26.4.2015 Schönbuch Trail-Run T42  
Autor: Andreas Greppmeir    
 
 
2015
 
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Bei irgendeinem der Marathons im vergangenen hielt ich einen Hochglanz-Flyer in den Händen, den ich mir zu Hause an die Pinnwand neben meinem Schreibtisch hängte, obwohl er eigentlich nicht viel aussagte. Ende April 2015 soll in Herrenberg (kurz hinter halb von Stuttgart, wie Google mir erklärte) ein neues Event stattfinden, das sich Schönbuch Trophy nennt. Dass es am Samstag wohl Mountainbike-Rennen gibt und am Sonntag diverse Trail-Events mit unterschiedlichen Streckenlängen, mehr ging daraus eigentlich nicht hervor. Doch irgendwie sprach mich die Aufmachung des Flyers tatsächlich an: Glänzend schwarz hing er an meiner Pinnwand und über dem hellgrün gehaltenen Schriftzug „Schönbuch Trophy“ prangte ein ebenfalls in hellgrün gehaltener Hirsch. Laufen und Mountainbiken im Wald des Jahres 2014 wurde einem versprochen.

Ich kenne zwar den Vogel des Jahres 2014 (den Grünspecht) und das Insekt des Jahres 2014 (die Goldschildfliege), auch dass es einen Baum des Jahres gibt ist mir bekannt (den kenne ich aber nicht), aber das es einen Wald des Jahres gibt, war mir neu. Da ich grundsätzlich mal neugierig bin, habe ich recherchiert. Und tatsächlich, der Schönbuch wurde zum Waldgebiet des Jahres 2014 gewählt. Mehr als 7.000 Menschen nahmen an der Abstimmung des Bundes Deutscher Forstleute teil. Glückwunsch hierzu und somit entschloss ich mich auch direkt diesen Lauf in Angriff zu nehmen, obwohl die Informationen bis zum Schluss wirklich spärlich waren. Ich war neugierig auf den Wald des Jahres!

Bernie war natürlich auch relativ schnell mit dabei, auch Charly und Janosch zogen schließlich nach, so dass wir am frühen Sonntagmorgen zu viert auf dem Weg nach Herrenberg waren. Die Stadt liegt im Landkreis Böblingen und ist seit 1974 eine Große Kreisstadt. Die Anfahrt verlief problemlos und auch die Ausschilderung innerhalb von Herrenberg war perfekt, so dass wir rund zwei Stunden vor dem Start auf dem Parkplatz vor der Stadthalle einparken konnten. Bernie, Charly und Janosch mussten nachmelden, ich war bereits gemeldet, doch dank perfekter Organisation und noch geringem Andrang waren die drei beinahe so schnell abgefertigt wie ich.

Zurück am Auto machten wir uns startklar und begaben uns dann zum nahegelegenen Marktplatz, wo in rund anderthalb Stunden der Start erfolgen sollte. Sowohl der T12, als auch der T42, der auch als 2-er-Staffel gelaufen werden konnte, gingen zeitgleich um 11:30 Uhr los. Wir hatten noch Zeit und wir erkundeten erst mal die Altstadt und ließen uns schließlich noch auf dem Marktplatz auf eine Tasse Kaffee nieder. Wir blieben an unserem Tisch nicht lange alleine: Kati, Anja, Axelt, Gerhard, nahezu all die üblich verdächtigen Schwaben gesellten sich nach und nach zu uns, es war ein tolles Wiedersehen.

