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Bevor
ich mit dem eigentlichen Bericht vom diesjährigen Barcelona Marathon
beginne, sei mir eine kurze Erklärung des Begriffes “Gaudi”
gestattet. Während wir in Bayern unter dem Begriff „Gaudi“
einfach nur Spaß verstehen, denkt der Barcelona Besucher natürlich
nur an den berühmten Baumeister. Das Stadtbild Barcelonas ist
von Gaudis Architektur geprägt. Antoni Gaudi wurde 1852 in Reus
geboren und erhielt seinen Abschluss in Architektur im Jahre 1878.
Von Anfang an unterschieden sich seine Entwürfe von denen seiner
Zeitgenossen. Gaudis Werk wurde maßgeblich von Formen aus der
Natur beeinflusst. Charakteristisch für seine Architektur sind
Konstruktionen aus gerundeten Steinen, in sich verdrehte Eisenskulpturen
und ganzheitliche Formen. Die Marathon-Strecke ist ein Sightseeing
Kurs auf den Spuren Gaudis Meisterwerke, dazu später im Bericht
mehr.
Zusammen mit Georg, ging es am Samstag bei starkem Schneetreiben leicht
verspätet mit Spanair von München nach Madrid. (Anmerkung
von Georg: ich sage nur Martin „Planlos“ Schöll.
Nach Madrid? So ging es die ganzen zwei Tage. „Wann sind wir
da?“, „Wo müssen wir hin?“, „Wie viele
Stationen mit der U-Bahn sind es noch?“, „Sind wir hier
jetzt richtig?“).
Anmerkung des Red.: Ja, sorry, Georg, der „Großstadt Choleriker“
hat Recht, wir flogen selbstverständlich nach Barcelona. Hatten
wir beim Abflug noch minus 3 Grad, erwarten uns zwei Stunden später
in Barcelona angenehme 10 Grad. Gegen 17:30 Uhr konnten wir unser
Gepäck in Empfang nehmen und es ging auf direktem Weg zum Placa
Espanya. Hier ist die Marathon Messe, der Start & Ziel Bereich
und auch einer der Verkehrsknotenpunkte Barcelonas.
Die Messe an sich ist recht überschaubar und das hohe Preisniveau
in Spanien für Laufequipment machten es eigentlich unmöglich
irgendetwas zu kaufen. Die Startnummernausgabe ist sehr gut organisiert
und nur 10 Minuten nach Eintreffen auf der Messe, hatten wir unsere
Nummer, ein Starter Shirt und die übliche Marathon-Tüte,
die relativ spärlich gefüllt war. Da der Marathon-Start
in Barcelona bereits um 8:30 Uhr angesetzt ist, machten wir uns, nach
kurzem Stopp im Supermarkt, sofort auf in unser Hotel. Die Metro in
Barcelona ist einfach und gut organisiert. Ich empfehle den Wochenendreisenden
eine 10er Karte für ca. 8,- EUR. Vom Flughafen gibt es einen
Airport Bus, der für 4,50 EUR direkt und ohne Zwischenstopp,
in ca. 20 Minuten, zum Placa Espanya fährt.
Am Sonntagmorgen trafen wir ca. 60 Minuten vor dem Start an der Messehalle
ein. (Anmerkung von Georg: Nachdem wir am Vorabend ca. 10
Minuten kontrovers diskutiert hatten, ob wir um 5:40 h aufstehen müssen
– Martin, oder es nicht ausreicht, gemütlich um 6:00 h
aufzustehen – Georg. Original-Zitat von Martin: „Man muss
mindestens 3 Stunden vor dem Start aufstehen!“ Woher diese Regel
stammt? I do not know! Und Georg fügte sich des Friedens willen
des Masters Willen).
(Anm. d. Red.: Wäre Georg nicht erst 2:45 Stunden vor dem Start
aufgestanden, wäre er auch nicht 15 Minuten nach mir im Ziel
gewesen!)
Die Stände waren alle abgebaut und aus der Marathon Expo, wurde
so ein Raum zum Aufwärmen für die Läufer. Das war auch
gut so, denn es hatte gerade mal 5 Grad, gefühlte 2 Grad. An
der Kleiderabgabe herrschte reges Treiben, denn die Hauptfrage der
Läufer war, was zieht man an. Selten in meinen 63 Marathons ist
mir diese Entscheidung so schwer gefallen, wie diese Mal. Es war alles
am Start. Läufer mit Shorts und ärmellosem Singlet, ebenso
wie Starter mit langer Hose, zwei Windstopper Jacken, Mütze und
Handschuhe. Ich entschied letztlich ohne Weste, dafür aber mit
Ärmlingen, ¾ Tight, Mütze und Handschuhen zu laufen.
