Der
in Bayern beliebte und bekannte Marathon in Regensburg fand dieses
Jahr bereits zum 19. Mal statt. Dazu wird ein umfangreiches Rahmenprogramm
geboten, am Tag vor dem großen Lauf haben bereits die Kinder
ihren großen Auftritt im Rahmen des ostwind minimarathon,
es ist übrigens der größte bayerische Kinderlauf.
Am Abend wird im Dom ein Gottesdienst mit den Regensburger Domspatzen
abgehalten und im Festzelt auf dem Messegelände gab es ein
bayerisches Musikkabarett, das schon lange vorher ausverkauft war.
Mitbekommen von dem habe ich nur wenig, außer dass ich ein
paar Kinderläufe sah. Ich reiste zur Vorbereitung mit Beate
bereits am Samstag an und begab mich sich sofort auf die Messe um
meine Startunterlagen zu holen. Der Start am Sonntag ist nämlich
schon um 8:30 Uhr und das ist zur direkten Anreise dann doch etwas
früh, außer man kann eh nicht schlafen, aber ob das lauftechnisch
gut ist?
Die Messe ist mit den aus dem Internet ausgedruckten Informationen
problemlos zu finden, bei der Abholung gibt es keinen Stau und das
Messezelt ist überschaubar. Nach meinem vorangegangenen Erlebnismarathon
in Boston ist das hier alles normal, übersichtlich und bequem
ohne Einkaufsstress zu erledigen. Daher der Marathon Normalo für
mich.
Aber warum starte ich hier? Erstens war ich in meinem Leben noch
nie in Regensburg und das bei seiner Geschichte und dem Glanz des
UNESCO Welterbes (Altstadt von Regensburg mit Stadtamthof seit 2006)
und zweitens freute ich mich auch wieder auf einen ganz üblichen
Marathon zuhause in der näheren Umgebung.
Vom Team waren außer mir noch Otto, Tanja und Maddinsche gemeldet,
da ich aber schon die ganze Woche vor dem Marathon Urlaub hatte,
wusste ich nicht genau, wann sie anreisten und wartete erst mal
ab. Ich genoss die übliche Nudelparty (kann ja nicht schaden),
kaufte dann doch etwas auf der Messe ein, die immer bekannter werdenden
"orthopädischen Kniestrümpfe", die Fachbezeichnung
ist "compression sport socks". Warum? Ich starte demnächst
bei der Ulmer Laufnacht über 100 km. In weiser Voraussicht
um Krämpfe vorzubeugen – ich kenne das schon vom Rennsteig
Supermarathon im Vorjahr – will ich lieber kein Risiko eingehen.
Danach genossen wir noch etwas die Innenstadt mit der bekannten
Steinernen Brücke (neben dem Dom das bedeutendste Wahrzeichen
von Regensburg, erbaut im 12. Jahrhundert) am Ufer der Donau und
sahen den Dom wenigstens von Außen (rein konnten wir wegen
Gottesdienst nicht). Nachdem ich von keinem was hörte, ging
ich davon aus, dass der Rest unseres Teams die direkte Anreise am
Sonntag wählte und begab mich in mein Hotel um mich auf den
nächsten Tag vorzubereiten.
Ich stand früh um 6:00 Uhr auf, um noch frühstücken
gehen zu können. In meinem Hotel gab es einen extra Service
für Marathonteilnehmer. Kaum bog ich um die Ecke, hallo wer
war da schon beim Frühstück? Tanja und Otto, Maddinsche
musste verletzungsbedingt passen. Sie hatten doch das gleiche Hotel
gebucht, kannten aber meine Handynummer nicht und fanden es trotz
größter Anstrengungen auch nicht heraus. Dummer Zufall,
ich hätte Ottos Nummer gehabt.
Wir begaben uns dann mit dem Auto zum Startgelände, Parkplätze
im Gewerbegebiet und im Umfeld von Siemens/Infineon gab es genügend.
Vor uns gingen noch die Skater nach Geschlechtern getrennt mit einem
Affenzahn auf die Strecke, es gab jeweils einen Sturz, ich kann
nur sagen, das sieht brutal aus.