Doch schon bald standen wir am Start und es wurde eng auf dem Marktplatz. Nicht nur zahlreichte Teilnehmer drängten sich hinter der Startlinie, es waren dank des tollen Wetters auch etliche Zaungäste dabei. Ich hatte mich auf diesen Lauf mangels Informationen ja kaum vorbereiten können, so dass eigentlich alles Neuland war, was nun auf mich zukam. Und ich muss sagen, schon der erste Kilometer war recht beeindruckend. Der Markplatz ist an sich schon wunderschön. Seit der Stadtgründung, die 1276 erstmals beurkundet wurde, herrscht hier Markttreiben, bis 1504 wurde hier unter freiem Himmel auch Hochgericht abgehalten. Besonders beeindruckend waren für mich die Fachwerkhäuser, die teilweise erkennbar schief stehen. Das liegt aber wohl nicht an der Bauweise der historischen Bauten, da auch die Fenster schief stehen. Ein Blick ins Innere der Gebäude wäre sicherlich interessant gewesen.

Doch den Marktplatz haben wir schon kurz nach dem Start hinter uns gelassen und nach ein paar hundert Metern übers Kopfsteinpflaster wartete die erste Überraschung auf uns: Die Staffeln. Klar es gibt den Marathon auch als Zweier-Staffel, aber das ist hiermit nicht gemeint. Herrenberg ist für seine Vielzahl an „Staffeln“ bekannt, das sind die unzähligen Treppen in der Altstadt, die auch immer wieder restauriert wurden. Die Herrenberger wurden deshalb früher auch als „Stäfflesrutscher“ bezeichnet. Und eine schier unendlich scheinende Anzahl von Stufen liegt bald vor uns. Durch den Stadtmauerdurchgang am Burgrain geht es raus aus der Altstadt und dann gilt es sie zu erklimmen. Ich habe nicht mitgezählt, aber es waren sicherlich weit über einhundert Stufen bis hoch zum Schlossberg hinauf. Doch nur die Allerschnellsten konnten die Staffeln laufend bewältigen, wir passten uns dem Tempo des Hauptfeldes an und stiegen beschleunigt die Stufen nach oben. Über zehn Minuten hatte ich nach dem ersten Kilometer schon auf der Uhr, aber der Puls war dennoch schon am Anschlag.

Wieder frühzeitig vor Ort   Tolle Fachwerkhäuser   Durch die Gassen der Altstadt  
Über dem Marktplatz   Frühstück Gleich geht's los  
Es geht sofort aufwärts los Stäffelesrutscher Es nimmt kein Ende  
 

Mit ein paar Schritten hatten wir den Schlosspark hinter uns gelassen und durften nun nahezu vierzig Kilometer durch den Schönbuch laufen. Der krasse Anstieg gleich zu Anfang entlohnte uns mit einem herrlichen Blick auf die Landschaft hier. Blühende Apfelbäume, Natur die dank des milden Wetters gerade in die Puschen kommt, einfach ein Traum. Ein Ausblick auf das Umland, der seines gleichen sucht. Auch die Stecke selbst ist toll. Wir laufen tatsächlich auf richtigen Trailstrecken durch die Natur. Ich hatte mir eigentlich schon Sorgen gemacht, da ich ja erst vor acht Tagen in Thurmansbang so ein Ding gelaufen bin, doch die sind ab sofort verflogen. Was einem hier geboten wird ist einfach nur der Wahnsinn. Während der ersten zehn Kilometer überholt mich mal Janosch – mit einem Grinsen im Gesicht- auch er hat wohl tierisch Spaß hier. Ich laufe mal auf Bernie auf, der leider wieder mit einer verhärteten Wade zu kämpfen hat, was sich Gott sei Dank später wieder legt, und er mich wieder überholt. Auch Kati und Anja treffe ich. Es ist nicht langweilig. Nein, es macht richtig Spaß.