Eine gute Entscheidung, stiegen die Temperaturen während des
Rennens doch nie über 8 Grad. Am Ende des Laufes wollte ich kein
Kleidungsstück missen, vor Allem nicht die coole Erdinger Alkoholfrei
Mütze, mit der Georg und ich an den Start gingen und uns so im
Läuferfeld relativ gut finden konnten.
10 Minuten vor dem Start machten wir uns auf den Weg in unseren Startkorridor.
Hier muss man sagen: Perfekt organisiert! Kein Gedränge, Alle
Läufer haben entsprechend Ihrer Zielzeit farbige Nummern und
so ist die Startaufstellung trotz 12.000 Marathonis äußerst
stressfrei. Zu den Klängen von Freddy Mercury‘s und Montserrat
Caballe‘s Barcelona, fiel der Startschuss.
Die ersten Kilometer verlaufen relativ flach und bei KM 4 erreicht
man das Camp Nou, der erste Höhepunkt der Strecke. Das „Neue
Spielfeld“ ist die Heimat des FC Barcelona und bietet 98.787
Zuschauern Platz. Damit ist es das größte Stadion Europas.
Nachdem das Stadion von den Läufern umrundet wird kommt man bei
KM 12 wieder zum Start-/Ziel-Bereich am Placa Espanya. Die kleinere
von zwei Runden ist damit geschafft. Ich persönlich habe mit
keine besondere Taktik zurechtgelegt, sondern habe beschlossen einfach
nach Gefühl zu laufen. Diesen Entschluss hat mein Garmin Forerunner
310 wohl auch mitbekommen und bei KM 12 seinen Dienst eingestellt.
Die kommenden 30 Kilometer sind in meinen Augen eine der schönsten
Marathonstrecken Europas. Bei KM 13 biegen die Läufer auf die
Gran Via ein, laufen rechts am Placa Catalunya vorbei und erreichen
bei KM 18 die Sagrada Familia. Die ursprünglich im neukatalanischen
Stil von Antoni Gaudí entworfene Kirche wurde 1882 begonnen,
jedoch bis heute nicht vollendet und zählt als UNESCO Weltkulturerbe.
Besonders schön ist es, dass die Strecke unmittelbar an der Kirche
vorbeiführt und es keinen Probleme zwischen Marathonis und Touristen
gibt.
Jetzt ist der HM erreicht und die dort aufgestellte Uhr zeigt für
mich eine HM-Zeit von 1:32 Stunden. Bei KM 22 müssen wir über
die Pont Calatrava, eine nicht einfach zu laufende Brücke. Generell
ist der Kurs nicht besonders bergig, aber es gibt immer wieder lange
Passagen, die leicht bergauf bzw. bergab führen. Bei KM 25 biegt
man auf die Diagonal ein. Eine Straße, die wie der Name schon
sagt, die Stadt diagonal durchschneidet. Hier kommen einem auch vom
Wendepunkt bei KM 27, Placa de les Glories, die führenden Läufer
entgegen. Dieser gegenläufige Abschnitt zwischen KM 25 und KM
30 ist sicher der Knackpunkt des Kurses.
Danach geht es relativ flach am Meer entlang zum olympischen Hafen,
dem Porto Olimpic. Bei KM 35 geht es wieder in die City und ab diesem
Punkt wird man von der Stimmung der Zuschauer getragen. Vorbei am
Parc de Ciutadella geht es durch den Arc de Triomf (dem spanischen
Triumphbogen) zum Placa Catalunya. KM 37 und 38 sind dann auf der
berühmten Rambla und ab KM 41 sieht man schon die beeindruckenden
Türme am Placa Espanya.
Mein Fazit: Der Barcelona Marathon ist ein Muss für Marathon-Touristen
und die schöne Strecke, die gute Organisation und tolle Stimmung,
werden mich sicher noch einmal in Barcelona laufen lassen. Ich erreichte
nach 3:02 Std. das Ziel und das ohne größeres Problem,
mal abgesehen von meiner Garmin Uhr.
Bei einem Sprudelbad in unserem Hotel und bei leckeren Tapas lassen
wir diesen gelungen Tag ausklingen. |
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Start-und Zielbereich
an der Plaça d'Espanya. |
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Der erste Weg
führte an den Startbereich zur
Messe. |
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Placa Catalunya. |
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Die Sagrada Familia
passt nicht auf das Bild. |
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Wendepunkt ist
am pompösen Riesenphallus
der Wasserwerke. |
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Wir haben es geschafft. |
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Im Zielbereich... |
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...wird auch noch
einiges für's Auge geboten. |
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Gold ist das aber
nicht? |
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Sprudelbad in
unserem Hotel. |
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