geht’s auf schmalen und teilweise sumpfigen Pfaden durch das Naturschutzgebiet. Wir haben Pech, hier sind gerade viele Wanderer vor uns, so dass wir unseren Vorwärtsdrang aus Rücksicht etwas drosseln müssen. Aber Greppi und ich sind gesundheitlich etwas angeschlagen, so macht uns das nicht viel aus. Charly ist das Ganze aber zu langsam, er setzt sich von uns ab und macht sich allmählich aus dem Staub. |