Es bleibt natürlich nicht aus, dass der Spaß auch irgendwann ein Ende hat. Ich glaube es war so bei Kilometer 12, als wir auf eine „Waldautobahn“ kamen. Ein breiter staubiger Weg, den auch problemlos ein 40-Tonner befahren könnte und leider änderte sich daran die nächsten 20 Kilometer nicht viel. Immer wieder kamen kurze trailige Abschnitte, aber die meiste Zeit ging`s auf überbreiten Waldwegen dahin. Dass es dabei natürlich meist nur bergauf oder bergab ging, machte die Sache nicht besser. Die Kilometer zogen sich und auch meine Laune ging schön langsam den Bach runter. Als ich bei Kilometer 20 auch noch Bernie und Kati aus den Augen verlor und teilweise ganz schön lange alleine unterwegs war, plagten mich schon Zweifel. Aber ich traf dann immer wieder mal auf Anja, die auch schon die Lust am Laufen verloren hatte und wir überholten uns immer wieder mal gegenseitig und munterten uns auf. So brachten wir auch diesen Abschnitt hinter uns.

Die letzten 10 Kilometer waren dagegen wieder toll. Trail ohne Ende. Da haben sich die Veranstalter wirklich Mühe gegeben und wirklich jeden Trampelpfad mitgenommen. Obwohl ich inzwischen mit leichten Krämpfen in den Unterschenkeln zu kämpfen hatte, machte es Spaß über Baumstämme zu springen, naja sagen wir mal zu kraxeln, aber über einen Bach musste ich dann tatsächlich springen. Es ging auch wieder viel bergab, so dass man es ganz gut laufen lassen konnte, auch wenn sich nun die Belastungen von zwei derartigen Läufen innerhalb von acht Tagen doch bemerkbar machten. Vor mir tauchte auch immer wieder Anja auf, die sichtbar am Kämpfen war.

Rund fünf Kilometer vor dem Ende schloss ich endgültig zu ihr auf und wir gaben uns für die letzten Kilometer das „Ja-Wort“, wir wollten gemeinsam finishen. Das haben wir dann auch ganz gut hinbekommen. Auch wenn wir teilweise ziemlich genervt waren, da uns die Streckenposten, die nun alle fünfhundert Meter auftauchten, immer versprachen, es ist nicht mehr weit. Im Schlossgarten raunten wir noch einen solchen Streckenposten an: „Sag ja nicht, dass es nicht mehr weit ist, sonst …“ – Er hielt still und wir machten uns auf den letzten Kilometer. Nur noch downhill und ab ins Ziel – dachten wir, doch wir bogen um eine Ecke und standen vor einem Anstieg vom Feinsten: „Leck mich doch am A…“ entfuhr es Anja nicht ganz ladylike und ich stimmte ihr zu.

Doch als wir diesen letzten, wirklich giftigen Anstieg hinter uns hatten, hörten wir schon bald den Jubel. Oberhalb des Marktplatzes hatten es sich Bernie, Janosch, Charly, Kati und Axel schon bequem gemacht und sie jubelten uns zu, so dass die letzten dreihundert Meter ins Ziel einem locker leicht von den Beinen gingen. Es war geschafft. Der Schönbuch-Trail-Run war ins Ziel gebracht. Nach einer kurzen Verschnaufpause gesellten wir uns zu den anderen und konnten auch noch Birgit und Gerd auf ihren letzten Metern bejubeln.

Am Ende blieb mir die Erkenntnis, dass 950 Höhenmeter nicht gleich immer 950 Höhenmeter sind. Im Vergleich zum Dreiburgenland-Marathon vor einer Woche waren es heute gefühlt doppelt so viele. Die Anstiege waren doch wesentlich giftiger und auch die Bergabläufe waren nicht immer zum Erholen da. Schön war`s trotzdem, vielleicht bekommen es die Veranstalter ja nächstes Jahr wieder hin. Mich würd`s freuen.


Greppi und Jan gut drauf Im Schönbuch Kirschblüte
Kati Bernie
Trails Mit Anja ins Ziel Geschafft
 
Charly
Jan
Bernie
Greppi
4:57:04
5:01:08
5:18:30
5:42:29
 
 
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Laufbericht 2016 2007 Schlammig, trailig, wunderbar | Bernie Manhard

Laufbericht 2015 2007 Kirschblüte im Schönbuch | Bernie Manhard
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