Am Samstag
machen wir uns wieder auf den Weg ins Niederbayerische Bäderdreieck
nach Bad Füssing. Gabi und mir, haben sich heuer auch Margot,
Jan und die "Schleli's" angeschlossen, Martin läuft
hier eh jedes Jahr und Petra war letztes Mal auch schon dabei.
Die Fahrt über die A8, A92 und A3 ist zwar nicht die kürzeste
aber auf alle Fälle die schnellste. Wenig Verkehr hat’s
auch heut wieder von München bis Passau, da kann man ordentlich
Gas geben. Für uns kommen so über 260 Kilometer zusammen,
die wir in guten 2 Stunden fahren. Drei Kilometer vor der Grenze nach
Österreich verlassen wir die Autobahn, dann sind es noch 15 km
bis Bad Füssing. Der Kurort hat ca. 7.000 Einwohner und 15.000
Gästebetten mit ca. 3 Millionen Übernachtungen pro Jahr.
1938 – bei der Suche nach Öl – wurden die Thermalquellen
gefunden. Das 56 Grad warme Thermalwasser hilft unter anderem bei
Arthritis, Wirbelsäulenleiden und Stoffwechselkrankheiten wie
Gicht und Osteoporose. Wir sind glücklicherweise alle noch gut
beinand und kommen hier nur zu unserem Laufvergnügen her.
Veranstalter des Marathons ist das Johannesbad, es bietet auch in
seinen erstklassigen Hotels besonders günstige Übernachtungsraten
für die Läufer an und zusätzlich mit den Startunterlagen
gibt es kostenlosen Eintritt ins Thermalbad für Samstag und für
Sonntag sogar zusätzlich für eine Begleitperson. Dazu sind
im Startgeld enthalten, ein köstliches Nudelgericht mit Salat,
2 Freigetränke (das können auch Erdinger Weißbiere
sein), eine Medaille, Urkunde und eine Massage am Sonntag, da kann
man bei 20 € für den Halben und 25 € für den Ganzen
nicht meckern.
Als erstes fällt mir bei der Ankunft gleich der Anbau vor dem
Johannesbad auf, in nur 7 Monaten wurde hier ein neuer Eingangsbereich
mit Cafe geschaffen, weitere Investitionen sollen noch folgen, den
Läufern steht dadurch vor dem Rennen, noch wesentlich mehr Platz
zum Warmhalten zur Verfügung. Nach dem Abholen der Startunterlagen
lösen wir auch gleich unsere Freikarten für die Therme ein.
Bad Füssing selbst ist kein gewöhnlicher Kurort, sondern
eine architektonisch geplante "Insel", die nur für
die Bedürfnisse der Besucher und Patienten gebaut ist, die doch
überwiegend vom älteren Semester sind. Na ja, ein bisschen
Gemütlichkeit vermissen wir hier eigentlich schon beim Spaziergang
durch die Straßen. Am Abend statten wir dann auch wir noch einer
Klinik den Besuch ab, um uns für den bevorstehenden Lauf zu präparieren.
Ganz überzeugen kann uns aber die "Bierklinik" mit
angeschlossener Weinstube nicht. Die "Schöllis" sind
nicht dabei, Magic hatte sich für den nächsten Tag einiges
vorgenommen.
Strahlender Sonnenschein mit Temperaturen etwas über dem Gefrierpunkt
empfangen uns am Sonntagmorgen. Jeder Teilnehmer bekommt gratis einen
Spind im Bad, wo man sich bequem im Warmen umziehen kann. Das Gebäude
verlassen muss man eigentlich auch erst zwei oder drei Minuten vor
dem Start, im Winter doch oft ein unschätzbarer Vorteil, wenn
draußen Eiseskälte herrscht. Der Vorraum und das Restaurant
bieten locker allen Sportlern vor dem Start Platz. Unsere Mädels
studieren noch eifrig die Laufstrecke auf dem Plan, vielleicht läßt
sich ja irgendeine willkommene Abkürzungen finden. Siggi erscheint
gleich mit Radlkleidung, Radl und natürlich ihrer Kamera um uns
live direkt an der Strecke abzulichten. Sie wird es wieder auf einige
Kilometer bringen.