Nun zur Strecke: es handelt sich um eine Wendepunktstrecke, die
sich aus der Stadt in der Nähe der Donau bis zur Wende nach
Illkofen als Landschaftslauf erstreckt, das liegt einiges hinter
der Walhalla (komme ich noch später darauf zurück). Zuschauer
stehen deshalb eher in der Stadt Regenburg selbst, in den kleinen
Dörfern Barbing, Sarching, Friesheim und Illkofen ist das Zuschauerinteresse
der natürlichen Größe angepasst, aber das wusste
man schon vorher oder man konnte es sich denken.
Tanja und Otto wollten zusammen laufen, für Tanja war es der
erste Marathon seit über 2 Jahren, sie war doch etwas nervös
nach so einer langen Zeit, aber dafür hatte sie den Routinier
Otto an ihrer Seite. Ich hatte das selbst gesteckte Ziel, voller
Angriff, aber da es schon am Samstag brutal heiß war, wusste
ich nicht, ob das eine gute Idee war.
Gott sei Dank war es in der Früh bewölkt und ich hatte
doch wieder Hoffnung.
Ich kann mich an die Strecke selbst nur wenig erinnern, da eigentlich
nicht viel bemerkenswertes los ist, ich konzentrierte mich auf meine
Zeit, meinen Laufstil und überlegte, wie ich mich so fühle.
Was mir im Gedächtnis blieb ist, dass es außerhalb von
Regensburg bei ca. km 7 viel Seitenwind gab, ich das Gefühl
hatte leicht bergauf zu laufen und das beinahe schnurgerade 2 km.
Schon da musste ich eine Menge Kraft einsetzen um mein Tempo zu
halten. Bei km 25 am Sarchinger See hatte ich eher das Gefühl
bergab zu laufen (die Höhenunterschiede sind beim Regensburger
Marathon minimal), das bedeutete für den Rückweg nicht
Gutes.
Beim Wendepunkt nach 21,1 km in Illkofen war ich exakt in meinem
Zeitplan (natürlich wie immer mit Puffer) aber jetzt kam die
Wärme immer stärker auf und ich wusste, dass der Rückweg
mit dem gleichen Tempo nicht zu halten ist und es zu einer neuen
Bestzeit nur mit ganz viel Glück reichen würde. Bei km
24 kamen mir Tanja und Otto entgegen, sie waren sehr gut unterwegs.
Am Sarchinger See bei km 25 überholte mich die später
drittplazierte Frau, ab da ging es schon fast wie erwartet mit meinem
Tempo ganz langsam runter. Bei km 30 war dann auf einmal richtiger
Verkehr, why?
Die Halbmarathonis, die später auf die Strecke gingen hatten
da ihren Wendepunkt und jetzt ging es zusammen zurück ins Ziel.
Später kamen auch noch die 10 km Starter hinzu, den Wettbewerb
gibt es nämlich auch noch. Als das Ortsschild Regensburg in
Sichtweite war könnte man denken: bald geschafft, Pustekuchen,
bis ins Ziel sind es noch 7 km.
Kurz danach ging es schon über die bereits vorher erwähnte
Steinerne Brücke, wo eine Menge Zuschauer sind. In der Innenstadt
läufst du von selbst und wirst durch die Anfeuerungen getragen,
ich konnte meine Endzeit schon ungefähr ausrechnen und konzentrierte
mich auf das Erreichen knapp über meiner persönlichen
Bestzeit, aber auf jeden Fall unter 3:15. Im Ziel angekommen war
ich glücklich, man sieht (siehe Foto) dass ich am Limit lief
und wartete auf meine Teamkollegen.
Bei Tanja sah ich den Zieleinlauf, sie erfüllte ihr selbstgestecktes
Ziel unter 4 Stunden zu bleiben. Otto kann ca. ¼ Stunde später
ins Ziel und war mit sich ebenfalls zufrieden, da er einen lockeren
Lauf machen wollte. Wir trafen uns im Biergarten am Messegelände
und füllten unsere Körperwasserdefizite entsprechend mit
Bier und Radler auf.
Wir trafen dort noch ein US-Ehepaar (Linda und Ron), er läuft
in diesem Jahr auch noch den Jungfrau Marathon und lud mich zu seinem
Heimatmarathon den Big Sur Marathon in Kalifornien auf dem berühmten
Highway 1 ein. Wir tauschten unsere e-mail Adressen aus, vielleicht
treffe ich ihn bei der Jungfrau wieder und schaffe es doch mal nach
Kalifornien zu kommen.
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