Als wir Wald und Moor wieder verlassen, durchqueren wir die Ortschaft Haspelmoor selbst. Hier ist alles ruhig und die Bewohner dieses Dorfes scheinen noch zu schlafen. Weiter geht es abwechselnd über Straßen und Feldwege in Richtung Nassenhausen und anschließend nach Loitershofen. Die ersten Kontrollstellen konnten wir hier auch schon hinter uns lassen und wir erhielten nicht nur unsere Stempel in die Startkarte, sondern auch heißen Zitronentee, den wir aufgrund der feuchtkühlen Witterung dankend annehmen. Ein paar herrliche Singletrails dürfen wir auch durchlaufen, wenn wir nicht gerade durch Wanderer ausgebremst werden. Dass man sich auch mal hinter diesen einreiht und nicht wild überholt, gebührt dem Anstand. Schließlich sind wir hier Teil einer Wanderveranstaltung.
Über Wege, die ich schon bald nicht mehr nachvollziehen kann, erreichen wir schließlich Mammendorf, das mir wieder gut bekannt ist. In Mammendorf suchen wir die nächste Kontrollstelle auf. „Die bundesweit beste Kontrollstelle“, wie ich auf einer Langstrecken-Wanderseite im Internet nachlesen konnte. Dem kann ich nur eingeschränkt zustimmen. Gut, die Garage ist perfekt hergerichtet, das Vorzelt beheizt und es gibt genügend Sitzmöglichkeiten für hungrige Wanderer. Auch die rund 200 Marathon-Aufnäher, die hinter Glas die Wand zieren, beeindrucken. Aber einen Kritikpunkt hätte ich hier doch. Auf einem Foto im Internet, das diese tolle Kontrollstelle zeigt, hat ein Wanderer zwei Weißwürste mit Breze aufgeladen. Deutlich ist zu erkennen, dass der – vermutlich – norddeutsche Wanderer, scharfen Senf auf seinem Untersetzer hat. Hier wäre vielleicht doch etwas mehr Kontrolle nötig gewesen. Weißwürstl mit scharfem Senf, das geht mal gar nicht. Trotzdem lasse ich das Motto dieser Verpflegungsstation – Entschuldigung – ich meinte natürlich Kontrollstelle mal gelten: WWW – Weißwurst, Wandern, Weißbier.
Bernie und ich lassen uns noch etwas über die Wanderszene und die errungenen Aufnäher erzählen und sind beeindruckt, dass es auch Ultrawanderungen mit 50, 70 oder gar 100 Kilometern gibt. Wahnsinn. Und ich hatte mir immer gedacht, wandern sei etwas Gemütliches für, naja sagen wir mal, nicht ganz so sportliche Menschen. Aber ich fühle mich eines Besseren belehrt. Irgendwann hat aber auch unsere Pause ein Ende und weiter geht`s über Egg nach Hirschthürl. Die Ortschaft hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gehört und sie besteht auch nur aus zwei Bauernhöfen, die etwas in die Jahre gekommen sind. Ein geparktes Auto lässt jedoch die Vermutung zu, dass es hier tatsächlich auch Bewohner gibt. Weiter geht es in Richtung Jesenwang, das man in der Region durch seinen Flughafen kennt.
Im benachbarten Adelshofen erreichen wir schließlich die härteste Kontrollstelle, wie es unter Wanderern heißt. Peter Eckstein betreibt diese und kann uns wirklich überraschen. Wir stehen vor der offenen Haustür und ein Wanderer, der diese gerade verlässt, erklärt uns dass wir einfach reingehen sollen. Ein kontrollierender Blick auf unsere verschlammten Laufschuhe, wirft die Frage auf, ob wir diese ausziehen sollen. Ach was, geht nur rein, war die Antwort. Der Flur und die Küche waren mit Baustellenflies ausgelegt und so traten wir in die Küche, wo Peter mit einem Kumpel am Küchentisch saß. Er stempelte unsere Karte und bot uns diverse Getränke, darunter auch Kaffee an. Bernie und ich teilten uns ein Spezi, das wir ebenfalls gemütlich am Küchentisch sitzend leerten, bevor wir uns wieder auf die Socken machten. Der Zuckerschub hatte uns gutgetan und wir fühlten uns wieder etwas frischer, waren wir bis dorthin doch schon etwas angeschlagen.
Über Pfaffenhofen liefen wir wieder in Richtung Mammendorf, wobei wir auf diesem Streckenabschnitt auf eine weitere Läuferin trafen. Sie war aus Schwabmünchen und bereits zum zweiten Mal dabei. Wir tauschten kurz unsere Erfahrungen aus, bevor sich die Wege wieder trennten. In Mammendorf durften wir zum zweiten Mal die unzähligen Finisher-Aufnäher in der „bundesweit besten Kontrollstelle“ bewundern und nach einer kurzen Stärkung machten wir uns auf den Rückweg nach Hattenhofen. Über Nannhofen, Holzmichl (ja, die Ortschaft bzw. diesen Hof gibt es wirklich) hatten wir schon bald Hattenhofen wieder vor Augen und erreichten auch bald das Ziel.
In der Sporthalle trafen wir wieder auf Charly, der es sich mit einem Stück Braten schon mal gemütlich gemacht hatte. Bernie und ich holten uns noch den finalen Stempel auf unserer Startkarte und nahmen danach unsere Finisher-Urkunde, sowie den begehrten Aufnäher entgegen. Bei zwei Weißwüstl mit Breze und einem alkoholfreien Bier kamen wir zu dem Schluss, dass auch Wandermarathons ihren Reiz haben. Vermutlich sind wir auch in zwei Jahren wieder mit dabei, wenn der 5. Internationale Wintermarathon in Haspelmoor ansteht, dann ja vielleicht wirklich in einer winterlichen Landschaft. |