Pünktlich erfolgt der Start für Marathon und HM um 10 Uhr.
Heute stehen mit dem 10er über 2000 Läufer an der Startlinie.
Die ersten Kilometer geht’s erstmal durch den Ortsteil Safferstetten,
hier hat man auch seiner Zeit die Thermalquellen entdeckt. Gleich
nach ca. einem Kilometer kommt schon die erste Verpflegungsstelle,
die ist aber mehr für die Marathonis gedacht, die dann hier dann
am Anfang ihrer zweiten Runde vorbei kommen werden, aber immerhin
einen warmen Tee kann man auch jetzt schon bekommen.
Siggi wartet bereits nach wenigen Km’s, um mich und Speedy
vor die Linse zu bekommen. Bei der 5 Kilometer-Marke steht wie jedes
Jahr ein Zeitnehmer und gibt uns die aktuelle Laufzeit durch. Ein
Stück weiter erreichen wir dann schon die erste richtige Getränkestation
in Kirchham mit Obst und Riegeln. Vorbei an der Kirche St. Martin
biegen wir links ab. Genau hier irgendwo soll dann auch einmal die
geplante A 94 vorbeiführen, die Passau mit München verbinden
soll, hoffentlich bleibt dann auch unsere wunderbare über kleine
romantische Landstraßen führende Marathonstrecke davon
unbetroffen.
Petra schließt sich hier einer kleinen Gruppe an, die den
Marathon knapp unter 4 Stunden planen, für sie die optimalen
Pacer auf dem Weg, ihre 2 Std. HM-Marke zu knacken. Margot mag’s
heute lieber doch etwas gemütlicher und lässt Petra zulaufen.
Kurz dahinter ist auch der Dietmar Mücke, heute läuft
er im Mozart-Outfit, bekannter ist er eigentlich als barfußlaufender
Pumuckl aber vielleicht war ihm heute doch der Boden zu frostig.
Viele Tausend Euro für Bedürftige und Kranke hat er auf
diese Weise auf den Marathonstrecken schon gesammelt.
Bei mir läuft es ausgezeichnet, eigentlich wollte ich nur
einen 4:40er Schnitt laufen aber meine Beine sind wieder einmal
vom Red Bull richtig beflügelt, so dass ich locker einen 4:30er
drauf habe. Viel weiter vorne im Feld rennt Magic, er will’s
heute wissen und die 3 Stunden im Marathon knacken.
Bei KM 10 kommen wir nach Hart, auf der ersten Runde gibt es da
noch keine Probleme aber die Marathonis werden später hier
noch mal bei km 31 durchkommen, da wird’s dann auch richtig
hart. Wenig später laufen wir auf der Landstaße direkt
auf die Wallfahrtskirche St. Leonhard in Aigen am Inn zu. Sie steht
so richtig im gleißendem Licht umgeben von leichten Nebel,
die Leonhardiwallfahrt von Aigen ist die älteste in Bayern,
Berichten nach geht die Wallfahrt auf eine vom Inn angeschwemmte
hölzerne Leonhardifigur zurück.
Wenn wir schon bei Sagen und Berichten sind: wie kam es eigentlich
dazu, hier einen Marathon auszurichten? Ich werd's euch verraten:
Vor 15 Jahren verirrte sich eine Gruppe junger Läufer/innen
ins Johannesbad und senkte den Altersdurchschnitt doch deutlich,
da dachte sich der Besitzer des Johannesbades und jetzige Namensgeber
und Sponsor, es würde sich doch für das Erscheinungsbild
wirklich gut machen, wenn sich nach Bad Füssing auch ein mal
paar jüngere und gesunde Menschen wagen würden und schließlich
sind sie auch die Klientel von "Morgen" und so initiierte
er diesen Lauf !?!?
