Zum zweiten Mal veranstaltet Günter sein Schwarzwald Trail Abenteuer, kurz STA genannt. Das Abenteuer besteht darin, dass die etwa 50 Kilometer lange Strecke nicht ausgeschildert ist, sondern nur per GPS-Daten und/oder auf einem ausgedruckten Roadbook zur Verfügung steht. Jeder Teilnehmer sollte zu einer Navigation mit einem GPS-Gerät oder –Uhr fähig sein oder er ist ein guter Kartenleser. Ich vertraue auf meine Garmin Fenix, die dazu in der Lage ist und wie ich es schon ein paar Mal am Lech getestet habe. 2014 wurde es beim STA so gehandhabt und dabei gab es natürlich des Öfteren auch mal „kleine“ Irrläufer. Ergo: Abenteuer ist hier vorprogrammiert und ganz im Sinne des Erfinders.
Letztendlich kommt dann für heuer alles doch ganz anders. Bei einem Trainingswochenende von Günter auf dem Weinsteig meinten einige STA-Starter, dass sie lieber einen langsamen Gruppenlauf statt eines Ultras mit Zeitmessung absolvieren wollen und ihn lieber als Training für nachfolgende Ultras hernehmen würden, andere trauten sich GPS-Orientierung nicht so recht zu. Nach einer Umfrage wurde einheitlich entschieden, auf einer etwas verkürzten Strecke mit ca. 45 – 47 km und etwa 1900 Höhenmetern einen langsamen Gruppenlauf durchzuführen. So kann Günter heute auch mitlaufen und muss sich nicht um Verpflegungsposten und Zeitmessung kümmern.
Ausgangs- und Treffpunkt ist an einem großen Waldparkplatz bei Ebersteinburg, ein paar Kilometer von Baden-Baden entfernt im Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Der Parkplatz befindet sich direkt an unserer Laufstrecke, da wir zwei unterschiedliche Runden laufen, können wir uns zwischendrin wieder an unseren Autos versorgen. Um 8 Uhr ist Treffpunkt. Als Jan und ich 20 Minuten vorher eintreffen ist das Teilnehmerfeld noch überschaubar, letztendlich sind wir heute 15 Personen am Start, von ursprünglich 60 Interessierten. Die letzten Absagen wegen Verschlafens treffen noch am Morgen bei Günter ein. Nachdem unser Weg aus Bayern fast durchgehend im Regen stattfand, schaut es hier im Südwesten ganz optimistisch aus, die letzten Wolken scheinen sich langsam zu verziehen, so steht einem herrlich entspannten Genusslauf nichts mehr im Wege.
Pünktlich geht es nach einer kurzen Ansprache von Günter los, Nachzügler gibt es keine, alle übrig gebliebenen sind pünktlich vor Ort. Gleich zu Beginn liegen viele Highlights auf unserer Strecke, die heute auch ausgiebig Sightseeing erfordern. Nach ein paar Kilometern meist etwas bergauf, erreichen wir die Battertfelsen. ein beeindruckendes und geschütztes Felsbiotop im Naturpark. Ganzjährig ist hier Sportklettern möglich und für Anfänger und Könner gleichermaßen geeignet. Das Klettergebiet zählt zu den schönsten in Deutschland. Die Gegend um die Felsen ist aber natürlich auch bestens für Trailrunning geeignet und bereitet uns mächtig Spaß, wenn wir auch nur sehr gemütlich und vorsichtig die noch etwas feuchten Felsen über- und durchqueren. Aber wir haben es natürlich auch nicht eilig.
Ein Gruppenfoto an einem Aussichtspunkt scheitert weil uns noch etwas Hochnebel die uneingeschränkte Weitsicht ins Rheintal und ins Elsass zu den Vogesen verdirbt. Ein kurzer Abstieg führt uns nach 6 km zur Ruine von Schloss Hohenbaden, das im Mittelalter Sitz der Markgrafen von Baden war. Sie benannten sich nach dem Schloss, das damit zum Namensgeber des Landes Baden wurde. Als erstes besteigen wir den Turm der Burg, von wo man einen guten Rundblick über Baden-Baden hat. Besonders sehenswert ist auch der Rittersaal der Ruine wo eine große Windharfe steht. Die 1999 aufgestellte Harfe hat eine Höhe von 4 Metern und 120 Saiten. Die Nylonsaiten werden vom Luftzug zu den Grundtönen C und G angeregt. Zu seiner Glanzzeit hatte das Schloss einmal 100 Räume.
Nach der Besichtigung können wir Fahrt aufnehmen, die Überführung zum nächsten Schloss beinhaltet einige gut zu laufende Kilometer auf Waldwegen und Trails. Nach 10 km erreichen wir die Ruine der Burg Alt-Eberstein, die auf einer Bergkuppe direkt über der Ortschaft Ebersteinburg liegt. Von der einstigen Burganlage sind heute im Wesentlichen nur noch die Schildmauer und der aufgesetzte Bergfried vorhanden. Unser Besuch ist nur kurz, im Schlossgarten des angeschlossenen Restaurants ist man noch mit dem Aufräumen einer Festivität vom Vortag beschäftigt. Kaffee ist noch nicht zu bekommen und auch vom übrig gebliebenen Kuchen bekommen wir nichts ab.
Weiter geht’s zum ersten Getränke-Depot (Km 15) das Günter am frühen Morgen noch angelegt hat. Anschließend durchqueren wir das Landschloss Rotenfels. Markgraf Wilhelm von Baden schenkte das Gut 1790 seiner Gemahlin Luise Caroline, die darin eine Fabrik für Steinzeug errichtete aber anschließend noch öfters umgebaut wurde. Heute ist eine Akademie darin untergebracht die in erster Linie künstlerische Seminare mit professionellen Künstlern in allen Richtungen durchführt. 310 mehrtägige Veranstaltungen pro Jahr mit ca. 18 000 Teilnehmern in einem 7-Tage-Betrieb werden hier abgewickelt. Viele Bildhauerische Arbeiten sind im Schlossgarten ausgestellt den wir auf unserem weiteren Weg durchlaufen.
Nach genau 5 Stunden und 25 Kilometern erreichen wir wieder den Waldparkplatz, wo Verpflegung auf uns wartet. Verhungern muss keiner, Günter hat sein Auto vollgeladen mit Ess- und Trinkbaren. Die ersten verabschieden sich bereits nach dieser Runde. Nach etwa einer halben Stunde Pause ziehen wir weiter. |