Ja, da hab ich euch jetzt aber einen schönen Bären aufgebunden.
Bei den vielen alten Menschen hier kommt man aber auch wirklich
auf solche Gedanken.
Wunderbar ist es heute in der Sonne zu laufen, der Kurs ist auch
sehr abwechslungsreich und wechselt ziemlich oft die Richtung, vor
den, von Läufern gefürchteten, kilometerlangen Geraden
bleiben wir hier verschont. Die nächsten Ortschaften sind Irching
und Holzhäuser, da gibt’s auch wieder was zum trinken.
Ab hier laufen wir mal ein Stück ostwärts, eine leichte
eisige Prise kommt einem auf diesem Abschnitt entgegen, bald ist’s
aber wieder vorbei. Vor Egglfing wechseln wir schon wieder die Richtung.
Nach dem Ort gilt es die einzigen Höhenmeter auf dem sonst
topfebenen Kurs zu überwinden, sind aber höchstens drei
(3) oder vier, wir müssen nämlich unter einer Unterführung
durch um die Bundesstraße zu über(unter)queren.
In Riedenburg kann ich schon den Zielsprecher hören, ich bin
kurz vor dem Ziel, da ich mich immer noch ungewöhnlich gut
fühle, kann ich ab Kilometer 19 noch ein Schippe drauflegen,
meine Uhr sagt mir: 1:35 sind locker drin. Im Ziel bekommen alle
eine wunderschöne blaue Glasmedaille umgehängt. Margot
hatte vor kurzem im Fernsehen eine Siegerehrung verfolgt, bei der
die Sportler eine Glasmedaille bekamen, daraufhin hat sie sich gleich
zum Lauf in Bad Füssing angemeldet, weil es hier jedes Jahr
so eine gläserne Medaille gibt.
"Magic" Martin geht bei der HM-Zeit mit 1.28 durch, der
ist wirklich top drauf. Mich treibt es erstmal zu einigen Bechern
warmen Tee und danach zum Erdinger Stand ins warme Verpflegungszelt.
Dieser Gerstensaft ist doch immer wieder eine Wohltat nach so einem
Rennen. Frisch gestärkt warte ich auf die Zielankunft von Jan,
Petra und Margot. Petra hat ihr Ziel erreicht und kommt freudestrahlend,
angeführt von ihrer Pacertruppe mit 1:58 ins Ziel. Margot schafft
es mit ihren 2:09 den 3. Platz in der Altersklassenwertung zu erreichen
und einen tollen Glaspokal mit nach Hause zu nehmen. Speedy war
schon durch, im Verlauf der zweiten Runde muss er wieder einmal
mit Krämpfen kämpfen und so einige Gehpausen einlegen,
dennoch kommt er mit guten 3:29 ins Ziel, er selbst ist nicht ganz
zufrieden damit und grantelt ein bisserl rum, vielleicht hat er
uns deswegen auch seinen Geburtstag unterschlagen, wir hätten
gegen eine kleine Feier nichts gehabt.
So richtig einen rausgehaut hat aber heute Magic, er schafft es
doch tatsächlich die Sub 3 zu unterbieten, mit einer 1:30 auf
der zweiten Runde kommt er als Gesamt 15., mit einer Zeit von 2:58:16
ins Ziel, leider verfehlt er mit dem 4. Platz in der AK das Stockerl
knapp.
Ich mache mich gleich auf den Weg zur Massage. Wirklich nett ist
hier, dass die Männlein von Frauen und umgekehrt auch die Frauen
von männlichen Masseuren nach dem Rennen durchgeknetet werden.
Und danach erwartet mich noch die rund 4.500 qm Wasserfläche
mit hochwirksamem Heilwasser in den 13 Becken des Johannesbades.
Im Außenbereich hat das Wasser eine Temperatur von 35°
C, wirklich wohltuend für die geschundene Muskulatur nach so
einem Rennen. Bad Füssing war wirklich mal wieder eine Reise
wert, kann man nur jedem bedenkenlos weiterempfehlen.
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